Fridays for Future meldet sich zurück
04:16 Minuten
Die Klimaschutzbewegung Fridays for Future ruft wieder zum Streik auf. Weil Demonstrationen wegen der Coronapandemie nicht möglich sind, ist Kreativität bei den Protestformen gefragt. Stuttgarter Schülerinnen machen sich Gedanken.
"Valeria brauchst du noch Stoff, um Banner zu malen?"
Valeria steht vor einem Mehrfamilienhaus in der Stuttgarter Innenstadt und nimmt den Stoff entgegen. Die Schülerin will die weißen Tücher mit Botschaften versehen.
"Wir haben eine Liste mit Sprüchen - von ‚Klimaschutz jetzt! ‘ bis ‚Hört auf, euer Zuhause zu zerstören‘."
Auftragsarbeiten, die bei der Fridays-for-Future-Aktivistin in Stuttgart ankommen. Valeria geht ins Haus zurück.
"Danke fürs Malen."
Lucia Parbel und Nisha Toussaint-Teachout verabschieden sich. Die beiden Pressesprecherinnen von Fridays for Future Stuttgart liefern das bestellte Material aus.
"Wir haben eine Liste mit Orten, die alle Banner wollen und die müssen wir jetzt abarbeiten."
Schockstarre überwinden
Die Bewegung möchte sich wieder sichtbar in den Städten zurückmelden. Es habe einfach ein bisschen gedauert, auch so eine gewisse Schockstarre zu überwinden, sagt Studentin Lucia Parbel.
"Und was wir dann gemacht haben,Schockstar zu überlegen: Was können wir trotzdem machen? Also haben wir angefangen, einen Podcast aufzunehmen und ein paar von uns haben ein Online-Magazin gestartet."
Mit dem Rad fahren die beiden jungen Frauen durch die Stuttgarter Innenstadt. Ein Schüler hat Plakate bestellt, frei Haus bekommt er das Material geliefert. Studentin Nisha Toussaint-Teachout nimmt mehrere Plakate aus ihrer Fahrradtasche:
"Hier steht drauf: ‚Treat every crisis like a crisis’. Natürlich angelehnt an die Corona-Krise und dann: ‚Klimagerechtigkeit jetzt‘."
Und weiter geht es zur nächsten Bestelladresse. Unterwegs sagt Nisha:
"Wir können jetzt nicht die Klimakrise hinten anstellen, nur weil es gerade auch in einer anderen Ecken brennt. Wir müssen diese beiden Krisen verbinden. Ich frage mich: Was bringt es, wenn wir jetzt Corona als Krise ernst nehmen und irgendwie überwinden und danach schaffen wir die Klimakrise nicht?"
Botschaften mit Kreide auf dem Gehweg
Mit einem Stapel Plakate stehen die beiden Aktivistinnen nun in einem Bioladen beim Stuttgarter Marienplatz.
Im Laden klebt Nisha ein Plakat auf einen Pfeiler, Lucia bringt zwei Plakate an der Eingangstür an. Eine Demo wie vor Corona gibt es nicht, ein Livestream soll dafür die bundesweiten Aktionen übertragen. Die KlimaschützerInnen fordern dazu auf, Plakate sichtbar anzubringen und Banner aus den Fenstern zu hängen. Bei einem Spaziergang könnten auch Botschaften mit Kreide auf Wegen hinterlassen werden:
"Ich habe auch richtig Lust, dass die Stadt danach richtig ein bisschen politischer aussieht. Nicht nur diese Forderungen an einem Tag, sondern jeden Tag. Ich bin da ein bisschen inspiriert durch Spanien, wo ja von jedem zweiten Balkon irgendetwas raushängt und ich glaube, das können wir auch hier viel mehr ausnutzen."
Wer bekommt die nächste Lieferung? Beide Frauen schauen in ihre Handys. Es ginge nun darum, nicht die Falschen mit Rettungsschirmen zu unterstützen, sagt Lucia und steigt auf ihr Rad. Noch sei das Geld nicht vollständig verteilt:
"Und es ist noch die Möglichkeit da, dass es so eingesetzt wird, dass es die Branchen rettet, die uns in die fossile Abhängigkeit treiben. Und das ist jetzt das Wichtigste. Weil, wenn wir uns jetzt mit Milliarden aus dieser Krise retten, und die gleichen klimaschädlichen Subventionen austeilen aus Steuergeldern wie in den vergangenen Jahrzehnten, das ist der Sargnagel für 1,5 Grad. Das muss man so deutlich sagen."
Dringend müsse zum Beispiel die Solarbranche unterstützt werden, sagt die Studentin und fährt los.