Alice Schwarzer

Zu ihrer Beruhigung

Die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer spricht mit zur Untermalung des Gesagten erhobenen Händen.
Alice Schwarzer © picture alliance / dpa / Henning Kaiser
Von Isabella Kolar |
Alice Schwarzer hat den Kampf um die ökonomische Unabhängigkeit der Frau, für die sie sich ja immer so einsetzt, in vollem Umfang gewonnen, als Speerspitze der Bewegung sozusagen.
Okay, vielleicht ist Häme hier unangebracht. Lieber Kehren vor der eigenen Tür und so. Und überhaupt ist ja auch niemand unfehlbar. Von dem Konto in der Schweiz, von dem ich schon immer geträumt habe, ganz zu schweigen. Es kommt also noch erschwerend der Neid hinzu.
Denn die Frauenrechtlerin Schwarzer hatte ein solches Konto. Dort hat sie über drei Jahrzehnte eine erhebliche Summe gebunkert und die dort angefallenen Zinsen, nicht, wie vorgeschrieben, dem deutschen Fiskus zur Besteuerung angegeben. Und ein böser "Informant aus der Schweiz" hat es dann, Zitat Schwarzer: "gleich mehreren Redaktionen gesteckt, nacheinander – damit es einer sicher bringt." Bild zum Beispiel erfuhr: Es gehe um ein Vermögen von mindestens 2,4 Millionen Euro. Es hätten viele Menschen Interesse an einem Rufmord an ihr, schreibt Schwarzer auf ihrer Website. Weil sie sich gegen die Prostitution einsetzt. Wahrscheinlich besucht der "Informant aus der Schweiz" regelmäßig Bordelle und guckt gerne PorNos. Und – so Schwarzer – wegen ihrer Jahrzehnte währenden Kritik am Ehegattensplitting mit dem Vater Staat die Hausfrauenehe mit Milliarden subventioniert. Wahrscheinlich besucht der Informant aus der Schweiz also nicht nur regelmäßig Bordelle und guckt PorNos, sondern zwingt seine Frau auch noch, zu Hause zu bleiben, kochen spülen, das volle Programm, damit er nicht so hohe Steuern zahlen muss. Der eine benutzt die Frau, die andere nutzt die Schweizer Bank.
Wobei noch eine andere Dimension hinzukommt: Die einstige Ikone der Frauenbewegung schreibt auch, dass sie das Geld in die Schweiz überwiesen habe, Zitat "In einer Zeit, in der die Hatz gegen mich solche Ausmaße annahm, dass ich ernsthaft dachte: Vielleicht muss ich ins Ausland gehen": Der "Informant aus der Schweiz" besucht also nicht nur regelmäßig Bordelle, guckt gerne PorNos, zwingt seine Frau zur Hausarbeit, kochen spülen, das volle Programm, er wollte auch auf alle Fälle eine Migrantin Schwarzer in der Schweiz verhindern. Auch mit 71 kann man noch jede Menge Schaden anrichten.
Subvention statt Sparschwein
Man muss auch wissen, dass die Bundesverdienstkreuzträgerin nach eigenen Angaben nie einen Cent von dem Konto abgehoben hat. Zitat: "Es war einfach da. Zu meiner Beruhigung". Das würde natürlich vor jedem Gericht sofort als strafmindernd anerkannt. Aber gab es nicht Zeiten, wo Alice Schwarzer dringend Geld brauchte, zum Beispiel als sie vor zwei Jahren so heftig um Subventionen für das von ihr gegründete Archiv der Frauenbewegung in Köln kämpfte? Wie gut, dass die damalige Familienministerin Kristina Schröder ihr jährlich 150.000 Euro Bundesmittel zusagte, da muss man schon mal nicht ins eigene Schweizer Sparschwein greifen.
Alice Schwarzer würde dazu jetzt Denunziation sagen, ja Rufmord. Aber jemand, der für die Bild-Zeitung Werbung gemacht und gearbeitet hat, sollte wissen, wie der Medienzirkus funktioniert. Und solange sich die Berichterstattung – ob mit oder ohne Schweizer Informant, ob über Uli Hoeneß oder Alice Schwarzer– an den Fakten orientiert, ist es auch kein Rufmord. Und das Verhindern der Berichterstattung über Fakten – das nennt man neudeutsch auch Zensur. Das sollte die Journalistin und Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer wissen.
Mehr zum Thema