Was hat eigentlich das Kündigen des Atomabkommens zu tun mit dem munteren Tanker-Enter-Spiel im Persischen Golf? Darüber und über die Frage, wann der Iran nun in der Lage ist, eine Atombombe zu bauen, spricht Isabella Kolar mit unserer Iran-Korrespondentin Karin Senz. Audio Player
Eine Gesellschaft unter maximalem Druck
21:37 Minuten
Sanktionen, abgeschossene Drohnen, geenterte Tanker: Seitdem Donald Trump das Atomabkommen mit dem Iran aufgekündigt hat, eskaliert die Situation am Persischen Golf. Und schon die Kinder in Teheran glauben, dass der US-Präsident ein "Böser" ist.
"Should I stay or should I go" – der Punk-Song ist im Iran nicht besonders populär, in der Musikszene allerdings schon. Er drückt das Dilemma vieler iranischer Musiker aus. Mona Shams ist Ende 20 und Sängerin:
"Ich habe überlegt, den Iran zu verlassen und habe es schließlich auch gemacht – wegen der Musik und einer Berufsausbildung in diesem Bereich – und weil ich sorgenfrei arbeiten will."
Eingeschränkte Auftrittsmöglichkeiten als Frau
Seit kurzem lebt und arbeitet sie unbeschwert in Österreich. Ihre langen schwarzen Haare sind nicht mehr von einem Kopftuch bedeckt. Im Iran durfte sie zwar als Frau schon auftreten, aber sehr eingeschränkt:
"Ich habe nur eine Erlaubnis als Background-Sängerin bekommen. Das ist aber nicht das, was ich wollte und wofür ich geübt habe, aber ich musste es machen. Und manchmal haben sie mir sogar die Genehmigung als Backgroundsängerin wieder entzogen."
Frauen dürfen im Iran nicht solo auftreten. Das ist eine Einschränkung. Und auch bei den Song-Texten gibt es ganz klare Regeln, erklärt der Teheraner Produzent und Konzertveranstalter Ramin Sadighi:
"Wenn die Texte gegen irgendeine Religion sind, wenn die Texte sehr politisch werden und mit erotischen Texten, also mit diesen extrem erotischen Texten, sind sie auch nicht einverstanden."
Sie – das sind die Verantwortlichen im iranischen Kulturministerium.
Maziyar Khavajian sitzt in einem Teheraner Buchladen mit hippem Vollbart und Hut auf dem Kopf. Der 34-Jährige hat mit seiner Band #Tehran eine Lizenz. Seine Texte sind unverfänglich, er hält sich also an die Regeln – allerdings mehr widerwillig, scheint es:
"Man muss Musik zum Anhören einreichen. Da soll jemand, der noch nie was von James Brown gehört hat, deine Musik kommentieren, die von Funk und Soul beeinflusst ist. Das geht eigentlich nicht. Das ist doch schon das erste Problem, dass jemand, der sich in dem Bereich nicht auskennt, über etwas urteilt, was ihm fremd ist."
Maziyar spricht von Selbstzensur. Nur so kann er mit seiner Musik Geld verdienen und vor einem großen Publikum auftreten. Andere - ohne Lizenz - proben in Kellern und treten maximal in kleinen Clubs auf, immer Gefahr laufend, entdeckt und verhaftet zu werden.
"Das größte Problem sind die Sanktionen"
Auch die Sängerin Mona kennt das und macht ihrem Ärger Luft:
"Es gibt viele Probleme. Das größte Problem sind, meiner Meinung nach, die Sanktionen. Die bereiten Schwierigkeiten, wenn es um Musik-Equipment und Ausbildungsmaterial aus dem Ausland geht. Und das andere sind die Arbeitsgenehmigungen – vor allem für Sängerinnen, deren Arbeit ja nicht legal, sondern als Verbrechen angesehen wird. Auf das Problem bin ich auch immer wieder gestoßen."
