Aktionskünstler Jean Peters

"Wichtig ist es, nach oben und nicht nach unten zu treten"

10:04 Minuten
Ein gut gelaunter junger Mann mit weißem Hemd und roter Kappe. Er steht zwischen leuchtend grünen Bäumen. Das Porträt ist von unten aufgenommen, die Kamera lenkt den Blick in den Himmel.
"So schwer ist es nicht zu erkennen, was richtig und was falsch ist", meint Jean Peters. © Ivo Mayr
Jean Peters im Gespräch mit Joachim Scholl |
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Mit seinen Aktionen sorgt das Kollektiv "Peng!" für Überraschungen bei Parteien, Waffenkonzernen oder Geheimdiensten. Jean Peters berichtet in seinem Buch "Wenn die Hoffnung stirbt" über künstlerischen Widerstand und seine ethischen Grundsätze.
Als Clown verkleidet, warf der Aktionskünstler Jean Peters vor fünf Jahren der AfD-Politikerin Beatrix von Storch eine Torte ins Gesicht. Für den Tortenwurf wurde er wegen tätlicher Beleidigung zu 50 Tagessätzen verurteilt. Und er erhielt Morddrohungen von Rechten.
"Wir sind immer noch in Deutschland. Wenn man sich für Geflüchtete einsetzt, dann bekommt man eben Morddrohungen", sagt Peters lapidar dazu.

Politisch und medienwirksam

Seine Aktionen sind politisch und zielen auf Medienaufmerksamkeit. Peters plant sie mit dem Künstler-Kollektiv "Peng!", das 2013 gegründet wurde.
"Wir schworen uns, nie offenzulegen, wie viele wir sind, wie wir heißen und was als Nächstes kommen mag, daher vermeide ich hier Details", schreibt er dazu in seinem soeben erschienen Buch "Wenn die Hoffnung stirbt, geht’s trotzdem weiter - Geschichten aus dem subversiven Widerstand".

Rechenschaftsbericht und Chronologie

Das Kollektiv ließ unter anderem bei einer Tagung des Shell-Konzerns Öl sprudeln. Oder sorgte mit einem Aussteigerprogramm für Geheimdienstmitarbeiter für Furore. Einen genauen Überblick gibt Peters in seinen "Geschichten", die eine Mischung aus Rechenschaftsbericht und Chronologie der Ereignisse sind.
Er versuche, mit seinen Aktionen Verzweiflung zu verarbeiten und "an den Umständen etwas zu ändern", sagt der Autor. Gewalt lehne er strikt ab: "Ich möchte niemandem wehtun, niemandem körperlich wehtun."

Widersprüche sichtbar machen

Machtkrusten des politischen Alltags aufbrechen und Widersprüche mächtiger Organisationen und Personen deutlich machen - das sei sein Thema, sagt Peters, der in London und Berlin Politikwissenschaften studiert hat. "Wichtig ist es eben immer, nach oben und nicht nach unten zu treten."
Auch in unserer heutigen komplexen Welt sei es nicht so schwer zu erkennen, was richtig und was falsch ist, meint er. So seien beispielsweise 70 Prozent der Deutschen gegen Waffenexporte und trotzdem exportiere Deutschland Waffen an Nicht-Nato-Staaten und Diktaturen. Bei solchen Widersprüchen bekomme er Lust, sich "reinzuhacken".
Dabei glaubt der Aktivist fest an den Rechtsstaat. "Wir haben eine Situation, in der ich ziemlich weitgehen kann", sagt er. Er sei "als weißer Mann" in Deutschland im Vergleich zu Menschen, die keinen Pass haben, "relativ gut geschützt", solange er sich an bestimmte ethische Regeln halte.
(huc)

Jean Peters: "Wenn die Hoffnung stirbt, geht’s trotzdem weiter - Geschichten aus dem subversiven Widerstand"
S.Fischer-Verlag
256 Seiten, 21 Euro

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