Das gesamte Gespräch mit Albrecht von Lucke hören Sie hier:
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"Verschwiemelte Bekundungen"
07:31 Minuten
Wie umgehen mit dem sachsen-anhaltinischen CDU-Kreispolitiker Möritz, der offenkundig eine Neonazi-Vergangenheit hat? Der Fall erfordere eine große Landtagsdebatte, sagt der Publizist Albrecht von Lucke. Sonst verfestige sich der "Eindruck der Bräune".
Der Publizist Albrecht von Lucke sieht ein Glaubwürdigkeitsproblem der CDU im Umgang mit ihrem Kommunalpolitiker Robert Möritz, dem frühere Neonazi-Kontakte zur Last gelegt werden. Dass der Mann bis heute ein Tattoo mit einer so genannten Schwarzen Sonne trägt und erst spät aus dem umstrittenen Verein Uniter ausgetreten ist, sieht von Lucke als "Inbegriff der Unglaubwürdigkeit".* In einem solchen Fall müsse die Bundes-CDU durchgreifen, weil anderenfalls ein Macht- und Autoritätsverlust drohe.
Enorme Berührungswünsche nach rechts
Kritik übt der Redakteur bei den "Blättern für deutsche und internationale Politik" auch an Ministerpräsident Haseloff: Dessen Aussage, dass Nazis in der CDU nichts zu suchen hätten, sei mit Blick auf Möritz ein Widerspruch in sich. Der CDU-Fraktionsführung in Sachsen-Anhalt attestiert von Lucke "enorme Berührungswünsche" nach rechts. Früher habe die Bundes-CDU stets eine "Grenzziehung zu echten harten Nationalsozialisten" vollzogen. Es gehe nun nicht mehr anders, als das Thema zu einer großen Landtagsdebatte zu machen - "wenn man das Land Sachsen-Anhalt davor bewahren will, dass es den Eindruck der Bräune zunehmend annehmen will".
Dann könne man auch über Re-Integration oder Resozialisierung und die Frage sprechen, "wie kommen solche Leute wieder zurück in die demokratischen Parteien?" Doch so "verschwiemelt mit irgendwelchen Bekundungen von Herrn Haseloff" gehe es nicht, so der Journalist: "Er muss uns darstellen, was sein wirkliches Konzept ist."
* Im Gespräch hat unser Moderator Korbinian Frenzel die Tätowierung, die der CDU-Politiker trägt, falsch beschrieben, diesen Fehler aber noch im Laufe der Sendung korrigiert. Die Korrektur ist am Ende des Audios zu hören, das an diesen Artikel angefügt ist.
(bth)