Mona spricht die Sanktionen an. Die USA haben sie schrittweise wieder eingeführt, seitdem sie im Mai vergangenen Jahres aus dem Atomabkommen ausgestiegen sind. Für die junge Sängerin ist das alles passé, seitdem sie nicht mehr im Iran lebt. Aber Maziyar hat ganz konkret damit zu kämpfen:
"Das größte Problem ist, dass wir wirtschaftlich isoliert sind, der Rest ist nicht so schlimm. Ich kann meine Software nicht updaten. Und die Preise für ausländisches Equipment sind hoch, auch wenn ich es 50 Prozent billiger kriege. Eine Lösung wäre, für Kunden im Ausland zu arbeiten. Das wäre vielleicht auch für sie interessant, weil die Kosten im Iran für sie niedriger sind als woanders."
Denn der Rial, die iranische Währung, hat massiv an Wert verloren. Die Menschen sind froh, wenn sie überhaupt etwas verdienen. Allerdings beziehen sich die US-Sanktionen auch auf den internationalen Geldverkehr. Firmen können nicht mal eben Dollar oder Euro auf ein Bankkonto im Iran überweisen.
"Manchmal werden unsere Einnahmen blockiert"
Das bekommt auch der Teheraner Musikproduzent Ramin Sadighi zu spüren.
"Wir haben Vertrieb im Ausland und wir müssen CDs verkaufen oder wir müssen unsere Musik auf Spotify verkaufen und die Einnahmen kommen wegen der Banksanktionen nicht direkt zu uns. Manchmal werden die blockiert. Manchmal müssen sie dann einen Umweg nehmen, bis das Geld auf unserem Konto landet und da verlieren wir dann auch viele Kommissionsprozente. Unsere Künstler spielen sehr oft im Ausland, aber für die meisten Länder bekommt man nur schwer ein Visum, Flugtickets sind sehr teuer."
Im Buchladen gestikuliert Maziyar mit den Händen, wenn er spricht. Er vermeidet Kritik an der iranischen Regierung. Seine Meinung zur Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, aus dem Atomdeal auszusteigen, ist dagegen ziemlich klar.
"Ich denke, man hat geredet und ein Abkommen geschlossen – ob das jetzt gut oder schlecht war. Ich verstehe nicht, wie einer dann sagen kann, das ist nicht das, was ich wollte. Der verhält sich wie ein billiger Promi. Dieser Typ, der für die Supermacht in der Welt steht, sagt wirklich ziemlich unglaubliches Zeug, als würde er Witze machen. Das ist eine Schande für die ganze Welt."
Die Clubs wollen keinen Ärger
Der junge Siyavash Sohi übt mit seiner Band in einem rumpeligen Probenraum in Teheran und hat dabei eine Menge Spaß. Sie sind zu dritt, einen Namen haben sie sich noch nicht gegeben und auch noch kein Album rausgebracht – sie wissen auch gar nicht, ob sie das wirklich wollen. Dafür müssten sie eine Lizenz beantragen und ihr Rebellendasein aufgeben. Und an dem hängen sie. Ab und zu kriegt die Band eine Genehmigung für ein Konzert, erzählt Siyavash:
"Einige unserer Auftritte wurden abgesagt, zum Beispiel einer bei einem Festival über drei Tage. Da waren die Tickets schon verkauft. Manchmal bitten uns auch die Besitzer der Clubs abzusagen, oder bestimmte Lieder nicht zu spielen: Sie wollen keinen Ärger. Es ist echt schwer."
Für einige Iraner ist der Sound einer E-Gitarre immer noch fremd, erzählen die Musiker. Siyavsh probt zuhause. Seine Nachbarn hören das nicht gerne. Sie sind gegen diese moderne Musik, erklärt er. Die Band hat eigentlich eine Sängerin, Shadi Tabinzadeh. Bei Auftritten mit Genehmigung darf sie aber nicht vorne alleine singen.
"Meine Familie ist sehr aufgeschlossen. Sie hat kein Problem mit Musik, und sie hat mich auch nie unter Druck gesetzt. Aber unsere Familien machen sich natürlich immer Sorgen. Und obwohl sie uns alle unterstützen, versuchen sie uns zu überreden was Anderes zu machen."
