Alberner Versuch der Demütigung
Es scheint sich einzubürgern, dass unliebsame Politiker mit Gegenständen beworfen werden. Amerikas Ex-Präsident George Bush wurde in Bagdad beinahe von einem Schuh getroffen, Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao sah sich in Cambridge ebenfalls einer Schuhattacke ausgesetzt, und nun musste Irans Präsident Mahmood Ahmadinedschad den Beschuss mit roten Plastiknasen ertragen.
Ein alberner Versuch der Demütigung, der vermutlich gerade das Gegenteil dessen bewirkte, war er eigentlich ausrichten sollte: Ahmadinedschad jedenfalls ließ sich feiern, als er von seinem Auftritt bei der UN-Menschenrechtskonferenz in Genf in die Heimat zurückkehrte. Da war er wieder, der mutige Kämpfer, der im Ausland so richtig mal auf die Pauke haute.
Das Schema ist bei Ahmadinedschad bekannt, ähnliche Auftritte absolviert er alljährlich während der UN-Vollversammlung in New York. Andere internationale Bühnen sind ihm verwehrt, der Mann ist geächtet. Wenn alles gut geht, dann wird Ahmadinedschad schon in diesem Herbst keine Chance mehr haben, in New York den Polterer zu geben. Denn bis dahin hat der iranische Wähler sein Urteil abgegeben und könnte Ahmadinedschad der Geschichte überantwortet haben.
Hier liegt also Motiv Nummer eins für die neuerlichen antisemitischen Attacken des Präsidenten, der Israel einen rassistischen Staat schimpft und damit die Anti-Rassismus-Konferenz der UN sprengte. Ahmadinedeschad ist ein Populist, ein Mann des einfachen Volkes. Er hat sich noch nicht erklärt, ob er die Wiederwahl zum Präsidenten anstrebt. Aber er betreibt vorsorglich Wahlkampf. Sein Auftritt in Genf fällt also zum einen unter die Rubrik Stimmenfang. In Iran, wo das Rassismus-Motiv im Zusammenhang mit der Hasspropaganda auf Israel seit Jahrzehnten eine zentrale Rolle spielt, wird der Präsident beklatscht. Und weil die Welt erwartungsgemäß - und nebenbei auch zu Recht – aufstöhnte, heimst Ahmadinedschad zuhause Sympathien ein, als mutiger Einzelkämpfer, der gegen die zionistische Weltverschwörung vorgeht.
Zweites Motiv: Ob nun Wahl oder nicht – es würde politisch eng für den Tribunen aus Teheran. Mit dem Regierungswechsel in Washington geht Iran seit liebstes Feindbild verloren. Die offensive Umarmungsstrategie des neuen US-Präsidenten Obama schnürt dem Regime fast schon die Luft ab. Obamas Politikwechsel ist derart radikal, dass die sunnitischen Golfanrainer bereits Verrat wittern und nicht ganz zu Unrecht davor warnen, dass Amerikas Öffnung gegenüber Teheran die Machtbalance verschieben könnte zwischen den persischen und den arabischen Antagonisten. Gleichwohl hat Obamas Schwenk eine Dynamik in Gang gesetzt, der sich keiner entziehen kann. Drohende Worte kommen bereits aus China, und Ahmadinedschads innenpolitische Kontrahenten erhöhen den Druck auf den Mann, weil sie nicht ganz zu unrecht fürchten, dass die pampige Selbstisolierung ihres Präsidenten dem Land massiv schaden wird.
Ahmadinedschad hat sich offenbar auf die Strategie verlegt, zumindest bis zur Wahl eine Brandmauer aufzurichten. Er zaudert und poltert und verweigert sich jedem Gesprächsangebot - so sehr, dass die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton offenbar bereits ungeduldig wird und droht, man könne auch wieder an der Sanktionsschraube drehen. Frau Clinton muss mehr Geduld aufbringen: Ähnlich wie bei Nordkorea dient die iranische Verhandlungstaktik zunächst dem Systemerhalt. Wer sich verweigert und gleichzeitig droht, der erhöht das Interesse an seiner Person. Das ist Ahmadinedeschads Ziel. Iran will umworben werden, will auf Augenhöhe mit den USA verkehren, weil das sein relatives Gewicht in der Region stärkt. Jetzt könnte es so weit sein – die USA haben so gut wie alle Vorbedingungen für Gespräche fallen lassen. Da zuckt Ahmadinedeschad zurück, weil er genau weiß, dass auch er Zugeständnisse machen müsste. Das würde ihn schwächen.
