Aktion gegen "Manspreading"

Die Strafe für breitbeiniges Sitzen

05:32 Minuten
©PHOTOPQR/LE PARISIEN//OLIVIER ARANDEL ; PARIS 15/06/2017 Le "manspreading" désigne la manière de s'asseoir les jambes très écartées dans les transports publics. manspreading in Paris, France, transports Foto: Lp/Olivier Arandel/MAXPPP/dpa |
Anna Dowgaljuk kritisiert die Haltung hinterm breitbeinigen Sitzen: "Demonstration von Alpha-Männlichkeit." © MAXPPP
Sabine Stöhr im Gespräch mit Timo Grampes |
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Eine russische Jura-Studentin hat ein Video veröffentlicht, in dem sie breitbeinig in der U-Bahn sitzenden Männern Flüssigkeit in den Schritt schüttet – Flüssigkeit, die Flecken hinterlässt. Anna Dowgaljuk will damit das "Manspreading" kritisieren.

Anmerkung der Redaktion:
Wir prüfen aktuell die Möglichkeit, dass das Video gestellt ist. Sobald uns genaue Informationen vorliegen, werden wir diese hier veröffentlichen.

In Madrid hat es der Magistrat verboten und weist zwischen den Symbolen "Kein Eis essen" und "Nicht Rauchen" in den öffentlichen Verkehrsmitteln mit einem eigenen Symbol darauf hin, dass man sich doch bitte nicht breitbeinig hinsetzen möge – kein Manspreading also, wie es im Fachjargon heißt.
Auch in New York, San Francisco und Istanbul gab es schon Kampagnen gegen das breitbeinige Hinfläzen in Metro, Tram oder Bus, das bevorzugt von Männern praktiziert wird. Es ist also ein Phänomen mit weltweitem Polarisationspotential.

Bleiche-Gemisch in den Schritt

Jetzt ging ein Video aus Russland viral, das Anna Dowgaljuk auf Youtube hochgeladen hat und das schon Millionen Klicks erreicht hatte, bevor es gesperrt wurde. Darin war eine junge Frau in einem Sankt Petersburger Metro-Waggon zu sehen, die zu einem drastischen Mittel greift, wie Sabine Stöhr berichtet. "Die junge Frau hält eine große, durchsichtige Plastikflasche in der Hand und kippt deren Inhalt in den Schoß von sitzenden Männern, die ihre Beine beim Sitzen gespreizt halten. Das Ganze geschieht ohne Vorwarnung."
Das Wasser sei mit Bleiche gemischt: Es fresse die Farbe binnen Minuten aus den Stoffen und hinterlasse Flecken, erklärt die 20 Jahre alte Jura-Studentin, die sich auch für Zeitschriften hat fotografieren lassen und an einem Schönheitswettbewerb teilgenommen hat.
Sie sagt von sich, sie sei keine Feministin, sondern eine gesellschaftliche Aktivistin. Sie wolle auf Situationen aufmerksam machen, die den männlichen Sexismus ausdrückten.

Aktivismus gegen Gender-Aggression

Zu dem Video hat Dowgaljuk auch einen Text gestellt, in dem sie ihre Aktion erklärt. Sie sagt darin, Manspreading sei eine Art Gender-Aggression. Im Video sagt sie zudem, mit dieser Art zu sitzen demonstrierten Männer ihre Alpha-Männlichkeit vor Frauen und Kindern und die verdiene Verachtung. Wer sie öffentlich zur Schau stelle, werde öffentlich abgekühlt.
Das Video gegen Manspreading ist ihr zweites Werk, zuvor hat sie ein Video gegen "Upskirts" hochgeladen, also gegen die Unart mancher Männer, Frauen unter die Röcke zu fotografieren.
Die Reaktionen auf das neue Video in Russland seien "eher zwiespältig bis negativ", berichtet Stöhr. Auf Youtube gingen doch viele Daumen nach unten. Da wolle jemand, so manche User, einfach nur Aufmerksamkeit, andere Nutzer schrieben, man habe im Land doch wahrlich andere Probleme.
Passiert ist Dowgaljuk bisher nichts. Das staatsnahe Fernsehen habe ihrer Aktion sogar eine Reportage gewidmet, berichtet Sabine Stöhr. Darin sagt ein Jurist allerdings, dass ihr wahrscheinlich eine Strafe wegen Sachbeschädigung drohen kann – wegen der Bleiche in der Flasche.
(mf)
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