"Piercings und Tätowierungen sind für die Iraner eher schräg"
Sie trägt einen großen Schal elegant um den Kopf geschwungen, darunter schauen die dunkelbraunen Haare raus: "Piercings, Tätowierungen und Gesang sind im Ausland normal, aber für die Menschen im Iran eher schräg. Dass eine muslimische Frau singt, ist hier nicht normal."
Viele iranische Musiker und Musikerinnen schielen nach Amerika – obwohl ihnen eigentlich schon als Kind beigebracht wird: Die USA sind der Satan. Jabbar Kouchakinejad ist ein konservativer Abgeordneter im iranischen Parlament. Der Bildungspolitiker erklärt, warum das aus seiner Sicht richtig ist:
"Es wird immer Parolen wie 'Tod den Arroganten', 'Tod dem Satan' geben. Wenn ein anderes Land den Platz der USA einnimmt und die eigenen Leute und die Menschen in der ganzen Welt unterdrücken will, dann werden sich die Parolen gegen sie wenden. Vielleicht wird es irgendwann 'Tod für Israel' oder 'Tod für England' heißen."
Kouchakinejad steht auf dem Gang im Teheraner Parlamentsgebäude zusammen mit Mohammad Javad Abtahi, ebenfalls ein konservativer Abgeordneter. Beide tragen Hemd und Anzug. Nach Abtahis Ansicht wurden bei der Bildungsreform zwischen 1997 und 2005 Fehler gemacht:
"Leider ist das Bildungsministerium in der Zeit der Reformen auf einen anti-religiösen Ansatz umgeschwenkt. Dazu gehörte, dass vor allem die Kinder keine Staatsreligion mehr haben sollten. Die Lehrer wurden dafür ausgebildet, die Schulbücher geändert und die Medien durch die Reformer entsprechend angewiesen. Heutzutage wissen die Kinder die Namen der Fußballspieler von Real Madrid und ihrer Frauen. Aber die Namen der iranischen Märtyrer kennen sie nicht mehr."
"Die Zähne des amerikanischen Mundes zerschlagen"
Ein US-Wissenschaftler hat für ein internationales Institut mit Sitz in Jerusalem iranische Schulbücher untersucht, die überwiegend zwischen den Jahren 2000 bis 2004 erschienen sind. Demnach wurden die USA darin immer wieder als "die Unterdrücker" oder "die Arroganten" bezeichnet. Ihr Ziel sei es, so wörtlich, "den Besitz der schwachen Nationen zu plündern und sie zu versklaven".
In einem Schulbuch für die 11. Klasse fand der Wissenschaftler den Aufruf, dass sich die Muslime entschließen sollten, "die Zähne des amerikanischen Mundes zu zerschlagen". Lehrern werde in einem Handbuch erklärt, die Herzen der Schüler sollten vom Hass gegenüber den "Arroganten" erfüllt sein. Heute gehe es an den Schulen deutlich gemäßigter zu, beklagt Abtahi:
"Das Bildungsministerium macht Druck auf die Schulleiter. Sie sollen keine amerikanischen oder israelischen Flaggen mehr auf den Boden legen, damit Schüler nicht mehr drüber trampeln auf dem Weg ins Klassenzimmer. Was soll das? Was ist das für ein Zeichen?"
Ein junger Iraner erzählt, dass es solche Aktionen durchaus immer noch gibt. An speziellen Feiertagen, wie dem Jahrestag der Revolution oder der Besetzung der US-Botschaft würden auch mal Schüler aus den Klassenzimmern in den Schulhof oder zu Paraden geholt, um US-feindliche Parolen zu rufen.
Die zehnjährige Sara hat so etwas auch schon beobachtet: "Unser Lehrer … am Jahrestag der Revolution … da haben sie 'Tod den USA' gerufen."
Sara hat gerade Unterricht in einer Teheraner Musikschule zusammen mit anderen Kindern. Alle sind zwischen sieben und zehn Jahre alt. Ihre Familien gehören zur reicheren Schicht des Landes. Die Konservativen tun sich nicht nur wegen der Reformen immer schwerer, das Bild der USA als Satan aufrecht zu erhalten.
