Alles ist irgendwie Punkrock
In den 80er-Jahren war Johnny Haeusler mit seiner Band Punkrock-Band Plan B erfolgreich. Nach Querelen mit der Plattenfirma löste er diese aber auf und wandte sich dem Internet zu. Heute ist er als Blogger sehr erfolgreich – und doch will er zurück auf die Bühne. Auch wegen seiner Söhne.
1992, „N3 Jugendtreff“, eine Fernsehsendung im NDR. Auf der Bühne: Plan B. Sänger: Johnny Haeusler – Tattoos an den Schultern, Rastalocken, Kinnbärtchen, böser Blick.
Moderator: „Plan B, Rockmusik aus Berlin. Frau Merkel sie haben etwas gequält geguckt – hat’s Ihnen gefallen?“
Angela Merkel: „"Also ehrlich gesagt hat es mir besser gefallen, als ich dachte.“
Moderator: „Eine sehr diplomatische Antwort einer Jugendministerin.“
20 Jahre später: Angela Merkel ist Bundeskanzlerin. Johnny Haeusler ist mit seinem Blog Spreeblick einer der Stars der deutschen Bloggerszene, Mediendesigner, Familienvater und – wieder: Rockmusiker. Die Haare trägt er kurz, mit deutlich grauem Einschlag, vor den blauen Augen hat er eine Brille. Er sitzt auf einem stylischen Sessel in einem Café in einer alten Villa in Berlin-Kreuzberg.
„Ich sehe das schon alles noch genau vor mir: Wir sitzen jetzt in den ehemaligen Backstageräumen und jetzt sind das wunderschöne Ledersessel in denen wir uns lümmeln.“
1978 macht Haeusler hier seine ersten Bühnenerfahrungen. Gitarre spielen kann er zu diesem Zeitpunkt ein bisschen – er hat gerade erst damit angefangen, aber das muss reichen. Und es reicht:
„Ich hab wirklich dieses klassische Punkrock-Credo sehr ernst genommen, also so nach dem Motto, du kannst drei Akkorde, dann kannst du auch auf der Bühne stehen.“
Die Bühne, Musik und Konzerte: Das ist sein Ding. 1964 wird Johnny Haeusler in Berlin Wedding geboren. Sein Vater ist Heizungsbauer, seine Mutter arbeitet in einem Spielwarenladen. Der Wedding ist keine sehr gute Ecke von Berlin und so ziehen die Eltern, als Johnny in der Grundschule ist, mit ihm und seinem jüngeren Bruder nach Wilmersdorf in ein deutlich gediegeneres Umfeld. Johnnys Leidenschaft zieht mit. Er geht aufs Gymnasium, macht Abitur und er erinnert sich noch gut an das Gespräch nach dem Abi: Er will nun richtig Musik machen.
„Dann haben meine Eltern gesagt: Kannste ja auch machen, aber du musst ja jetzt was lernen, du brauchst doch einen Beruf. Da hab ich gesagt: Aber mein Beruf muss Musiker werden – das ging eine Weile hin und her und mein Vater hat dann irgendwann gesagt, ok, werd Musiker und sieh zu, wie du klarkommst.“
Haeusler jobbt in Kneipen, arbeitet im Plattenladen. 1984, mit 20 Jahren, gründet er Plan B, schreibt gute, erdige Rocksongs – ohne dabei Angst vor elektronischen Einflüssen zu haben, fängt nebenbei beim Radio an und probt mit der Band wie ein Besessener.
„Und dann kam diese Clash-Geschichte, dass Clash in Düsseldorf gespielt haben in der zweiten Besetzung und dann hab ich den hinterher telefoniert, wochenlang, um zu versuchen, bei denen als Vorgruppe zu spielen und die haben dann tatsächlich gesagt ok, kommt vorbei. Und sind wir in unsere von Papa geliehenen Autos gestiegen, sind nach Düsseldorf gedüst und haben da als zweiten Gig überhaupt mit Plan B als Support für the Clash gespielt, das war großartig.“
Plan B werden zu Berliner Lokalmatadoren. Ihre Konzerte sind gut besucht, eine große Plattenfirma wird auf sie aufmerksam, es kommt zum Vertrag. Drei Alben entstehen, Plan B tourt – auch durch Amerika – alles ein bisschen wie im Film.
