Afrika trifft Kuba
Zwei extrem talentierte junge Musiker improvisieren – und das ist großartig! Der Bassist Alune Wade und der Pianist Harold Lopez Nussa lassen auf ihrem Album "Havana Paris Dakar" afrokubanische Klänge aufleben: Rumba, Cha Cha und Salsa.
Aus den 60er-Jahren stammt diese Indépendance Cha Cha, komponiert vom kongolesischen Musiker Joseph Kabasselé. Alune Wade, obwohl erst 1978 geboren, ist der erste große panafrikanische Song noch aus seiner Kindheit bestens vertraut.
"Die kubanische Musik jener Zeit war die Mutter der afrikanischen Musik, zumindest im französischsprachigen Afrika. Alle großen Künstler, insbesondere aus dem Senegal, sind in kubanischer Musik ausgebildet worden. Unser Ziel war es diese afrikanischen Klassiker, die mich geprägt haben, die ich als Kind selbst nachgespielt und gesungen habe, noch einmal aufzunehmen: Aber von kubanischen Musikern. Das war das Konzept für dieses Album."
Eine Woche im Studio in Havana, das berühmte Orquesta Aragón als Chor, reichten, um den reimportierten Klassikern frischen Wind einzuhauchen. Animata des gambisch senegalesischen Musikers Laba Sosseh ist Harold Lopez Nussas Lieblingsstück:
"Obwohl wir musikalisch eng verbunden sind, spielen die Afrikaner unsere Musik anders, die Basslinien bleiben viel stärker im Takt, die Rhythmen sind sehr ähnlich, unterscheiden sich aber doch. Ständig entdecke ich etwas Neues. Es ist schön, die Musik, die ich im Blut habe, neu zu entdecken."
Auch weil, wie Alune Wade selbst zugibt, sein Salsero Spanisch sehr senegalesisch klingt und extrem improvisiert ist:
"Deshalb singt er lieber gleich auf Wolof seiner Muttersprache – auch bei drei von den insgesamt vier Eigenkompositionen der neuen CD. Guajira, geschrieben von Ruy Adrian Lopez-Nussa, dem Schlagzeuger und Bruder des Pianisten."
Lopez Nussa: "Die Inspiration dafür stammt von der Guajira, der Musik der Leute auf dem Land. Das ist eine sehr moderne Guajira. Alune hat einen Text dazu geschrieben und somit wurde daraus etwas Originelles: Inspiriert von der Guajira, aber doch weit vom Ursprung entfernt."
Rhythmen, Sprache und Harmonien zwischen Afrika und Kuba verschmelzen neu
Faszinierend wie Rhythmen, Sprache und Harmonien zwischen Afrika und Kuba neu verschmelzen: Eine Symbiose, die aus dem blinden Verständnis der beiden Protagonisten entsteht, eine Symbiose, die sie auch eindrucksvoll auf die anderen Mitglieder ihrer Band übertragen und von der Bühne ins Publikum transportieren.
Der klassisch ausgebildete Pianist Harold Lopez Nussa, der mit den Großen des kubanischen Showgeschäfts wie Omara Portuondo vom Buena Vista Social Club gespielt hat, und Alune Wade, Sohn eines Orchesterdirigenten, der nicht nur u.a. Ismael Lo, Mamani Keita, Tidiane Seck und Youssou N’Dour am Bass begleitet hat, wollen auf alle Fälle weitermachen. Paris ist die Kreuzung, an der sie sich zwischen Dakar und Havana getroffen haben, "Havana Paris Dakar" keineswegs die Endstation ihrer musikalischen Reise.
"Wir haben die Gelegenheit und den Luxus ein Mikro in die Hand zu bekommen. Deshalb müssen wir bestimmte Dinge anprangern und für diejenigen sprechen, die keine Stimme haben."
Das klingt vielversprechend. Die nächste musikalische Reise der beiden führt sicher weniger weit in die Vergangenheit zurück: Klassiker in neuem Gewand kommen gefällig daher, aber wirklich beeindruckend sind die eigenen Stücke.
Lopez Nussa: "Wir wurden isoliert, aber wir haben uns auch selbst isoliert. ich glaube, die Öffnung ist gut. Was kommt ist allerdings sehr ungewiss. Ich weiß nicht, ob es besser oder schlechter wird. Da habe ich meine Zweifel, aber ich hoffe wie die Mehrheit der Kubaner, dass sich alles zum Besseren wende. Aber die Situation ist kompliziert."