Basketball

Wie Albas Frauen die Bundesliga rocken

06:24 Minuten
Spielerinnen der Basketballmannschaft von Alba Berlin
Die Basketballerinnen von Alba Berlin waren in ihrer ersten Bundesliga-Saison erfolgreich. © Tilo Wiedensohler
Von Thomas Wheeler |
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Alba Berlins Basketballer sind seit ihrer Gründung 1991 eine der erfolgreichsten deutschen Mannschaften. Seit dieser Saison spielt auch das Frauen-Team des Vereins in der Bundesliga – und schaffte es gleich bis ins Spiel um Platz drei.
Das Hinspiel verlieren die Alba-Frauen mit 46:67 gegen die Giro Panthers Osnabrück, aber in der ersten Bundesliga-Saison gleich unter den besten Vier – das ist ein Riesenerfolg!
Alle Teams, die in dieser Saison in Berlin gespielt haben, sind beeindruckt davon, was der Verein unter Trainer Christo Cabrera seit 2019 aufgebaut hat. Sein verlängerter Arm auf dem Spielfeld ist Kapitänin Lena Gohlisch:

Das, was alle sagen, ist, dass es Spaß macht, hier zu spielen, auch wenn man die Fans nicht sozusagen für sich hat. Es ist einfach schön zu sehen, dass das Interesse für Damen-Basketball da ist, weil oft wird gesagt, das ist Frauensport, ist eine Randsportart, aber man sieht: Es funktioniert.

Kapitänin Lena Gohlisch

Die 29-Jährige hat das Basketballspielen bei den Minis des Vereins erlernt. 
„Wir haben unsere eigene Identität geschaffen, und ich glaube, mit jedem Spiel merkt man, dass das Interesse wächst. Weil wir einfach superviel mitreißen, mit der Energie, mit der wir spielen.“

Basketball zum Anfassen

Das ist hier definitiv auch Basketball zum Anfassen. Denn nach Spielende sind alle jungen Fans an den Spielfeldrand gestürmt, die zum Teil selber Basketball spielen, um die Spielerinnen von Alba Berlin abzuklatschen, um sich Autogramme geben zu lassen.
Die Basketballerinnen von Alba Berlin bei ihren Fans (nach dem Spiel gegen die Giro Live Panthers Osnabrück)
Basketballerinnen von Alba Berlin bei ihren Fans. © Imago / Tilo Wiedensohler
Albas Frauenteam gibt es seit 2008. Los geht es damals in der Landesliga, der niedrigsten Spielklasse. Nach mehreren Jahren in der Ober- und in der Regionalliga gelingt 2018 der Aufstieg in die 2. Liga. Im vergangenen Jahr dann sogar der Sprung in die Bundesliga.
Ireti Amojo ist ehemalige Spielerin und jetzt strategische Koordinatorin bei Alba Berlin:
"Als ich gespielt habe, es gab keine weiblichen Vorbilder. Und jetzt ist es anders. Die Mädels kommen hier zu den Spielen und können sagen, okay, später will ich da auch mal hin. Ich glaube, das ist einfach auch wichtig für die Entwicklung des Damen-Basketballs, der einfach international noch ein bisschen hinterherhinkt.“

Professionalisierung von Albas Frauen-Basketball

Albas Mädchen- und Frauenbereich ist in den vergangenen Jahren stetig professionalisiert worden. Ihre Aufgaben als strategische Koordinatorin beschreibt Ireti Amojo so:
„Alles, was abseits vom Spielfeld passiert. Also alles drumherum. Für das Team und um das Team herum. Quasi das Team hinter dem Team.“
Ireti Amojo (rechts) ist strategische Koordinatorin im Mädchen- und Frauenbereich bei Alba Berlin.
Ireti Amojo (rechts) ist strategische Koordinatorin im Mädchen- und Frauenbereich bei Alba Berlin.© camera4 / Tilo Wiedensohler

Alba hat mehr als 400 weibliche Mitglieder

Bis 2020 hat Amojo selbst für Alba gespielt. Von aktuell 1.250 aktiven Mitgliedern sind über 400 weiblich.