Es scheint, als hätte es Haeusler mit seiner Band geschafft – er ist Musiker und kann davon leben – doch 1994 kommt der Fall:
„Das lag so ein bisschen an meiner Dummheit. Es gab irgendwann Stress mit der Plattenfirma, 1994, mit dem anstehenden vierten Release, den die Plattenfirma nicht machen wollte und wir waren aber vorher vier Monate in New York und haben das da aufgenommen und waren ganz stolz drauf und dann gab es über ein Jahr juristische Querelen und dann hab ich die Band aufgelöst – aus Frust.“
Klar, Haeusler will weiter Musik machen – aber erstmal widmet er sich seiner zweiten Leidenschaft: Computern. Schon als das Internet aufkommt ist er Feuer und Flamme. Jetzt beißt sich der Autodidakt wieder einmal fest: Er erstellt Homepages, gewinnt einen Gründerwettbewerb und findet sich bald als Chef einer erfolgreichen Multimediafirma wieder:
„Und dann haben wir nur einen Auftrag gemacht, der nicht bezahlt wurde, da waren 150.000 Euro offen, wo es Streit drüber gab und die sind nicht geflossen und damit war der Laden pleite. Und das war eine wahnsinnig bittere Zeit.“
Haeusler muss die Firma auflösen und sich was Neues überlegen für sein Leben – mittlerweile ist er verheiratet und Vater.
Er schreibt ein Weblog: „Spreeblick“. Und gründet gemeinsam mit seiner Frau Tanja 2004 die „Spreeblick Verlags KG“, um professionelle Blogger bei der Vermarktung ihrer Texte zu unterstützen. Alles läuft gut, aber irgendetwas fehlt! Im Sommerurlaub 2011 kommt Johnny Haeusler ins Grübeln – es geht auch um seine Söhne:
„Und dann hab ich so überlegt und dachte, die kennen mich nicht anders, als vor dem Rechner sitzend – das ist meine Arbeit. Was macht dein Vater? Der sitzt vor dem Computer – so die Geschichten von der Band, das war halt alles so: ‚Papa hat früher mal...‘ und da hab ich gedacht, das geht nicht, wir brauchen wieder mehr Kunst mehr Lärm hier im Haus, es braucht wieder mehr Kreativität.“
Haeusler greift zur Gitarre – die alten Songs sind gut, aber funktionieren sie auch mit 48 Jahren noch auf der Bühne? Johnny Haeusler scharrt alte und neue Weggefährten um sich und probiert es aus.
„Also das war wirklich so ein bisschen so wie in ein altes Wohnzimmer zurückzukommen und man wusste sofort, wo steht die Couch, wo geht die Lampe an, das war schon irre. Ich will auf keinen Fall die eigene Coverband werden, ich liebe diese Songs, aber nur so eine Revivalgeschichte daraus zu machen, fände ich blöd.
Also wir haben so ein paar neue Songs und ich stelle fest, bei dem Song kommt mir sofort ein englischer Text, bei anderen hab ich den Eindruck, da könnte man super deutsch drauf singen – aber das ist noch völlig offen, ich probiere das aus und finde das eine totale Herausforderung, zu versuchen, Plan B weiterzuführen auf Deutsch als erwachsener Mann.“
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Moderator: „Eine sehr diplomatische Antwort einer Jugendministerin.“
20 Jahre später: Angela Merkel ist Bundeskanzlerin. Johnny Haeusler ist mit seinem Blog Spreeblick einer der Stars der deutschen Bloggerszene, Mediendesigner, Familienvater und – wieder: Rockmusiker. Die Haare trägt er kurz, mit deutlich grauem Einschlag, vor den blauen Augen hat er eine Brille. Er sitzt auf einem stylischen Sessel in einem Café in einer alten Villa in Berlin-Kreuzberg.
„Ich sehe das schon alles noch genau vor mir: Wir sitzen jetzt in den ehemaligen Backstageräumen und jetzt sind das wunderschöne Ledersessel in denen wir uns lümmeln.“
1978 macht Haeusler hier seine ersten Bühnenerfahrungen. Gitarre spielen kann er zu diesem Zeitpunkt ein bisschen – er hat gerade erst damit angefangen, aber das muss reichen. Und es reicht:
„Ich hab wirklich dieses klassische Punkrock-Credo sehr ernst genommen, also so nach dem Motto, du kannst drei Akkorde, dann kannst du auch auf der Bühne stehen.“
Die Bühne, Musik und Konzerte: Das ist sein Ding. 1964 wird Johnny Haeusler in Berlin Wedding geboren. Sein Vater ist Heizungsbauer, seine Mutter arbeitet in einem Spielwarenladen. Der Wedding ist keine sehr gute Ecke von Berlin und so ziehen die Eltern, als Johnny in der Grundschule ist, mit ihm und seinem jüngeren Bruder nach Wilmersdorf in ein deutlich gediegeneres Umfeld. Johnnys Leidenschaft zieht mit. Er geht aufs Gymnasium, macht Abitur und er erinnert sich noch gut an das Gespräch nach dem Abi: Er will nun richtig Musik machen.