Möglicherweise sind die Tage des Präsidenten also gezählt, möglicherweise aber auch nicht. Gerade hat der langjährige Kommandeur der Revolutionsgarde seine Kandidatur erklärt. Ein Mann des Systems, ein Erzkonservativer, aber eben kein Populist und kein Hasadeur. Auch die iranische Elite ist nervös geworden ob ihres Präsidenten. Ihr Schicksal wird sich am 12. Juni entscheiden. Wie das von Mahmud Ahmadinedschad. Wenn die Wähler in Iran ihre Stimme abgegeben haben.
Das Schema ist bei Ahmadinedschad bekannt, ähnliche Auftritte absolviert er alljährlich während der UN-Vollversammlung in New York. Andere internationale Bühnen sind ihm verwehrt, der Mann ist geächtet. Wenn alles gut geht, dann wird Ahmadinedschad schon in diesem Herbst keine Chance mehr haben, in New York den Polterer zu geben. Denn bis dahin hat der iranische Wähler sein Urteil abgegeben und könnte Ahmadinedschad der Geschichte überantwortet haben.
Hier liegt also Motiv Nummer eins für die neuerlichen antisemitischen Attacken des Präsidenten, der Israel einen rassistischen Staat schimpft und damit die Anti-Rassismus-Konferenz der UN sprengte. Ahmadinedeschad ist ein Populist, ein Mann des einfachen Volkes. Er hat sich noch nicht erklärt, ob er die Wiederwahl zum Präsidenten anstrebt. Aber er betreibt vorsorglich Wahlkampf. Sein Auftritt in Genf fällt also zum einen unter die Rubrik Stimmenfang. In Iran, wo das Rassismus-Motiv im Zusammenhang mit der Hasspropaganda auf Israel seit Jahrzehnten eine zentrale Rolle spielt, wird der Präsident beklatscht. Und weil die Welt erwartungsgemäß - und nebenbei auch zu Recht – aufstöhnte, heimst Ahmadinedschad zuhause Sympathien ein, als mutiger Einzelkämpfer, der gegen die zionistische Weltverschwörung vorgeht.
Zweites Motiv: Ob nun Wahl oder nicht – es würde politisch eng für den Tribunen aus Teheran. Mit dem Regierungswechsel in Washington geht Iran seit liebstes Feindbild verloren. Die offensive Umarmungsstrategie des neuen US-Präsidenten Obama schnürt dem Regime fast schon die Luft ab. Obamas Politikwechsel ist derart radikal, dass die sunnitischen Golfanrainer bereits Verrat wittern und nicht ganz zu Unrecht davor warnen, dass Amerikas Öffnung gegenüber Teheran die Machtbalance verschieben könnte zwischen den persischen und den arabischen Antagonisten. Gleichwohl hat Obamas Schwenk eine Dynamik in Gang gesetzt, der sich keiner entziehen kann. Drohende Worte kommen bereits aus China, und Ahmadinedschads innenpolitische Kontrahenten erhöhen den Druck auf den Mann, weil sie nicht ganz zu unrecht fürchten, dass die pampige Selbstisolierung ihres Präsidenten dem Land massiv schaden wird.
Ahmadinedschad hat sich offenbar auf die Strategie verlegt, zumindest bis zur Wahl eine Brandmauer aufzurichten. Er zaudert und poltert und verweigert sich jedem Gesprächsangebot - so sehr, dass die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton offenbar bereits ungeduldig wird und droht, man könne auch wieder an der Sanktionsschraube drehen. Frau Clinton muss mehr Geduld aufbringen: Ähnlich wie bei Nordkorea dient die iranische Verhandlungstaktik zunächst dem Systemerhalt. Wer sich verweigert und gleichzeitig droht, der erhöht das Interesse an seiner Person. Das ist Ahmadinedeschads Ziel. Iran will umworben werden, will auf Augenhöhe mit den USA verkehren, weil das sein relatives Gewicht in der Region stärkt. Jetzt könnte es so weit sein – die USA haben so gut wie alle Vorbedingungen für Gespräche fallen lassen. Da zuckt Ahmadinedeschad zurück, weil er genau weiß, dass auch er Zugeständnisse machen müsste. Das würde ihn schwächen.
Möglicherweise sind die Tage des Präsidenten also gezählt, möglicherweise aber auch nicht. Gerade hat der langjährige Kommandeur der Revolutionsgarde seine Kandidatur erklärt. Ein Mann des Systems, ein Erzkonservativer, aber eben kein Populist und kein Hasadeur. Auch die iranische Elite ist nervös geworden ob ihres Präsidenten. Ihr Schicksal wird sich am 12. Juni entscheiden. Wie das von Mahmud Ahmadinedschad. Wenn die Wähler in Iran ihre Stimme abgegeben haben.