Alles über den Geheimagenten seiner Majestät
Ein neuer Bond kommt in die Kinos, und ein Sachbuch zu den Büchern und Filmen dazu. Siegfried Tesche ist immer dann gut, wenn es ihm gelingt, auf die Rezeption von Bond einzugehen, wenn er den Kult um die Figur und seine Macher in die Zeit einordnet. So wirken aus heutiger Sicht viele Kontroversen nur noch übertrieben. Tesche hat jedoch zu einigen Filmen so viele Informationen zusammengehäuft, dass es manchmal auch mühsam wird.
Ausführlich geht Siegfried Tesche zunächst auf den Bond-"Erfinder" Ian Fleming ein. Der 1908 geborene Sohn eines Offiziers und konservativen Parlamentsabgeordneten, führte ein schillerndes Leben. Er studierte unter anderem in Genf und München Psychologie, sprach Deutsch, Französisch und Russisch und war zunächst als Journalist tätig, wo er unter anderem auch über die großen Schauprozesse in Stalins Moskau zu Beginn der 30er Jahre berichtete. Während des Krieges arbeitete er für den britischen Nachrichtendienst und war an einigen spektakulären Geheimdienstoperationen beteiligt.
Der Lebemann der auf Jamaika ein Haus mit dem Namen "Goldeneye" besaß, heiratete spät und starb bereits im August 1964 an Herzversagen. Mit den Bond-Büchern begann Ian Fleming 1953.
Ausführlich hat der Autor Siegfried Tesche alle Informationen zu den Büchern und Filmen zusammengetragen und klar strukturiert. Zunächst gibt es zu jedem Film und Buch immer eine Inhaltsangabe, dann Anekdoten gefolgt von der Aufnahme durch die Kritik und Verkaufs- oder Besucherzahlen.
Tesche geht auf die Unterschiede zwischen Bond und Fleming ein und verblüfft immer wieder mit originellen Zitaten. So sagte Fleming einst über seine Romanfigur Bond: "Für mich ist Bond keine heldenhafte Figur, sondern ein effizienter Profi in seinem Job".
Die einzelnen Bond-Bücher wurden sehr kontrovers aufgenommen, galten bei einigen als Schundliteratur, die auf die niedrigsten Instinkte abziele. Immer wieder wurden Fleming seine detaillierten Schilderungen im Bezug auf Gewalt und Sex vorgeworfen. Sehr interessant ist der Aspekt, dass viele Bond Bücher in (West-) Deutschland nur mangelhaft übersetzt wurden. Oft fehlten ganze Kapitel und Episoden, Antideutsches wurde herausgestrichen oder verändert. Insgesamt wurden die deutschen Bond-Bücher "entschärft".
Bereits 1954 gab es eine Verfilmung von "Casino Royale" dem ersten Bond Buch. Der amerikanische TV Film konnte mit Peter Lorre als Bösewicht aufwarten. Aus dem Briten James Bond wurde der Amerikaner "Jimmy Bond". Der Film floppte.
Auf 274 (!) Seiten geht Tesche ausführlich auf jede einzelne Bond Verfilmung ein. Besonders interessant und unterhaltsam sind die Informationen zu den ersten Filmen. So bekam Sean Connery für den ersten Bond-Film "Dr.No" eine Gage von 16 800 Dollar. Ursula Andress als erstes Bond Girl erhielt 6000 Dollar. Der erste Bond kostete nur 900.000 Dollar, und der deutsche Verleih lehnte es damals ab, den unbekannten Sean Connery zu einer Werbetour nach Deutschland zu holen.
Kurios sind auch einige Interna zu "Goldfinger", dem dritten Bond-Film, der bereits ein Riesenerfolg wurde. Allein in Deutschland sahen den Film mit Gert Fröbe als Goldfinger über drei Millionen Kinozuschauer. In Israel wurde das Werk jedoch 1966 verboten, weil Fröbe Mitglied der NSDAP war. Die "FAZ" schimpfte: "Sex und Mord wechseln, rhythmisch skandiert miteinander ab. Ist das humorvoll?" Insgesamt stufte der Kritiker der "FAZ" den Film dann als "faschistisch" ein. Damit war er sich mit der "Pravda" einig, für die Goldfinger dem "KZ Kommandant Höß" ähnelte.
