Ein Holocaust-Mahnmal vor Höckes Haustür
Das Zentrum für politische Schönheit hat dem AfD-Rechtsaußen Björn Höcke eine stark verkleinerte Version des Berliner Holocaust-Mahnmals vor die Tür gestellt. So hat Höcke nun täglich einen direkten Blick auf das "Denkmal der Schande", wie er es selbst einst nannte. Fragt sich jetzt nur: wessen Schande?
Kurz nach 12 Uhr hatte sich bereits ein Kamerateam vor die Betonstelen gestellt, um Aufnahmen zu machen. Der Kameramann schwenkte über die grauen Quader: Sie erinnern an das Holocaust-Mahnmal, stehen aber nicht in Berlin - sondern im thüringischen Bornhagen, auf dem Nachbargrundstück des AfD-Politikers Björn Höcke.
Mit der Aktion reagiert das Künstlerkollektiv "Zentrum für politische Schönheit" (ZPS) auf die Dresden-Rede Höckes, in der der AfD-Politiker das Holocaust-Mahnmal als ein "Denkmal der Schande" bezeichnet hatte. "Weil Höcke ein heimlicher Verehrer des Denkmals ist, bauen wir es ihm jetzt direkt vor das Haus. Dafür brauchen wir deine Hilfe. Spende jetzt deine Stele für Björn Höcke", heißt es in einem Youtube-Trailer zu der Aktion.
Zaun an Zaun mit dem "Poster-Boy der Rechten"
Das Künstlerkollektiv gibt an, den Politiker monatelang ausspioniert zu haben:
"Das Zentrum für politische Schönheit lebt seit zehn Monaten Zaun an Zaun zum Poster-Boy der Rechten. Der Thüringer Verfassungsschutz deckte und protegierte über Jahre den Terror der NSU. Deshalb haben wir den zivilgesellschaftlichen Verfassungsschutz Thüringen gegründet. Weil das Bundesamt für Verfassungsschutz Björn Höcke nicht beobachtet, läuft hier seit der Dresdner Rede eine der auffälligsten Langzeitbeobachtungen des Rechtsradikalismus in Deutschland."
Ob das so stimmt? Da ist unser Landeskorrespondent für Thüringen vorsichtig. Henry Bernhard sagte in unserer Sendung "Studio 9", die Observierung sei erst mal nur eine Behauptung. "Hier hängen auch ein paar Kameras rum - ob das Fake-Kameras oder richtige sind, weiß ich nicht." Auf Nachfrage habe sich das Zentrum auch nicht äußern wollen, was man eigentlich genau gemacht habe, berichtet Bernhard - dabei gehe es ja letztlich auch um mögliche Straftaten.
Das Komische und Originelle wahrnehmen
Dennoch ist dem Zentrum ein echter Coup gelungen: "Ein starkes Bild", so Bernhard. Der Kulturwissenschaftler Thomas Macho sagte im Deutschlandfunk Kultur, die Aktion werde wohl wenig ändern, hole Höckes Rede aber noch mal ins öffentliche Bewusstsein.
"Am wichtigsten wäre, das Komische und das Originelle an solchen Aktionen mit wahrzunehmen, denn faktisch sind wir ja längst in der Situation, dass uns die Medien unentwegt die ganze Welt in den eigenen Garten holen (...), und jetzt steht's halt sozusagen in Nachbars Garten und ist da präsent."
Auch mit dem Begriff der Schande lässt sich in diesem Sinne spielen. Denn beim "Denkmal der Schande" muss es nun nicht mehr um die Schande gehen, wie sie Höcke versteht und als Provokation gebrauchte. Es ist auch Höckes ganz eigene "Schande" und das entsprechende Denkmal dazu, das jetzt in seinem Heimat-Dorf Bornhagen steht.
Höcke soll auf die Knie fallen
Dazu passt, dass sich das Zentrum wünscht, Höcke möge per Kniefall seine Läuterung beweisen. Doch bisher hat Björn Höcke noch nicht reagiert. (ahe/lk)