„Dann haben meine Eltern gesagt: Kannste ja auch machen, aber du musst ja jetzt was lernen, du brauchst doch einen Beruf. Da hab ich gesagt: Aber mein Beruf muss Musiker werden – das ging eine Weile hin und her und mein Vater hat dann irgendwann gesagt, ok, werd Musiker und sieh zu, wie du klarkommst.“
Haeusler jobbt in Kneipen, arbeitet im Plattenladen. 1984, mit 20 Jahren, gründet er Plan B, schreibt gute, erdige Rocksongs – ohne dabei Angst vor elektronischen Einflüssen zu haben, fängt nebenbei beim Radio an und probt mit der Band wie ein Besessener.
„Und dann kam diese Clash-Geschichte, dass Clash in Düsseldorf gespielt haben in der zweiten Besetzung und dann hab ich den hinterher telefoniert, wochenlang, um zu versuchen, bei denen als Vorgruppe zu spielen und die haben dann tatsächlich gesagt ok, kommt vorbei. Und sind wir in unsere von Papa geliehenen Autos gestiegen, sind nach Düsseldorf gedüst und haben da als zweiten Gig überhaupt mit Plan B als Support für the Clash gespielt, das war großartig.“
Plan B werden zu Berliner Lokalmatadoren. Ihre Konzerte sind gut besucht, eine große Plattenfirma wird auf sie aufmerksam, es kommt zum Vertrag. Drei Alben entstehen, Plan B tourt – auch durch Amerika – alles ein bisschen wie im Film.
Es scheint, als hätte es Haeusler mit seiner Band geschafft – er ist Musiker und kann davon leben – doch 1994 kommt der Fall:
„Das lag so ein bisschen an meiner Dummheit. Es gab irgendwann Stress mit der Plattenfirma, 1994, mit dem anstehenden vierten Release, den die Plattenfirma nicht machen wollte und wir waren aber vorher vier Monate in New York und haben das da aufgenommen und waren ganz stolz drauf und dann gab es über ein Jahr juristische Querelen und dann hab ich die Band aufgelöst – aus Frust.“
Klar, Haeusler will weiter Musik machen – aber erstmal widmet er sich seiner zweiten Leidenschaft: Computern. Schon als das Internet aufkommt ist er Feuer und Flamme. Jetzt beißt sich der Autodidakt wieder einmal fest: Er erstellt Homepages, gewinnt einen Gründerwettbewerb und findet sich bald als Chef einer erfolgreichen Multimediafirma wieder:
„Und dann haben wir nur einen Auftrag gemacht, der nicht bezahlt wurde, da waren 150.000 Euro offen, wo es Streit drüber gab und die sind nicht geflossen und damit war der Laden pleite. Und das war eine wahnsinnig bittere Zeit.“
Haeusler muss die Firma auflösen und sich was Neues überlegen für sein Leben – mittlerweile ist er verheiratet und Vater.
Er schreibt ein Weblog: „Spreeblick“. Und gründet gemeinsam mit seiner Frau Tanja 2004 die „Spreeblick Verlags KG“, um professionelle Blogger bei der Vermarktung ihrer Texte zu unterstützen. Alles läuft gut, aber irgendetwas fehlt! Im Sommerurlaub 2011 kommt Johnny Haeusler ins Grübeln – es geht auch um seine Söhne:
„Und dann hab ich so überlegt und dachte, die kennen mich nicht anders, als vor dem Rechner sitzend – das ist meine Arbeit. Was macht dein Vater? Der sitzt vor dem Computer – so die Geschichten von der Band, das war halt alles so: ‚Papa hat früher mal...‘ und da hab ich gedacht, das geht nicht, wir brauchen wieder mehr Kunst mehr Lärm hier im Haus, es braucht wieder mehr Kreativität.“
Haeusler greift zur Gitarre – die alten Songs sind gut, aber funktionieren sie auch mit 48 Jahren noch auf der Bühne? Johnny Haeusler scharrt alte und neue Weggefährten um sich und probiert es aus.
„Also das war wirklich so ein bisschen so wie in ein altes Wohnzimmer zurückzukommen und man wusste sofort, wo steht die Couch, wo geht die Lampe an, das war schon irre. Ich will auf keinen Fall die eigene Coverband werden, ich liebe diese Songs, aber nur so eine Revivalgeschichte daraus zu machen, fände ich blöd.
Also wir haben so ein paar neue Songs und ich stelle fest, bei dem Song kommt mir sofort ein englischer Text, bei anderen hab ich den Eindruck, da könnte man super deutsch drauf singen – aber das ist noch völlig offen, ich probiere das aus und finde das eine totale Herausforderung, zu versuchen, Plan B weiterzuführen auf Deutsch als erwachsener Mann.“
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