Kein "Simon & Garfunkel reloaded"
Auch nach mehr als einem halben Jahrhundert im Pop-Business kann der 74-jährige Paul Simon überraschen. Auf "Stranger to Stranger" arbeitet der Musiker mit elektronischen Beats und exotischen Instrumenten aus allen Regionen der Welt.
Die Heiterkeit: "Pop & Tod 1+2"
Bei ihrem Debüt vor vier Jahren wurden Stella Sommer und Kolleginnen – nicht zu Unrecht – immer wieder als eine der kommenden Bands in Deutschland gehandelt. Album Nummer zwei bewies zwar nicht das Gegenteil, konnte aber auch nicht die ganz großen Erwartungen erfüllen.
Und so verfestigt sich auch mit dem neuesten Werk der inzwischen zu einem Quartett angewachsenen Band der Eindruck, dass "Die Heiterkeit" vielleicht immer die Kritiker-Lieblinge sein werden, denen der echte Durchbruch versagt bleibt. Aber vielleicht ist das auch ganz gut so: Denn letztendlich passen die rauchige, fast gelangweilte Stimme von Stella Sommer und die reduziert-entschleunigten Songs deutlich besser in eine schummrige Kellerkneipe als auf die große Bühne. Daran wird sich auch mit dem neuen Album "Pop & Tod 1+2" nichts ändern.
Dexys: "Let The Record Show Dexys Do Irish & Country Soul"
Echte Heiterkeit kommt dagegen dieser Tage aus Irland: "Dexys", in den 80ern noch als "Dexys Midnight Runners" bekannt, haben sich mit ihrem ersten Album seit vier Jahren einen langgehegten Traum erfüllt: "Let The Record Show Dexys Do Irish & Country Soul" – so der griffige Titel der neuen Platte; eine Hommage an die irische Heimat und andere prägende Einflüsse der Band.
Oft genug werden solche Cover-Alben herzhaft in den Sand gesetzt – die achtköpfige Truppe um Kevin Rowland, Lucy Morgan und Sean Read demonstriert in diesem Fall aber glücklicherweise absolute Geschmackssicherheit: ohne Kitsch, ohne klischeehaft keltische Klänge oder sonstige Verirrungen zelebrieren "Dexys" ihre ganz eigene Vorstellung von irischem Soul – keine ehrfurchtsvolle Verbeugung, sondern ein tiefenentspannter Blick in die eigene musikalische Vergangenheit. So klingt echte, irische Heiterkeit!
Paul Simon: "Stranger to Stranger"
74 Jahre und kein bisschen müde: Auch nach mehr als einem halben Jahrhundert im Pop-Business kann Paul Simon noch überraschen – sein neues Album" ist dafür der beste Beweis. Kein "Graceland 2.0", kein "Simon & Garfunkel reloaded" – mit "Stranger to Stranger" betritt Paul Simon mal wieder musikalisches Neuland: elektronische Beats, Effekte und zahlreiche exotische Instrumente aus allen Regionen der Welt.
Der Ehrgeiz, als Künstler nicht zu stagnieren, ist klar erkennbar – sieht er doch selbst die Vergangenheit als Hindernis, das es mit jeder neuen Arbeit zu überwinden gilt. Das ist sicherlich "aufregend frisch, anders und modern", so wie es der Werbetext verspricht; andererseits lässt es einen als Hörer manchmal auch ein bisschen ratlos zurück – so, als ob die "Rolling Stones" plötzlich eine HipHop-Nummer rausbringen würden.
Der neue Paul Simon stellt hohe Ansprüche an sich und seine Fans – und nicht jeder dürfte dieser Herausforderung gewachsen sein.