Wir haben im Nachwuchsbereich Leistungsteams, also im Leistungssport fördern wir Mädchen, und die haben einen relativ großen Trainingsumfang. Einige von denen sind auch auf Sportschulen. Andere gehen ganz normal auf Schulen hier in Berlin.

Ireti Amojo, strategische Koordinatorin bei Alba Berlin

Die Hälfte der gegenwärtigen Bundesligaspielerinnen stammt aus dem eigenen Nachwuchs.
"Eine wirkliche Entwicklung haben wir dann seit der Saison 2019/2020 gemacht, wo dann die Entscheidung getroffen wurde auch im Management, dass wir noch stärker in die Frauenbasketball-Strukturen bei Alba Berlin investieren möchten. Das hat dann noch mal ein enormes Wachstum und eine enorme Professionalisierung gebracht.“
Die ehemalige Nationalspielerin sieht in dieser Bundesliga-Saison auch eine Bestätigung dafür, dass Alba sich im Mädchen- und Frauenbereich in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt hat.
„Ich glaube, das wird immer eine Philosophie bei Alba bleiben, dass wir aus dem Unterbau arbeiten. Dass wir den Nachwuchs fördern, dass wir jungen Spielerinnen hier eine Möglichkeit geben, professionellen Basketball zu spielen. Ich glaube, das wird immer so ein bisschen der Charakter von Alba sein.“  

Erfolg auch bei den Männern

Mit dem der Klub seit Jahren auch Erfolg bei Jungen und Männern hat. Bei denen sind die Profistrukturen in den ersten beiden Jahrzehnten dieses Jahrtausends ständig weitergewachsen. Die Männer-Bundesliga gibt es seit 1966, die der Frauen erst seit 2001. Sportlich und wirtschaftlich hat die noch relativ junge Liga durchaus Potenziale:
„Im deutschen Frauen-Basketball ein mittlerer Etat sind 250.000 Euro. Damit kann man in Ordnung in der Bundesliga Basketball spielen.“

Einnahmen des Männer-Teams auch für die Frauen

Wie viel Alba für sein Frauen-Bundesliga-Team ausgibt, wollte Ireti Amojo auch auf Nachfrage nicht verraten. Klar ist: Einnahmen, die der Männerbereich erwirtschaftet hat, werden auch dazu verwendet, Ausgaben bei den Frauen zu finanzieren.   
Rückblick 31. März, Freitagabend: zweites Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft – Alba Berlin gegen den Herner TC. Zur Pause sieht es nach einem klaren Erfolg der Gäste aus. Aber dann drehen die Alba-Frauen das Spiel noch.
„Und Sie hören es an der Kulisse. 2.346 Zuschauer, so viele wie noch nie bei einem Frauen-Basketballspiel in Berlin, die erleben jetzt das 62:59 durch die Kapitänin.“
Und es wird noch einen Freiwurf geben, wo wir immer noch 0,6 Sekunden auf der Uhr haben, und das 65:59 ist sozusagen das Sahnehäubchen für Alba Berlins Basketballerinnen im zweiten Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft, das jetzt vorbei ist.
"Grad so Spiele wie heute. Mit 16 Punkten hinten. Viele hätten sich aufgegeben, aber wir haben weitergemacht, und ich glaube, das ist der entscheidende Unterschied.“

Alba hofft auf Signalwirkung

Ireti Amojo, Albas strategische Koordinatorin im Mädchen- und Frauenbereich glaubt, dass der Verein gute Chancen hat, mit seinem ganzheitlichen Konzept die Nummer eins im deutschen Frauen-Basketball zu werden. Dabei kreist Alba aber längst nicht nur um sich selbst.
„Wir wollen, dass viele Mädchen in Berlin Basketball spielen. Egal, ob sie jetzt irgendwann in der Bundesliga spielen oder nicht, aber wir wollen, dass sie in der Sportart bleiben, dass sie Sport machen, und dass sie in diesen sozialen Strukturen wachsen. Das ist die Signalwirkung von dieser Bundesliga-Mannschaft.“

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