"Alice im Wunderland"-Schau in London

Stellt euch das Unvorstellbare vor!

04:52 Minuten
Zwei Figuren aus dem Kinderbuch "Alice in Wonderland" sind in einer Ausstellung in London zu sehen: Die Herzkönigin und der Hutmacher
Überall wispert, ruft, lacht und singt es: Die Ausstellung "Alice – Curiouser and Curiouser" im Londoner V&A Museum ist ein großes Erlebnis für alle Sinne. © picture alliance / Justin Ng / Avalon
Von Christine Heuer |
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„Alice in Wonderland“ hat seit mehr als 150 Jahren viele Spuren in allen Künsten hinterlassen. Eine verblüffende Ausstellung in London feiert das Buch von Lewis Carroll und seine berühmten Gestalten, zum Beispiel die Herzkönigin und den Hutmacher.
Nichts ist, wie es scheint. Wer die "Alice"-Schau im Victoria and Albert-Museum besucht, setzt seinen Fuß auf unsicheren Boden. Es ist eine Ausstellung wie eine rasante Karussellfahrt. Als fiele der Besucher selbst durchs Hasenloch, tiefer und immer tiefer, allen möglichen Abenteuern entgegen.
Dabei beginnt alles ganz harmlos – mit der Entstehung von "Alice in Wonderland". Der Mathematiker Charles Dogdson alias Lewis Carroll hat sie sich ausgedacht für die zehnjährige Alice Liddell, bei einer Bootsfahrt 1862 auf der Themse nahe Oxford.

Gewundener Weg durch die "Wonderland"-Schauplätze

Alice bestand darauf, dass er sie aufschreibt. Der Rest ist Geschichte. Ihre Zeugnisse kann man im ersten Abschnitt von "Alice – Curiouser and Curiouser" bestaunen. Das Originalmanuskript etwa und die Illustrationen von John Tenniel, die genauso zum Klassiker wurden wie Carrolls Text.
Seit mehr als 150 Jahren lassen sich Leserinnen und Leser von Alice‘ Abenteuern unter der Erde inspirieren, freut sich Kuratorin Harriet Reed. Die Ausstellung spiegelt das. Sie ist ein langer, gewundener Weg durch die seltsamen Schauplätze in Carrolls Alice-Geschichten. Je tiefer man eintaucht, um so schwindliger kann einem werden.
Wände, die sich scheinbar bewegen, ein Video-Wasserfall aus Tränen, der gedeckte Tisch der Verrückten Teegesellschaft und das skurrile Personal der Alice-Bücher. Der verrückte Hutmacher, die Grinsekatze, die rauchende Raupe – man trifft sie alle auf dem Weg durch die Schau. Es ist bunt und laut. Überall wispert, ruft, lacht und singt es.

Viel Stoff für das kulturelle Gedächtnis

Ein Fest für Kinder und ein Füllhorn für Erwachsene. Denn gezeigt wird, was Alice so alles angestoßen und geprägt hat im Lauf der Jahrzehnte.
"Es hat sich in alle Richtungen ausgebreitet", sagt Harriet Reed. "Fotografie, Mode, Film, Forschung, Malerei – diese Bücher haben unser kulturelles Gedächtnis in jeder Hinsicht berührt."
Aus einer gedeckten Teetafel entspringt ein großer Farbfluss aus roten, gelben und blauen Streifen
Installation zum Motiv der Verrückten Teegesellschaft aus "Alice in Wonderland" in der Ausstellung "Alice – Curiouser And Curioser" im V&A Museum in London© picture alliance / Justin Ng / Avalon
Die Ausstellungsmacher haben aus dem Vollen schöpfen können: Allein die vielen Alice-Filme, die über die Bildschirme flimmern in der Schau. Bilder von Max Ernst und Salvador Dalí, Haute Couture von Victor und Rolf, Alice-Motive in politischen Karikaturen, das Alice-Projekt der Teilchenphysiker am CERN, Ballett-Kostüme, Fotos – und natürlich Musik.
Eine überaus reiche Ausstellung, verblüffend, erheiternd, unterhaltsam. Und ein Aufruf, mehr zu wagen.
"Malt euch euer eigenes Wunderland aus", sagt Kuratorin Harriet Reed, "seid neugierig, stellt euch das Unvorstellbare vor, sucht Inspiration! Seid mehr Alice!"

Die Ausstellung "Alice – Curiouser and Curiouser" im Victoria & Albert Museum in London ist bis 31. Dezember 2021 zu sehen.

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