Jenni Zylka, geboren 1969 in Osnabrück, ist Schriftstellerin, freie Journalistin und Moderatorin, sie lebt in Berlin. Zylka war regelmäßig Jurorin für den Grimme-Preis und Filmsichterin für die Berlinale.
Spaltung statt Zusammenhalt
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Die Initiative #allesdichtmachen gegen die Lockdownmaßnahmen der Regierung sorgt für Ratlosigkeit und Wut. Die Journalistin Jenni Zylka sieht in ihr ein fatales Signal für eine innerlich tief gespaltene Filmbranche, in der offenbar Angst herrsche.
Die Initiative #allesdichtmachen von rund 50 Schauspielerinnen und Schauspielern schlägt weiter hohe Wellen. So soll Mitinitiator Volker Bruch, auch international bekannt geworden durch seine Hauptrolle in der TV-Serie "Babylon Berlin", die Mitgliedschaft in der Partei "Die Basis" beantragt haben, die der Querdenker-Bewegung nahesteht. Das jedenfalls berichtet das Onlinemagazin Netzpolitik nach eigenen Recherchen.
Mehrere Schauspielerinnen und Schauspieler berichteten gegenüber Medien, sie seien gefragt worden, ob sie sich an #allesdichtmachen beteiligen wollten. Sie hätten jedoch abgelehnt – und möchten nun namentlich nicht genannt werden, da sie berufliche Nachteile befürchten.
"Das ist eine Katastrophe"
Die Journalistin Jenni Zylka macht #allesdichtmachen ratlos und wütend. Sie sei weit davon entfernt, alle Beteiligten in die Nähe der Querdenker zu rücken, aber die Initiative offenbare ein tiefes Zerwürfnis innerhalb der Filmbranche, und das sei schlimm, bedauert Zylka.
"Das ist eine Katastrophe. Und was mich am meisten ärgert, ist, dass gerade in dieser Zeit nichts so sehr gefragt ist wie Zusammenhalt. Kaum gibt es einen Hoffnungsschimmer, wie es jetzt gerade mit dem Impfen passiert, kommt eine solche Kampagne, die im Prinzip die Spaltung vertieft, indem sie alle Menschen in der Filmbranche dazu zwingt, sich zu stellen."
Folgen für die Produktion von "Babylon Berlin"
Das sei fatal. Unklar bleibe auch, was die Initiatoren bezweckten: "Wollen die nur die Regierung kritisieren – oder Chaos und Destruktion?" Es werde in der Öffentlichkeit nicht miteinander geredet, sondern nur gestritten, ein vernünftiger Diskurs werde dadurch erschwert, sagt Zylka.
Der Streit um #allesdichtmachen werde auch Folgen für die weitere Produktion von "Babylon Berlin" haben, befürchtet die Journalistin. Volker Bruch sei auch international das Aushängeschild der Erfolgsserie, seine Aussagen und sein Handeln würden auch in anderen Ländern wahrgenommen. Das Filmteam tue ihr leid.
(mkn)