The Strokes-Gitarrist begibt sich solo auf Identitätssuche
Albert Hammond Jr. ist der Gitarrist der Band The Strokes und Sohn des Singer-Songwriters Albert Hammond. Jetzt hat er ein neues Album rausgebracht: "Francis Trouble" heißt es und ist im Grunde als Therapie zu verstehen.
Albert Hammond Jr. "Francis Trouble"
Diesen Gitarrensound kennt man doch. Richtig, der Gitarrist der amerikanischen Band The Strokes und Sohn des berühmten Hit-Sänger und Songschreibers Albert Hammond hat ein neues Soloalbum. "Francis Trouble" heißt es und ist im Grunde als Therapie zu verstehen.
Nein, es geht nicht um eine gescheiterte Liebesbeziehung. Albert Hammond Jr. hatte einen totgeborenen Zwillingsbruder namens Francis und das Album dreht sich um womöglich verborgene Aspekte seiner Identität.
Doch nicht schwermütig oder sperrig klingen die zehn neuen Songs. Albert Hammond Jr. beweist, dass er mit seinen verspielt-melodiösen Gitarrenriffs mit hohem Wiedererkennungswert vielleicht den größten Anteil am Erfolg seiner Band The Strokes hatte. Trotzdem fehlen auf "Francis Trouble" die letzte Raffinesse und vor allem die charismatische Stimme des Strokes-Sängers Julien Casablancas.
Lukas Droese "Alles Wird"
An Raffinesse fehlt es leider auch dem Debütalbum "Alles Wird" von Lukas Droese. Der Singer-Songwriter hat zwei Jahre lang an seinem Songmaterial herumgeschraubt und hat dabei auch wirklich alle interessanten Kanten abgeschliffen.
Das ist doch Schlager möchte man rufen. Auch wenn der bärtige Hamburger ab und an kleine Textversatzstücke in Englisch dazwischen setzt und vielleicht nicht jeden abgedroschenen Reim mitnimmt, klingen die Songs banal und ausdruckslos. Ursprünglich kam Droese aus dem Hip Hop, doch hat sich nun nicht nur musikalisch ins seichte Flachwasser begeben. Auch die Texte lassen jegliche Relevanz vermissen.
Das Album "Alles wird" von Lukas Droese wird wohl kein Teil von mir. Innovativer und eklektischer geht es da auf dem neuen Album der Young Fathers zu.
Young Fathers "Cocoa Sugar"
Auch auf ihrem dritten Longplayer "Cocoa Sugar" mischen die Schotten Hip Hop-Parts mit poppigen Melodien und dissonanten Drone-Samples.
Verstiegen sind die Texte. Doppelbödige Metaphern aus dem Bibelkontext gemischt mit Gospel-Chören wirken teilweise zu dick aufgetragen. Außerdem könnten sie leicht missverstanden werden, wenn man bedenkt, dass die Band letzten Sommer dem Boykott-Aufruf der BDS-Kampagne nachkam und um gegen die israelische Politik zu protestieren, einen Auftritt absagte.
Das mal außen vor gelassen, ist "Cocoa Sugar" sehr zeitgemäß und urban. Die zerhackten Beats spiegeln Hektik. Der Wechsel von hymnischen Melodien und dissonanten Sprenklern klingt wie der Wankelmut zwischen Jubel und Verstörung. Hier wurde der Großstadtmensch gut beobachtet, der sich nach Gemeinschaft sehnt und doch das Meiste im egoistischen Alleingang regelt. Es macht einen nervös, das Album der Young Fathers. Geschaffen von und für Großstadtneurotiker oder für die, die es werden wollen.