Subversive Politik mit den Mitteln der Kunst
AfD-Politikerin Beatrix von Storch bekommt von ihnen eine Torte ins Gesicht, Urlauber rufen sie dazu auf,
Flüchtlingen bei der Einreise zu helfen: Die Politaktivisten vom Peng Collective haben sich zum Ziel gesetzt, "das Böse mit einem Lächeln abzuschießen".
"Ja, cool, dass ihr da seid. Wir machen heute den Workshop 'How to bust evil with a smile' ... wir sind von Peng ..."
Zum Workshop begrüßt Ruben - Typ: Hipster und Schwiegermutters Liebling - ein knappes Dutzend Teilnehmer. "How to bust evil with a smile" ("Wie man das Böse mit einem Lächeln abschießt") will er erklären und man kann sich Ruben auch gar nicht anders vorstellen, als ein freundlich lächelnd mit seiner Armbrust auf das böse zielender Robin Hood.
Rubens Sherwood Forest sind die sozialen Medien. Hier sind er und seine Mitstreiter von Peng Collective zuhause:
"Was wir sind, wissen wir selber nicht so genau. Auf jeden Fall machen wir letztendlich politische Aktion zwischen Kunst und Aktion."
Subversive Taktik
Mindestens genauso wichtig oder noch wichtiger als die Aktion selbst ist, was davon in den Medien, auf Facebook oder Youtube weiterlebt.
"Cat content for social change."
Katzeninhalte für sozialen Wandel, das ist das Ziel. Denn Katzenvideos werden weitaus häufiger geklickt als investigative Hintergrund-Reportagen. Und am besten funktioniert die subversive Taktik, wenn der Gegner selbst für die PR für die Aktion übernimmt. Beispiel Vattenfall:
"Wir erklären heute: Vattenvall übernimmt Verantwortung für die Lausitz mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien, 100 Prozent Arbeitsplatzgarantie."
Das behauptete im April letzten Jahres zumindest ein angeblicher Sprecher vor einer Handvoll Journalisten im Foyer der Berliner Konzernniederlassung. Das offizielle Dementi der guten Nachricht erreichte weitaus mehr Medienvertreter und sorgte so für die Verbreitung der Peng-Aktion.
Nachahmung erwünscht
Aber die Peng-Leute verstehen sich nicht als heroische Einzelkämpfer. Nachahmer sind gewünscht. Zum Beispiel mit ihrer Aktion "Fluchthelfer.in".
"Ganz legal ist es ja nicht, was wir hier machen."
"Ich finde es unfair, dass ich mich frei bewegen darf - und er nicht."
"I have taken many risks, I need to reach a safe place."
Auf der gleichnamigen Homepage fährt ein bürgerliches Paar mit den Auto durch den Brenner-Tunnel von Italien nach Österreich, mit einem afrikanischen Flüchtling auf dem Rücksitz. Daneben gibt es Tipps und erste Rechtshilfe.
"Das war so'n Ausloten, wo sind wir voll in der Kunst, und wo sind wir gerade bei nem Aufruf zu Straftaten, wie es die Verfolgungsbehörden genannt haben."
Freiheit der Kunst
Im Zweifel konnten sich die Peng- Aktivisten bisher noch immer auf die Freiheit der Kunst berufen.
"Man muss sich, wenn man Grenzen überschreitet, schon sehr sicher sein, warum man das tut... Sich moralisch auch auf der sicheren Seite wissen."
Peng macht Politik mit den Mitteln der Kunst und mit dem unbedingten Sendungsbewusstsein echter Künstler. Die unsexy Mühen der politischen Ebene mit dem ewigen "sowohl als auch" ist ihre Sache nicht. Dass sie sich dabei stets mit weitaus mächtigeren Gegnern anlegen als sie selbst, macht sie zu sympathischen Enkeln Robin Hoods, des kleinen Däumlings aus dem Märchen oder Davids im Kampf gegen Goliath.
Ihre Ohnmacht ist ihre Stärke. Mal sehen, was Ruben und die anderen demnächst aushecken im Kampf gegen das Böse in der Welt zwischen Aktion und Kunst.
"Wie kann man diese Grenze ausloten und unberechenbar bleiben?"
Antworten garantiert demnächst auf der Homepage des Peng Collective und in den Nachrichten.