Alaa Al-Aswani: "Der Automobilclub von Kairo"

Eine ganze Gesellschaft in einem einzigen Haus

"Der Automobilclub von Kairo" von Alaa al-Aswani
Heute in unserem Adventskalender: "Der Automobilclub von Kairo" von Alaa al-Aswani © Deutschlandradio/ Verlag S. Fischer
Von Susanne Burg |
Der Literarische Adventskalender 2018 eröffnet mit der wärmsten Empfehlung für den neuen Roman von Alaa Al-Aswani. Der Wortführer der ägyptischen Oppositionsbewegung Kifaya veranschaulicht darin das Leben in einer Diktatur.
Ich verschenke den Roman "Der Automobilclub von Kairo" von Alaa Al-Aswani: Er spielt in einem exklusiven Klub in Kairo in den späten 1940ern. Die Briten herrschen noch in Ägypten – Gamal Abdel Nasser wird erst 1952 übernehmen – und in dem Club versammelt sich die dekadente Elite Ägyptens, isst, trinkt und spielt.
Um ihr Wohl kümmert sich eine Heerschar von ägyptischen Bediensteten. Der britische Chef beschäftigt sie, obwohl Ägypter - wie er sagt - faul, verschlagen und diebisch sind, aber europäische Angestellte sind zu teuer und nicht unterwürfig genug. Das Arrangement geht gut, bis einige Angestellte einen Aufstand proben und mehr Rechte und eine bessere Behandlung fordern.

Gut geölte Repressionsmaschine

Das Besondere an dem Buch ist, dass Al-Aswani in einem einzigen Haus eine ganze Gesellschaft abbildet. In diesem Mikrokosmos zeigt er die gnadenlos gut geölte Repressionsmaschinerie auf, zeigt, wie nach oben gebuckelt und nach unten geknüppelt wird. Der Bezug zur Zeit nach den Demonstrationen auf dem Tahrir-Platz 2011 ist nicht explizit, aber dennoch bewusst angelegt. Al-Aswani war Wortführer der ägyptischen Oppositionsbewegung Kifaya.
Als ich vor zwei Monaten in Kairo war, erlebte ich die Stimmung in der Kulturszene unter Präsident al-Sisi von Angst geprägt. "Der Automobilclub von Kairo" vermittelt, wie es sich anfühlen muss, in einer Diktatur zu leben - auf eine sehr zugängliche Art und Weise. Jedes Kapitel ist aus der Sicht einer bestimmten Person erzählt und endet mit einem Cliffhanger.
Ich will das Buch einer deutschen Freundin in Kairo schenken. Sie arbeitet dort an einer Uni und muss tagtäglich schauen, wie weit sie gehen kann in ihrem Unterricht.

Alaa Al-Aswani: "Der Automobilclub von Kairo"
Übersetzt von Hartmut Fähndrich
S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2015
656 Seiten, 12,99 Euro