Alle guten Menschen sind arbeitslos
Akos Doma wurde 1963 in Budapest geboren und wuchs in Ungarn, Italien und England auf. Als 14-Jähriger kam er nach Deutschland. Schon seit seinem ersten Roman huldigt er dem süßen Nichtstun, so auch in seinem neuen Werk.
Sie sind moderne Arbeitsverweigerer. Amir, Igor, Ludovik und Ferdinand schlagen sich durch, hausen in einem vergammelten Haus am Bahndamm und philosophieren über die produktive Energie des Nichtstuns. Sie trinken viel, damit sie besser über den Sinn und den Unsinn der Arbeit philosophieren können, Außerdem "stromern" sie in einer nicht genau benannten kleineren Ortschaft herum und "fläzen" sich auf ihrer Lieblingsbank am Marktplatz: Seiner Liebe zum Müßiggang - ein großes Thema in der Literatur seit Eichendorffs "Taugenichts", Gontscharows "Oblomow" und Melvilles "Bartleby" – hat Akos Doma in seinem neuen Roman "Die allgemeine Tauglichkeit" die Treue gehalten.
Die vier Tagediebe verüben kleinere und größere Einbrüche mit Glasschneider und Saugnapf, wittern überall "Wohlstandsmief" und Spirituosenvorräte. Für das Wort "Lebensqualität" empfinden sie nur Hohn und Spott: Der Autor legt seinen Gestrandeten – die meisten stammen aus Ländern des ehemaligen Ostblocks – das kleine Einmaleins der Konsumverachtung in die Münder. Er lässt sie in gestohlenen Autos durch abgelegene Landschaften brausen und bei einer menschenfreundlichen Nutte Einkehr halten. Akos Doma hat seine vier apokalyptischen Reiter sehr gerne, macht keine tragischen, sondern komische, manchmal auch kluge Typen aus ihnen, so dass man auf die Idee verfallen könnte, ein zurückgelehntes Schmarotzerleben sei das einzig Wahre und ein Einbruch bei einem reichen Urologen in alter Robin-Hood-Manier sei der rechte Weg.
Akos Doma erzählt das alles in einem flotten Stil und durchgängigem Ton, mit vielen lockeren umgangsprachlichen Dialogen, durchsetzt mit mittleren und kleinen Lebensweisheiten. Es gebe, sagt Ludovik, der Misanthrop der Truppe, "kein höheres moralisches Ziel, als arbeitslos zu sein, alle guten Leute sein arbeitslos..." und, heißt es durchaus richtig, es sei "ökonomisch widersinnig, etwas zu schaffen, was nicht benötigt werde". Um das Ganze nicht im Gefängnis, der Entzugsanstalt oder auf dem Friedhof enden zu lassen, tritt Alfred auf, der gute Mann, der noch an die Segnungen der Arbeit für das Wohl des Menschen und dessen Selbstbewusstsein glaubt. Er feuert die Untauglichen zur Tauglichkeit an. Sie renovieren das Haus am Bahndamm und verwandeln es in eine Pension.
Fünf gesicherte Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich? Akos Doma hat eine leichte, schön komische Farce über vier Modernitätsverweigerer geschrieben. Es steckt viel Wahrheit in dem flotten Text, aber leider noch viel mehr Sozialromantik: Zuletzt tendiert der Autor zur Ironie, verdünnt sie mit ein wenig Rührung – und inszeniert ein unsicheres Happy End.
Besprochen von Verena Auffermann
Akos Doma: Die allgemeine Tauglichkeit. Roman
Rotbuch Verlag, Berlin 2011
270 Seiten, 18,95 Euro
Die vier Tagediebe verüben kleinere und größere Einbrüche mit Glasschneider und Saugnapf, wittern überall "Wohlstandsmief" und Spirituosenvorräte. Für das Wort "Lebensqualität" empfinden sie nur Hohn und Spott: Der Autor legt seinen Gestrandeten – die meisten stammen aus Ländern des ehemaligen Ostblocks – das kleine Einmaleins der Konsumverachtung in die Münder. Er lässt sie in gestohlenen Autos durch abgelegene Landschaften brausen und bei einer menschenfreundlichen Nutte Einkehr halten. Akos Doma hat seine vier apokalyptischen Reiter sehr gerne, macht keine tragischen, sondern komische, manchmal auch kluge Typen aus ihnen, so dass man auf die Idee verfallen könnte, ein zurückgelehntes Schmarotzerleben sei das einzig Wahre und ein Einbruch bei einem reichen Urologen in alter Robin-Hood-Manier sei der rechte Weg.
Akos Doma erzählt das alles in einem flotten Stil und durchgängigem Ton, mit vielen lockeren umgangsprachlichen Dialogen, durchsetzt mit mittleren und kleinen Lebensweisheiten. Es gebe, sagt Ludovik, der Misanthrop der Truppe, "kein höheres moralisches Ziel, als arbeitslos zu sein, alle guten Leute sein arbeitslos..." und, heißt es durchaus richtig, es sei "ökonomisch widersinnig, etwas zu schaffen, was nicht benötigt werde". Um das Ganze nicht im Gefängnis, der Entzugsanstalt oder auf dem Friedhof enden zu lassen, tritt Alfred auf, der gute Mann, der noch an die Segnungen der Arbeit für das Wohl des Menschen und dessen Selbstbewusstsein glaubt. Er feuert die Untauglichen zur Tauglichkeit an. Sie renovieren das Haus am Bahndamm und verwandeln es in eine Pension.
Fünf gesicherte Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich? Akos Doma hat eine leichte, schön komische Farce über vier Modernitätsverweigerer geschrieben. Es steckt viel Wahrheit in dem flotten Text, aber leider noch viel mehr Sozialromantik: Zuletzt tendiert der Autor zur Ironie, verdünnt sie mit ein wenig Rührung – und inszeniert ein unsicheres Happy End.
Besprochen von Verena Auffermann
Akos Doma: Die allgemeine Tauglichkeit. Roman
Rotbuch Verlag, Berlin 2011
270 Seiten, 18,95 Euro