Urteil gegen Alex Jones

Freie Rede hat Grenzen

05:23 Minuten
Alex Jones. Ein mittelalter Mann mit Vollbart sitzt in einem Gerichtssaal vor einem Mikrofon.
Er macht Geld mit falschen Aussagen: der Verschwörungstheoretiker Alex Jones. Hier während eines Gerichtstermins im August 2022 in Austin, Texas. © IMAGO / ZUMA Wire / IMAGO / Briana Sanchez / Pool
Khesrau Behroz im Gespräch mit Gesa Ufer · 10.10.2022
Audio herunterladen
Der US-amerikanische Verschwörungstheoretiker Alex Jones ist verurteilt worden: Knapp eine Milliarde Dollar soll er zahlen. Für den Journalisten Khesrau Behroz ist das Urteil ein gutes Zeichen für den Rechtsstaat.
Die Mondlandung ist eine Erfindung Hollywoods, Osama bin Laden lebt noch und die globale Erderwärmung ist ausgedacht - dies sind die ganz eigenen Wahrheiten des Alex Jones und viele hielten ihn für einen verrückten Spinner. Inzwischen aber gilt der Radiomoderator und Unternehmer als einer der einflussreichsten Verschwörungstheoretiker Amerikas.
Jones ist Betreiber der Webseite „Infowars“ und wurde nun wegen seiner falschen Behauptungen zum Massaker an der Sandy-Hook-Grundschule von einem amerikanischen Gericht verurteilt, fast eine Milliarde US-Dollar (994 Millionen Euro) an die Hinterbliebenen zu zahlen. 26 Menschen waren 2012 bei dem Massaker gestorben. Jones behauptete jahrelang, der Amoklauf sei von Schauspielern und Schauspielerinnen inszeniert.

Welche Bedeutung hat das Urteil?

Das Urteil nun gegen ihn zeige, dass freie Rede doch Grenzen habe, sagt Khesrau Behroz, der den Podcast „Cui Bono“ über den Verschwörungstheoretiker Ken Jebsen produziert hat.
„Freie Rede heißt also nicht, dass man willkürlich Dinge von sich geben kann, und das unbeschadet, denn freie Rede endet dort, wo du anderen Schaden zufügen kannst.“
Das Urteil sei aber auch für die Hinterbliebenen wichtig. Alex Jones könne keine Lügen mehr über die ermordeten Kinder verbreiten. Zudem sei es ein wichtiges Zeichen für den Rechtsstaat, „dass so ein Verhalten nicht ungesühnt bleibt“.
Khesrau Behroz zweifelt aber daran, dass das Kapitel Alex Jones damit nun beendet ist. In der Verschwörungsszene sei Jones eine "larger than life"-Figur, Verschwörungserzählungen seien für ihn ein "Geschäftsmodell", das nicht tot sei.
"Im Gegenteil. Er wird jetzt - wie zuvor auch schon bei seiner letzten Verurteilung - diese Niederlage nutzen, um Geld zu sammeln, um seine Leute zu mobilisieren. Schuld gesteht er seinem Publikum gegenüber jedenfalls nicht ein, auch nicht nach dieser Verurteilung zu einer Milliarde Dollar.“

Strategie gegen Verschwörungstheoretiker

Um grundsätzlich gegen Verschwörungstheoretiker wie Alex Jones oder Ken Jebsen erfolgreich zu sein, müsse man ihnen die Öffentlichkeit auf großen Mainstream-Plattformen nehmen, sagt Khesrau Behroz.

Abonnieren Sie unseren Weekender-Newsletter!

Die wichtigsten Kulturdebatten und Empfehlungen der Woche, jeden Freitag direkt in Ihr E-Mail-Postfach.

Vielen Dank für Ihre Anmeldung!

Wir haben Ihnen eine E-Mail mit einem Bestätigungslink zugeschickt.

Falls Sie keine Bestätigungs-Mail für Ihre Registrierung in Ihrem Posteingang sehen, prüfen Sie bitte Ihren Spam-Ordner.

Willkommen zurück!

Sie sind bereits zu diesem Newsletter angemeldet.

Bitte überprüfen Sie Ihre E-Mail Adresse.
Bitte akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung.
"Das haben wir auch bei Donald Trump beispielsweise gesehen. Es hat ja ganz gut funktioniert, weil er in den Nachrichten nicht mehr so oft stattfindet, weil seine Tweets nicht jeden Tag zitiert werden können, weil er auf dieser Mainstream-Plattform nicht mehr da ist. Und das gilt für Ken Jebsen ebenso wie für Alex Jones.“
Ob Jones die fast eine Milliarde US-Dollar an die Hinterbliebenen aber überhaupt zahlen kann, ist unklar. Im Frühjahr hat die von ihm gegründete Webseite „Infowars“ Insolvenz angemeldet.
Mehr zum Thema