Wenn Isolierung krank macht
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Abstand halten, zu Hause bleiben, womöglich Quarantäne: Für allein lebende Menschen können die Corona-Regeln besonders belastend sein. Manchen drohten Angst- und Suchtstörungen oder Depressionen, befürchtet die Psychologin Maike Luhmann.
Was kommt im Zuge der strengen Distanzierungsregeln zur Eindämmung des Coronavirus auf Alleinlebende zu und wie verkraften sie das? Dem geht die Psychologin Maike Luhmann von der Ruhr-Universität Bochum in einer aktuellen Studie nach.
Angesichts der jetzigen extremen Situation sei noch nicht klar, ob das, was man bisher über allein lebende Menschen wisse, nun auch zutreffe, sagt Luhmann. Nicht für alle seien schlimme Folgen zu erwarten:
"Man kann allein sein und sich trotzdem mit anderen Menschen sehr verbunden fühlen. Es gibt auch viele, die brauchen gar nicht so viele Menschen um sich herum. Aber auf der anderen Seite sind wir Menschen soziale Wesen. Und über kurz oder lang braucht jeder von uns diesen direkten, nahen, vielleicht auch körperlichen Kontakt zu anderen."
Einsamkeit, Depressionen, Angststörungen
Insofern sei zu befürchten, dass einige der Alleinlebenden Einsamkeit entwickeln. Ihnen gehe es subjektiv schlecht. Einsamkeit sei oft ein Vorläufer für weitere gesundheitliche Probleme wie Depressionen, Angst- und Suchtstörungen, aber auch Herz-Kreislauferkrankungen. "Es ist damit zu rechnen, dass, je länger dieser Zustand anhält, solche Probleme verstärkt auftreten", so Luhmann.
Wichtig sei allerdings, zwischen räumlicher und sozialer Distanzierung zu unterscheiden. Der Begriff "soziale Distanzierung" sei im Grunde falsch, denn er bedeute, dass man sich auch emotional von Menschen entferne. Doch das Gegenteil müsse jetzt passieren – etwa über soziale Medien: "Es gibt viele Möglichkeiten, mit anderen Menschen jetzt in Kontakt zu bleiben und auch Nähe zu schaffen. Das muss jeder von uns jetzt tun." Alle könnten versuchen, diejenigen im Blick zu behalten, die besonders unter dieser Situation leiden, so die Psychologin.
(bth)