Siegfried Tesche ist immer dann gut, wenn es ihm gelingt, auf die Rezeption von Bond einzugehen, wenn er den Kult um die Figur und seine Macher in die Zeit einordnet. So wirken aus heutiger Sicht viele Kontroversen nur noch übertrieben. Heute schätzen die Bondianer ja vor allem den Humor. Bond-Filme wirken im Bezug auf Gewalt im Film auch eher harmlos.
Tesche hat jedoch zu einigen Filmen so viele Informationen zusammengehäuft, dass es manchmal auch mühsam wird. So sind nicht alle Aussagen deutscher Schauspieler mit nur beschränktem Leinwandauftritt gleich lesenswert und die Auflistungen von über 20 Namen, die für verschiedenste Rolle in Betracht kamen, sind ermüdend.
Spannend sind jedoch immer die Schnittpunkte, wenn wieder einmal der Bond-Darsteller wechselte, oder aber ein Konkurrenz-Bond entstand wie 1983, als es mit Roger Moore und dem letzten Auftritt von Sean Connery zwei Bonds gab. Autor Tesche ist dann durchaus kritisch, wenn er beschreibt, wie herzlos bei den Machtkämpfen um Bond, gerade mit den Darstellern umgegangen wird.
Bestechend und beeindruckend ist die Fleißarbeit des Autors vor allem, wenn alle Bond-Darsteller und -Nebendarsteller sowie die Regisseure und Macher auf noch einmal über 100 Seiten in Kurzbiografien vorgestellt werden. Tesche geht auch auf den Einfluss der Bücher und Filme ein und weist auf das Bond typische Product Placement mit sehr ausführlichen Interna hin.
Die über 600 Seiten sind ein Muss für jeden Bond-Fan. Das Buch ist ebenso Nachschlagwerk wie "easy reading" und einige Beschreibungen lesen sich einfach gut. Was fehlt, ist eine kritischere Distanz des Autors zum Bond Phänomen und auch wenn es um die einzelnen Filme geht, lässt Siegfried Tesche eine persönliche Einschätzung vermissen. So ist das Buch in erster Linie für Fans von James Bond gedacht und nicht für seine Kritiker.
Rezensiert von Jörg Taszman
Siegfried Tesche: James Bond - Top Secrets. Die Welt des 007
Verlag Militzke, Leipzig 2006, 624 Seiten, 24 Euro
Der Lebemann der auf Jamaika ein Haus mit dem Namen "Goldeneye" besaß, heiratete spät und starb bereits im August 1964 an Herzversagen. Mit den Bond-Büchern begann Ian Fleming 1953.
Ausführlich hat der Autor Siegfried Tesche alle Informationen zu den Büchern und Filmen zusammengetragen und klar strukturiert. Zunächst gibt es zu jedem Film und Buch immer eine Inhaltsangabe, dann Anekdoten gefolgt von der Aufnahme durch die Kritik und Verkaufs- oder Besucherzahlen.
Tesche geht auf die Unterschiede zwischen Bond und Fleming ein und verblüfft immer wieder mit originellen Zitaten. So sagte Fleming einst über seine Romanfigur Bond: "Für mich ist Bond keine heldenhafte Figur, sondern ein effizienter Profi in seinem Job".
Die einzelnen Bond-Bücher wurden sehr kontrovers aufgenommen, galten bei einigen als Schundliteratur, die auf die niedrigsten Instinkte abziele. Immer wieder wurden Fleming seine detaillierten Schilderungen im Bezug auf Gewalt und Sex vorgeworfen. Sehr interessant ist der Aspekt, dass viele Bond Bücher in (West-) Deutschland nur mangelhaft übersetzt wurden. Oft fehlten ganze Kapitel und Episoden, Antideutsches wurde herausgestrichen oder verändert. Insgesamt wurden die deutschen Bond-Bücher "entschärft".
