"Ein Tropfen auf den heißen Stein"
Fehlende Ausbildungsplätze einerseits, ungenügend qualifizierte Jugendliche andererseits: Dem soll jetzt ein neuer Ausbildungspakt entgegenwirken. Gut gemeint, aber nicht ausreichend, urteilt der Politologe Marius Busemeyer.
Der Politikwissenschaftler Marius Busemeyer ist nur mäßig begeistert von dem neuen Ausbildungspakt, den Bundesregierung, Bundesländer, Wirtschaft und erstmals auch die Gewerkschaften miteinander geschlossen haben. Immerhin: Er sei ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings seien die angebotenen 20.000 zusätzlichen Ausbildungsplätze lediglich "ein Tropfen auf den heißen Stein". Denn noch immer warten allein 250.000 Jugendliche im Übergangsbereich zwischen Schule und Ausbildung. Notwendig sei eine grundlegende Reform der Strukturen, so Busemeyer.
Einen Beruf erlernen auch ohne betriebliche Ausbildung
So müsste nach Überzeugung des Bildungsspezialisten neben der rein betrieblichen Ausbildung ein zweiter Zweig aufgebaut werden wie in Dänemark, den Niederlanden oder Österreich. Jugendliche bekämen damit "die feste Zusage, ihre Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf abzuschließen, selbst wenn es mit dem Übergang in eine reguläre betriebliche Ausbildung erst mal nicht funktioniert."
Kleinteilige Programme bekämpfen Defizite oft unzureichend
Jetzt gebe es in Deutschland zwischen Schule und Berufsschule zu viele kleinteilige Programme, die zum Teil nicht aufeinander abgestimmt seien und die Defizite der Schulabgänger nicht immer gezielt bekämpften. Busemeyers Fazit zum Ausbildungspakt: eine "Verbesserung zum Status quo", weil die Allianz jetzt mit den Gewerkschaften breiter aufgestellt sei. Aber: "Es reicht noch nicht aus, um die strukturellen Probleme im Berufsbildungssystem wirklich langfristig und nachhaltig zu lösen."