Chinas Börsen brechen ein - was bedeutet das für Deutschland?
In China ist der Aktienhandel an den Börsen für den Rest des Tages ausgesetzt worden. Der Grund ist ein Einbruch um mehr als sieben Prozent. Dass dieser Kurssturz eine neue Asienkrise auslösen könnte, halten Experten jedoch für unwahrscheinlich.
Vor allem schlechte Wirtschaftsdaten haben die Börse in Schanghai einbrechen lassen. Erstmals wurde der Handel sogar ganz abgebrochen. Eine neue Regelung machte dies möglich. Chinas Regierung zog damit die Lehren aus den Kurseinbrüchen des vergangenen Jahres gezogen. Binnen weniger Wochen war die Börse Schanghai vergangenen Sommer um 30 Prozent eingebrochen, nachdem sich die Kurse zuvor in Blitzgeschwindigkeit mehr als verdoppelt hatten.
Peking hatte daraufhin den Handel mit Aktien beschränkt und großen Aktionären, also Banken oder Fonds, den Aktienkauf komplett verboten. Dieses Verbot soll dieser Tage fallen.
"Und deshalb haben heute sehr viele Anleger die Chance genutzt, um noch zu verkaufen, eben aus der Angst heraus, dass noch mehr Material in den Markt kommt",
erklärt Arthur Brunner, Aktienhändler bei der ICF Bank. Auch sein Kollege Fidel Helmer vom Bankhaus Hauck & Aufhäuser glaubt nicht, dass der Kurssturz eine neue Asienkrise auslösen könnte.
"Wir haben ja eine ähnliche Situation im vergangenen Jahr schon ein paar mal gehabt und die chinesischen Börsen haben sich dann immer wieder gefangen. Ich glaube, dass das auch dieses Mal wieder der Fall sein wird."
"Deutsche Wirtschaft ist abhängig von der chinesischen"
Dennoch schaut nicht nur die Börse gebannt auf die Wirtschaft im Reich der Mitte. Denn für deutsche Exporteure hat sich China zu einer Art El Dorado entwickelt. Die starken Wachstumsraten dort schlugen sich unmittelbar in den Bilanzen nieder.
Arthur Brunner: "Natürlich ist die deutsche Wirtschaft abhängig von der chinesischen. Das sieht man heute bei den Verlierern. Es sind vor allem Automobilwerte und Maschinenbau betroffen. Man muss aber auch sehen. Die Börse in China spiegelt nicht unbedingt die wirtschaftliche Lage wieder."
Doch es hakt in der Wirtschaft. Zum fünften Mal in Folge meldete die Industrie deutlich sinkende Produktionszahlen. Auch die Exporte Chinas gehen stetig zurück. Das ist ein Alarmsignal, vor allem für deutsche Maschinenbauer, die Chinas Fabriken ausrüsten.
Maschinenbauverbandspräsident Reinhold Festgen rechnet für seine Branche mit fünf Prozent Rückgang in China: "China wandelt sich zu einem Technologiestandort. Das ist eine Chance für den deutschen Mittelstand. China hat aber auch die Schwierigkeit, dass sie in der Vergangenheit doch etliche Fehler gemacht haben, die den Fortschritt bremsen."
Mittel- bis langfristig ergeben sich also wieder Chancen für deutsche Lieferanten. Überhaupt liefert China kein einheitlich schwaches Bild, erklärt Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Diba:
"Was bei China wichtig ist, diesen Unterschied zu machen zwischen der Industrie – da läuft es nicht so gut – gleichzeitig gibt es den Dienstleistungssektor, den Konsum, und der ist in China deutlich besser als es die Börse weismachen will."
Weil der Konsum stark bleibt, glaubt Brzeski, dass die Autoindustrie unter der Schwäche kaum leiden wird.