Bereits 1954 gab es eine Verfilmung von "Casino Royale" dem ersten Bond Buch. Der amerikanische TV Film konnte mit Peter Lorre als Bösewicht aufwarten. Aus dem Briten James Bond wurde der Amerikaner "Jimmy Bond". Der Film floppte.
Auf 274 (!) Seiten geht Tesche ausführlich auf jede einzelne Bond Verfilmung ein. Besonders interessant und unterhaltsam sind die Informationen zu den ersten Filmen. So bekam Sean Connery für den ersten Bond-Film "Dr.No" eine Gage von 16 800 Dollar. Ursula Andress als erstes Bond Girl erhielt 6000 Dollar. Der erste Bond kostete nur 900.000 Dollar, und der deutsche Verleih lehnte es damals ab, den unbekannten Sean Connery zu einer Werbetour nach Deutschland zu holen.
Kurios sind auch einige Interna zu "Goldfinger", dem dritten Bond-Film, der bereits ein Riesenerfolg wurde. Allein in Deutschland sahen den Film mit Gert Fröbe als Goldfinger über drei Millionen Kinozuschauer. In Israel wurde das Werk jedoch 1966 verboten, weil Fröbe Mitglied der NSDAP war. Die "FAZ" schimpfte: "Sex und Mord wechseln, rhythmisch skandiert miteinander ab. Ist das humorvoll?" Insgesamt stufte der Kritiker der "FAZ" den Film dann als "faschistisch" ein. Damit war er sich mit der "Pravda" einig, für die Goldfinger dem "KZ Kommandant Höß" ähnelte.
Siegfried Tesche ist immer dann gut, wenn es ihm gelingt, auf die Rezeption von Bond einzugehen, wenn er den Kult um die Figur und seine Macher in die Zeit einordnet. So wirken aus heutiger Sicht viele Kontroversen nur noch übertrieben. Heute schätzen die Bondianer ja vor allem den Humor. Bond-Filme wirken im Bezug auf Gewalt im Film auch eher harmlos.
Tesche hat jedoch zu einigen Filmen so viele Informationen zusammengehäuft, dass es manchmal auch mühsam wird. So sind nicht alle Aussagen deutscher Schauspieler mit nur beschränktem Leinwandauftritt gleich lesenswert und die Auflistungen von über 20 Namen, die für verschiedenste Rolle in Betracht kamen, sind ermüdend.
Spannend sind jedoch immer die Schnittpunkte, wenn wieder einmal der Bond-Darsteller wechselte, oder aber ein Konkurrenz-Bond entstand wie 1983, als es mit Roger Moore und dem letzten Auftritt von Sean Connery zwei Bonds gab. Autor Tesche ist dann durchaus kritisch, wenn er beschreibt, wie herzlos bei den Machtkämpfen um Bond, gerade mit den Darstellern umgegangen wird.
Bestechend und beeindruckend ist die Fleißarbeit des Autors vor allem, wenn alle Bond-Darsteller und -Nebendarsteller sowie die Regisseure und Macher auf noch einmal über 100 Seiten in Kurzbiografien vorgestellt werden. Tesche geht auch auf den Einfluss der Bücher und Filme ein und weist auf das Bond typische Product Placement mit sehr ausführlichen Interna hin.
Die über 600 Seiten sind ein Muss für jeden Bond-Fan. Das Buch ist ebenso Nachschlagwerk wie "easy reading" und einige Beschreibungen lesen sich einfach gut. Was fehlt, ist eine kritischere Distanz des Autors zum Bond Phänomen und auch wenn es um die einzelnen Filme geht, lässt Siegfried Tesche eine persönliche Einschätzung vermissen. So ist das Buch in erster Linie für Fans von James Bond gedacht und nicht für seine Kritiker.
Rezensiert von Jörg Taszman
Siegfried Tesche: James Bond - Top Secrets. Die Welt des 007
Verlag Militzke, Leipzig 2006, 624 Seiten, 24 Euro