Die Geschichte eines alleinerziehenden Vaters
Ganz allein für ein Kind verantwortlich zu sein, ist eine echte Herausforderung, der sich nicht jeder gewachsen fühlt. © imago / fStop Images / Jocelyn Michel
„Wir hatten echte Krisenmomente“
31:21 Minuten
Elmar ist alleinerziehender Vater wider Willen. Lange kämpft er darum, dass auch die Mutter seiner Tochter Verantwortung übernimmt, während er sein altes Leben einfach weiterlebt. Erst im letzten Moment begreift er, dass er etwas ändern muss.
Elmar wird mit Anfang 30 Vater. Als seine Tochter Luisa auf die Welt kommt, ist ihm schnell klar, dass er und seine Partnerin nicht zusammenbleiben werden. Trotzdem wollen die Eltern gemeinsam Verantwortung für ihre Tochter übernehmen. Die kleine Luisa wohnt mal bei Elmar, mal bei der Mutter. Doch die Aufenthalte bei der Mutter werden immer kürzer und seltener.
„In einem Moment dachte ich, dass sie sich einfach nicht kümmern will. Doch im Laufe der Zeit wurde mir klar, dass sie sich einfach schwertut, in die Mutterrolle hineinzufinden. Da sind Dinge aus ihrer Vergangenheit, die sie nicht bewältigt hat“, erklärt sich Elmar die Abwesenheit der Mutter.
"Am Anfang habe ich noch die Mutter angerufen"
Luisa lebt nun zunehmend bei ihrem Vater. Doch Elmar hadert sehr mit seiner Rolle als Alleinerziehender. Er ist Musiker, spielt in zwei Bands, sein Geld verdient er hauptsächlich abends und nachts mit Konzerten. Das ist schwer in Einklang zu bringen mit seinen Vaterpflichten.
Auch im Alltag gerät er oft an seine Grenzen. „Zum Beispiel, wenn ich meine Tochter gekämmt habe. Meine Tochter hat sehr schöne Locken, aber es ist ein sehr kompliziertes Haar, so afromäßig. Wenn man diese Haare nicht alle zwei Tage behandelt, verknoten sie sich total. Das waren echte Krisenmomente, in denen sie weinte und ich nicht wusste, was ich machen sollte. Am Anfang habe ich noch die Mutter angerufen.“
Komplett allein verantwortlich
Elmar will nicht akzeptieren, dass er inzwischen komplett allein für seine Tochter verantwortlich ist. „In der ersten Phase war ich so verzweifelt, ihre Präsenz einzufordern, dass ich gar nicht fähig war, die Realität zu sehen: Dass ich es eben alleine machen musste. Vielleicht wollte ich es auch einfach nicht sehen.“
Elmar kämpft darum, dass auch die Mutter für Luisa da ist, und zieht keine Konsequenzen für sein eigenes Leben, obwohl er seine Beziehungen und seine Jobs als Musiker mit den Vaterpflichten kaum unter einen Hut bekommt. Erst als Luisas Mutter Deutschland verlässt, begreift er, dass er etwas ändern muss.
Tini von Poser erzählt bei „Plus Eins“ eine Geschichte über die Liebe eines Vaters zu seiner Tochter – und stellt die Frage, warum wir uns manchmal so schwer damit tun, die Herausforderung einer neuen Lebenssituation anzunehmen.