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Konsum mit dramatischen Folgen
Alkohol ist ein Nervengift. Werden ihm Embryos in ihrer Entwicklung ausgesetzt, kann das schwerwiegende Folgen haben. Das hat sogar einen Namen: FASD. Pia ist ein FASD-Kind - und ihr Alltag ist davon bestimmt.
Jedes Jahr werden in Deutschland 6.000 bis 10.000 Kinder geboren, die an der fetalen Alkoholspektrum-Störung FASD leiden. Eine Krankheit, die vermeidbar ist: durch den konsequenten Verzicht auf Alkohol während der Schwangerschaft.
Doch noch immer halten viele das gelegentliche Gläschen für unschädlich. Dabei ist die medizinische Datenlage viel zu vage, um diese Ansicht zu stützen. Andere setzen ihren hohen missbräuchlichen Alkoholkonsum trotz Schwangerschaft fort. In jedem Fall trinkt das Ungeborene mit, wenn die Mutter trinkt.
Die Folgen für die Kinder sind dramatisch: Fehlbildungen, intellektuelle, kognitive und motorische Einschränkungen, psychische Auffälligkeiten - ihr Alltag wird von einer Krankheit bestimmt, die nicht heilbar ist. Doch Therapien und ein gutes soziales Umfeld können die schwierige Entwicklung der Kinder positiv beeinflussen.
Auszüge aus dem Manuskript
Das kleine Mädchen verhält sich oft sonderbar und extrem anders als Gleichaltrige. Es ist krank und seine Mutter sagt:
Lisa Schmidt: "Ja, ich bin schuld an Pias Erkrankung."
Lisa Schmidt: "Ja, ich bin schuld an Pias Erkrankung."
Pia leidet am Fetalen Alkoholsyndrom, kurz FAS.
"Ich habe schon Hochprozentiges getrunken, sprich Wodka, Schnaps halt, und wie oft, ist schwer zu sagen. Jedes Wochenende, nachher jeden Tag - also das war sehr unterschiedlich. Je nachdem, wann dann auch Geld da war. Ich habe getrunken und habe gedacht: Haste jetzt Mist gemacht. Was genau dann mit meinem Kind passieren kann, oder wie es sich auch später entwickeln kann, was es für Schäden haben könnte, war mir so nicht bewusst."
"Ich habe schon Hochprozentiges getrunken, sprich Wodka, Schnaps halt, und wie oft, ist schwer zu sagen. Jedes Wochenende, nachher jeden Tag - also das war sehr unterschiedlich. Je nachdem, wann dann auch Geld da war. Ich habe getrunken und habe gedacht: Haste jetzt Mist gemacht. Was genau dann mit meinem Kind passieren kann, oder wie es sich auch später entwickeln kann, was es für Schäden haben könnte, war mir so nicht bewusst."
Ethanol, so der chemische Begriff für den Trinkalkohol, ist leicht plazentagängig. Alles, was die Schwangere an Muntermachern und Stimmungsaufhellern in sich hineingoss, gelangte direkt über den Blutkreislauf zu der noch ungeborenen Tochter und hat so das Gehirn von Pia irreparabel geschädigt, erklärt Reinhold Feldmann. Der Psychologe ist Experte für FASD, so die internationale Bezeichnung für alle mit dem fetalen Alkoholsyndrom verbundenen Störungen.
Ein typisches Aussehen und belastendes Verhalten
"Alkohol ist ein Zellgift. In allen Zeiten der Schwangerschaft entstehen und wachsen Organe und Alkohol als Zellgift kann zu jederzeit angreifen. In der frühen Schwangerschaft entstehen Augen, Mund, Nase, das gesamte Gesicht, die Ohren und wenn da Alkohol der Fall war, sieht man es am deutlichsten beim Kind im Gesicht. Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft wächst aber vor allem das Gehirn sehr stark und wenn ein Zellgift dazukommt, dann ist dieses Organ besonders stark betroffen."
Pia hat das typische Aussehen eines FAS-Kindes: kleiner Kopf, schmale Oberlippe, das Philtrum, die kleine Falte zwischen Nase und Mund, fehlt. Ihre Augen sind kleiner, etwas schräger und haben eine Falte im Augenwinkel. Nicht jedes alkoholgeschädigte Kind muss so aussehen, also ein Vollbild der Erkrankung zeigen.
Feldmann: "Bei den meisten Kindern und Jugendlichen sind diese körperlichen Anzeichen meistens sogar sehr gering, sodass man erst einmal gar nicht denkt, dass da ein Mensch ist, der in der Schwangerschaft vergiftet wurde. Aber es gibt noch andere Folgen: das sind eben die im Verhalten und die sind deutlich belastender als das veränderte Aussehen."