Der Druck auf das Regime wächst
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In Algerien protestiert eine breite Bewegung gegen eine fünfte Amtszeit des kranken Präsidenten Abdelaziz Bouteflika. Der Sicherheitsapparat werde aus dem Machtkampf gestärkt hervorgehen, erwartet der Journalist Sofian Naceur.
Der algerische Staatschef Abdelaziz Bouteflika, der seit 20 Jahren das größte Land Afrikas regiert, ist seit einem Schlaganfall im Jahr 2013 auf einen Rollstuhl angewiesen. Die Proteste gegen seine erneute Kandidatur wachsen von Tag zu Tag. Nach dem heutigen Freitagsgebet würden sich voraussichtlich wieder Tausende den landesweiten Demonstrationen anschließen, sagte der Journalist Sofian Naceur im Deutschlandfunk Kultur. Tausende riefen derzeit aus Protest in der Schweizer Klinik an, in der kranke Bouteflika behandelt wird, um sich mit Witz und Sarkasmus nach ihrem Staatschef zu erkundigen.
Machtkampf um Einfluß
"Das System wird weiterleben", sagte Naceur. Aber er rechne nicht damit, dass es angesichts der anhaltenden Proteste bei der Kandidatur bleiben werde. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis man davon abrücke, ihn nochmal aufzustellen und stattdessen eine alternative Lösung präsentiere. "Innerhalb des Regimes findet seit einigen Jahren ein Machtkampf um Einfluss statt." Vermutlich werde der Sicherheitsapparat daraus gestärkt hervorgehen. "Wir werden vermutlich keinen Putsch erleben und auch keine direkte Machtübernahme der Armee, aber es ist davon auszugehen, dass Fraktionen des Sicherheitsapparates gestärkt aus dieser Staatskrise hervorgehen."
(gem)