Internet und Verwandte im Ausland ändern die Perspektive
Durch das Internet und Verwandte im Ausland lernen schon die ganz Kleinen etwas anderes kennen. Die Oma von Saras Freundin Maryam zum Beispiel reist einmal im Jahr in die USA, erzählt das Mädchen:
"Immer wenn sie zurückkommt, dann zeigt sie mir Fotos. Es ist so schön und sauber da. Sie sprechen eine andere Sprache. Hier tragen alle Kopftuch. Da drüben ist das überhaupt nicht wichtig. Außerdem ist es grüner und schöner als hier, und das Wetter ist besser."
Maryams gebräunte Haut lässt darauf schließen, dass sie zum Schwimmunterricht darf. Das kann sich nicht jeder leisten. Sara wurde in den USA geboren und kam erst als sie zwei Jahre alt war in den Iran.
Sie ist ein selbstbewusstes, temperamentvolles und kluges Mädchen: "Im Satellitenfernsehen zeigen sie normalerweise viel Respekt für die USA. Aber im iranischen Fernsehen zeigen sie weniger Respekt."
"Trump will Krieg zwischen dem Iran und den USA"
Die Kinder unterscheiden allerdings sehr klar zwischen den USA und ihrem Präsidenten Donald Trump. Zu ihm fällt fast allen in der Musikklasse etwas ein:
"Hmmm….. Er ist sehr böse. Ich hab‘ nicht viel über ihn gehört, aber ich weiß, er ist der Präsident und er lässt uns nicht einreisen."
"Ich weiß, dass Trump ein schlechter Mensch ist und dass er Krieg zwischen dem Iran und den USA will."
"Das hat alles mit Trumps Präsidentschaft angefangen. Mit dem Präsidenten davor hatten wir diese Schwierigkeiten nicht. Ich erinnere mich nicht an seinen Namen. Aber das war ein schwarzer Mann mit Glatze."
"Ich weiß, dass Trump ein schlechter Mensch ist und dass er Krieg zwischen dem Iran und den USA will."
"Das hat alles mit Trumps Präsidentschaft angefangen. Mit dem Präsidenten davor hatten wir diese Schwierigkeiten nicht. Ich erinnere mich nicht an seinen Namen. Aber das war ein schwarzer Mann mit Glatze."
Die kleine Sara, die sonst kaum stillsitzen kann, wird nachdenklich: "Die USA haben eine Zukunft. Also, die meisten Leute, die ich kenne, haben den Iran verlassen für eine Zukunft in den USA."
Das Ziel: Maximalen Druck auf den Iran ausüben
Der schwarze Mann mit der Glatze dürfte Donald Trumps Vorgänger Barack Obama sein, auch ohne Glatze. In Washington kursieren Gerüchte, Trump habe den Atomdeal nur deshalb aufgekündigt, weil er als eine der größten Errungenschaften von Obama angesehen wird. Offiziell will Trump mit den Sanktionen maximalen Druck auf den Iran ausüben, um ihn an den Verhandlungstisch zu zwingen. Er dementiert, dass sein Ziel ein Regimewechsel im Iran sei. Aber im Weißen Haus träume durchaus der eine oder andere davon, allen voran Trumps Sicherheitsberater John Bolton, heißt es.
Favorit der USA sollen die Volksmudschahedin sein. Ihre Mitglieder leben überwiegend im Ausland und machen da keine schlechte Lobby-Arbeit. Die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth besuchte zusammen mit anderen deutschen Politikern im letzten Herbst deren Camp in Albanien. Trumps Sicherheitsberater John Bolton spricht immer wieder auf ihren Kundgebungen.
Der US-iranische Journalist Borzou Daragahi sieht die Volksmudschahedin allerdings kritisch: "Sie haben viele kleinere Gruppen, die im Vordergrund agieren. Ihre Spendenquellen sind undurchsichtig. Sie zahlen immer bar. Und sie sind am Aussterben. Sie haben vielleicht noch 3000 echte Anhänger. Und es kommen keine neuen dazu. Zum einen bemühen sie sich nicht um neue Mitglieder, weil sie glauben, alle sind Spione. Und zum anderen, will niemand bei dieser seltsamen Truppe mitmachen, die in einem Camp in Albanien lebt."
