"Er war einer der größten deutschen Songschreiber"
Schauspieler Alexander Scheer ist im Film "Gundermann" der Liedermacher Gundermann. "Gundermanns Texte sind gerade 'raus, sie sind ehrlich und von bedrückend schöner Lyrik", sagt Scheer über den ostdeutschen Liedermacher.
Vielen ist der 1976 in Berlin geborene Künstler Alexander Scheer als prominenter Theater- und Filmschauspieler bekannt. Seine musikalischen Intentionen allerdings – er spielt Schlagzeug, Gitarre und Klavier – blieben bislang eher im Verborgenen. Jetzt erleben wir Alexander Scheer als Gitarrist und Sänger, denn er spielt den Musiker Gerhard Gundermanns in Andreas Dresens Spielfilm "Gundermann":
"Ich kannte seine Musik gar nicht. Ich wusste nur, wie er aussieht - mit der Brille und den Hosenträgern. Das war mir einfach zu ostig. Ich wollte mit 14 Westplatten hören. Der Liedermacher mit Brille hatte da einfach keine Chance. Dass ich einen der größten deutschen Songschreiber aller Zeiten verpasst habe, ist mir jetzt erst bewusst geworden. Seine Texte sind gerade raus, die sind ehrlich und von bedrückend schöner Lyrik. Sowas habe ich selten gehört."
Die Konzerttournee zum Film wird gefeiert
Am 13. August begann die nahezu ausverkaufte Konzerttournee zum Film, die noch bis zum 26. August läuft und wie eine Initialzündung wirkt, sich mit Gerhard "Gundi" Gundermann über den Film hinaus näher zu beschäftigen. Das Publikum ist begeistert, erzählt Scheer, auch jene, die vorher nicht viel über Gundermann wussten: "Zum Beispiel in Essen oder in Hessen, die Leute, die es nicht kennen, die haben dann wirklich leuchtende Augen." In Leipzig bekam der Film in der Vorpremiere Standing Ovations.
Die Begeisterung führt Alexander Scheer auch auf das besondere Leben von Gundermann zurück, der keinen geradlinigen Lebensweg hatte und durchaus umstritten war:
"So widersprüchlich seine Biografie, sein Charakter, auch ist - er hat ja selbst seine IM-Tätigkeit bei einem Konzert aufs Tapet gebracht, er ist einfach gerade, auch wenn sein Leben ein Zick-Zack war. Er hat gesungen, was er meinte. Er war immer Arbeitersänger."
Eintauchen in das Leben des Liedermachers
Die Dreharbeiten waren für Alexander Scheer anstrengend. Teilweise habe er erst abends die Texte für den nächsten Drehtag gelernt und dann nur wenige Stunden geschlafen:
"Das war ein ziemlich umfangreiches Paket diesmal. Der Film spielt auf zwei Zeitebenen: Ende der 70er-Jahre mit Anfang/Mitte 20 und nach der Wende, in den 90er-Jahren, mit Anfang 40. Da muss man sehr genau arbeiten mit dem Drehbuch, was man wo spielen will, was wo hin muss. Vor allem weil man auch nicht chronologisch dreht."
Und es muss alles passen: Die Mimik, die Gestik, die Art des Sprechens von Gundermann. Der Stress musste allerdings auch sein, sagt Scheer, denn "ich hätte mit einer längeren Vorbereitungszeit gar nicht so durchfliegen können."
Die Arbeit hat sich gelohnt. Alexander Scheer schafft eine frappierende Ähnlichkeit zu Gundermann, so dass man zweimal hingucken muss, um zu erkennen, dass es nicht der echte Liedermacher ist.
Der Film "Gundermann" von Andreas Dresen startet am 23. August in den deutschen Kinos. Und auch eine CD mit Gundermann-Liedern aus dem Film, gesungen von Alexander Scheer, wird in wenigen Tagen vom Label "Buschfunk" veröffentlicht.