Klaus-Rüdiger Mai: Dürer. Das Universalgenie der Deutschen
Propyläen Verlag, Berlin 2015,
400 Seiten, 28 Euro
"Sich zur Wahrheit malen"
Albrecht Dürer ist nicht nur Deutschlands bedeutendster Renaissancemaler, sondern ein Universalgenie - und der einzige Maler, den die deutschen Humanisten als ihresgleichen anerkannten. Klaus-Rüdiger Mai hat jetzt eine Biografie dieses "Humanisten des Bildes" veröffentlicht.
Mathematiker, Kunsttheoretiker und natürlich Deutschlands bedeutendster Renaissancemaler - das war Albrecht Dürer (1471-1528). Der Schriftsteller Klaus-Rüdiger Mai hat jetzt eine Biografie über dieses Universalgenie veröffentlicht, das unablässig versuchte, die Welt zu begreifen.
Dürer sei ein Meister der komplexen Ikonografie, sagt der Schriftsteller und Dramaturg Klaus-Rüdiger Mai, der jetzt eine Biografie über dieses Universalgenie der Deutschen veröffentlicht hat. Man könne seine Bilder "nie zu Ende schauen", weil immer noch etwas Verborgenes zu entdecken sei.
Der Versuch, durch Christus sich und die Welt zu erkennen
Genial sei auch Dürers große Neugier gewesen: "Das ist ja etwas, das uns vielleicht auch ein wenig verloren geht: dieses immense Wollen, die Welt und alles, was sie zusammenhält, zu verstehen, zu begreifen", betont der Biograf. "Denn wenn man die Welt erkennt, erkennt man auch Gott, und man erkennt sich. Deswegen gibt es dieses wunderbare Selbstporträt von 1500, wo er sich christusähnlich malt. Das ist eigentlich der Versuch, sich selbst zu erkennen und seine Welt zu erkennen."
Zeit der Entdeckung des Individuums
Dürer habe versucht, sich zu Wahrheit "durchzumalen". In seiner Zeit habe man das Individuum erfunden habe. "Dürer findet das Individuum, sich selbst, beim Malen. Der Luther findet es im Glauben. Das Konzept des Individuums beginnt dort, in dieser Zeit", betont Mai. Derzeit seien wir wieder in einer Umbruchssituation: "Wenn ich mir anschaue, was heute passiert im Internet, wenn ich mir anschaue, dass wir für Facebook und für Google nur noch Datenabgase sind im Internet, dann sind wir am Ende des Konzepts des Individuums vielleicht."