Daniel Schreiber: "Nüchtern. Über das Trinken und das Glück"
Carl Hanser Verlag, Berlin 2014
160 Seiten, 16,90 Euro
"Der Trinker auf der Parkbank ist Fiktion"
Sich selbst als Alkoholiker zu outen, erfordert viel Mut. Der Journalist Daniel Schreiber hat es getan und einen schonungslosen Essay über seine Sucht geschrieben: "Nüchtern. Über das Trinken und das Glück".
Mit seinem Alkohol-Outing hat der Journalist und Autor Daniel Schreiber für Aufsehen gesorgt. Denn sich selbst offen als Alkoholiker zu bezeichnen, erfordert viel Mut. Schreiber hat ein schonungsloses Buch über seine Sucht geschrieben: "Nüchtern. Über das Trinken und das Glück". Es ist eine Mischung aus literarischem, sehr persönlich geprägtem Essay und Sachbuch.
Den Weg zur Erkenntnis und die daraus folgenden "nüchternen" Konsequenzen beschreibt der Autor eindrücklich: die Ausreden, das Schönreden und Schöntrinken, das Abwiegeln seines Hausarztes, der ihm erklärte, seine Leber sei gesund - also kein Grund zur Sorge.
Der Autor fügt erschreckende Fakten hinzu – etwa, dass die Deutschen heute viermal soviel Alkohol trinken, wie in den 50er-Jahren, nämlich zwölf Liter reinen Alkohols im Jahr.
Schreiber analysiert den gesellschaftlichen Konsens wegzuschauen - denn Alkohol ist ein allseits akzeptierte Alltagsdroge. Und er räumt mit Klischees auf: "Der desolate Trinker auf der Parkbank ist Fiktion." Alkoholiker führten ein viel "normaleres" Leben, als sich das viele vorstellen würden. Und: Alkoholsucht sei wie Fahrradfahren. "Wenn man einmal gelernt hat, viel zu trinken, kann man es nicht verlernen."