Alle sieben Minuten jemand anderes
Das Stück "Situation Rooms" von Rimini Protokoll spielt in einem Haus, das in die Gebläsehalle der Bochumer Jahrhunderthalle eingebaut wurde. Die Hausbesucher sind darin mit iPad und Kopfhörern unterwegs. Sie tun, was ihnen die Stimmen aus dem Tablet sagen und gelangen in unbekannte Räume - in ein zerbombtes Haus, in das Chefzimmer einer Bank, auf einen Friedhof.
"Wir stehen hier vor dem Besprechungsraum 1 des Konferenzzentrums der Firma Krauss-Maffei-Wegener in München-Allach. Wir haben den Raum ab 14 Uhr angemietet."
Ich betrete den Raum mit einem iPad vor der Nase und Kopfhörern auf den Ohren. Ein runder Tisch, Ledersessel. In diesem Augenblick bin ich Wolfgang Ohlert, Oberstleutnant der Bundeswehr im Ruhestand. Draußen wird der Kampfpanzer Leopard 2 vorgeführt, Ohlert bereitet den Verhandlungsraum vor. Oder genauer: Ich tue das.
Ohlert sagt mir aus dem iPad, was ich machen soll, einen Spielzeugpanzer auf den Tisch stellen, die eintreffenden Leute begrüßen. Dabei handelt es sich um andere Zuschauer, die ebenfalls ein iPad vor sich haben und eine Rolle verkörpern. Alle sieben Minuten wird es dunkel, danach ist man jemand anderes.
Im neuen Projekt von Rimini Protokoll verleihen die Besucher ihre Körper. Sie tun, was ihnen die Stimmen aus dem iPad sagen und bewegen sich durch verschiedene Räume. Ein staubiges, zerbombtes Haus, das Direktorenzimmer der Deutschen Bank, ein Friedhof. Man lässt sich von einem Waffenhändler in eine schwere kugelsichere Weste helfen und begleitet einen israelischen Soldaten in einen Hinterhalt.
"Now I show you how to lay down in an ambush.”"
Dann liegt man im Dreck. Nicht stundenlang wie der Soldat, aber die paar Minuten reichen, um einen Eindruck zu bekommen. Es gibt heftige Momente in dieser Aufführung, deshalb ist der Besuch erst ab 16 Jahren empfohlen. Durch das körperliche Erleben kommen einem die Waffenhändler und -hersteller, die Ärzte und die Opfer wirklich nah. Als Kriegsfotograf rase ich durch die Räume, denn der knipst seine Bilder und ist weg, bevor es zu gefährlich wird.
""Auf diesem Tisch stirbt ein Baby. Immer trifft es die Zivilisten. Jetzt gehen wir weiter rechts durch die Tür und dann auf den Korridor."
Nach 80 Minuten rast der Kopf. Der Zwang, ständig etwas tun zu müssen, verhindert die Reflexion, wen man eigentlich gerade verkörpert. Das kommt später. Dieses Theater hat Nachwirkung.
Ich betrete den Raum mit einem iPad vor der Nase und Kopfhörern auf den Ohren. Ein runder Tisch, Ledersessel. In diesem Augenblick bin ich Wolfgang Ohlert, Oberstleutnant der Bundeswehr im Ruhestand. Draußen wird der Kampfpanzer Leopard 2 vorgeführt, Ohlert bereitet den Verhandlungsraum vor. Oder genauer: Ich tue das.
Ohlert sagt mir aus dem iPad, was ich machen soll, einen Spielzeugpanzer auf den Tisch stellen, die eintreffenden Leute begrüßen. Dabei handelt es sich um andere Zuschauer, die ebenfalls ein iPad vor sich haben und eine Rolle verkörpern. Alle sieben Minuten wird es dunkel, danach ist man jemand anderes.
Im neuen Projekt von Rimini Protokoll verleihen die Besucher ihre Körper. Sie tun, was ihnen die Stimmen aus dem iPad sagen und bewegen sich durch verschiedene Räume. Ein staubiges, zerbombtes Haus, das Direktorenzimmer der Deutschen Bank, ein Friedhof. Man lässt sich von einem Waffenhändler in eine schwere kugelsichere Weste helfen und begleitet einen israelischen Soldaten in einen Hinterhalt.
"Now I show you how to lay down in an ambush.”"
Dann liegt man im Dreck. Nicht stundenlang wie der Soldat, aber die paar Minuten reichen, um einen Eindruck zu bekommen. Es gibt heftige Momente in dieser Aufführung, deshalb ist der Besuch erst ab 16 Jahren empfohlen. Durch das körperliche Erleben kommen einem die Waffenhändler und -hersteller, die Ärzte und die Opfer wirklich nah. Als Kriegsfotograf rase ich durch die Räume, denn der knipst seine Bilder und ist weg, bevor es zu gefährlich wird.
""Auf diesem Tisch stirbt ein Baby. Immer trifft es die Zivilisten. Jetzt gehen wir weiter rechts durch die Tür und dann auf den Korridor."
Nach 80 Minuten rast der Kopf. Der Zwang, ständig etwas tun zu müssen, verhindert die Reflexion, wen man eigentlich gerade verkörpert. Das kommt später. Dieses Theater hat Nachwirkung.