Favorit der USA sind die Volksmudschahedin
Trotzdem kündigte Bolton vor zwei Jahren auf der Jahresversammlung der Volksmudschahedin in Paris an: "Vor 2019 werden wir in Teheran feiern". Das Jahr 2019 ist schon ein paar Monate alt. Zu feiern gibt es für Bolton noch nichts. Im Iran werden die wenigen Anhänger der Volksmudschahedin, die geblieben sind, gnadenlos verfolgt. Aber vor allem haben sie im Land wenig Rückhalt.
Etwas besser stehen die Monarchisten da, sagt Daragahi: "Da schwingt sehr viel Nostalgie mit, wenn man Anhänger drüber reden hört. In den sozialen Netzwerken sieht man Videos, wo sie bei Demonstrationen Poster von den Pahlavi-Schahs hochhalten. Also, es scheint schon so, dass sie eine gewisse Unterstützung haben."
Ihre Führungsfigur ist Reza Pahlavi, der älteste Sohn des ehemaligen Schahs und damit Thronfolger. Er war seit der Revolution 1979 nicht mehr im Iran, lebt in Virginia:
"Er ist kein übler Typ. Ich habe ihn sogar mal getroffen. Er ist jetzt nicht übermäßig brillant. Aber ich glaube, er will den Job gar nicht. Das ist mehr seine Bestimmung, diese iranische Oppositionsfigur zu sein. Man bezahlt ihn für Reden an Universitäten und in anderen Foren, er nimmt Spenden von Unterstützern entgegen. Aber ich glaube nicht, dass er den Mut dazu hat, mit seiner Familie in ein Land im Nahen Osten zu ziehen, das gerade in einem gewaltsamen Umbruch steckt. Und ein solcher würde das im Iran werden."
Es gibt noch eine dritte Gruppe, eine, die im Land ist, aber nicht zur Opposition zählt, weil sie über Präsident Hassan Ruhani und Außenminister Mohammad Dschawad Zarif an der Regierung beteiligt ist. Der US-iranische Journalist Borzou Daragahi sieht aber auch in den Reformern keine echte Alternative zu den aktuell Herrschenden:
"Ihre Führung hat sich als schwach erwiesen. Sie haben immer wieder Leute verraten. Es gab Gelegenheiten für die Reformer, sich für etwas einzusetzen. Aber sie haben sich lieber auf die Seite des Regimes geschlagen. Da sind viele Zweifel an ihnen aufgekommen, an der ganzen Reformidee. Und das ist noch ein Dilemma des Iran, dass diese Art von liberaler oder quasi-liberaler Bewegung im Land die Menschen so oft enttäuscht hat."
Zu den Enttäuschten gehört Manouchehr, ein einfacher Familienvater aus Teheran: "Es wird keinen Regimewechsel geben. Vielleicht ändern sich die Aussagen und das Verhalten der Oberen. Aber eigentlich spielt das gar keine Rolle für uns. Wenn andere an die Macht kommen, wird es noch schlimmer."
Es gibt keine Demonstrationen für einen Regimewechsel
Das mag ein Grund sein, warum es keine großen Demonstrationen im Iran für einen Regimewechsel gibt. Die vielen kleinen Proteste im Land drehen sich mehr um schlechte Arbeitsbedingungen, teuren Sprit und unbezahlte Gehälter. Außerdem ist es gefährlich, gegen das Regime an sich öffentlich Position zu beziehen. Auch Manouchehr spricht nicht gerne darüber:
"Ich habe nicht mitbekommen, ob sich die Leute oder Nachbarn darüber unterhalten. Aber ich denke, wenn die Regierung uns mehr Freiheiten geben würde, das würde alles ändern, unabhängig davon, wer an der Macht ist."
Offiziell ist das ja auch eine Forderung von Donald Trump. Inoffiziell will die Regierung in Washington aber auf jeden Fall Einfluss auf die Oberen in Teheran. Mit den aktuell Herrschenden hat sie den nicht. Borzou Daragahi, der auch für eine Washingtoner Denkfabrik arbeitet, hält es noch aus einem anderen Grund für sehr unwahrscheinlich, dass die Oppositionellen im Iran eine Chance haben:
"Die bilden keine Koalitionen. Es ist also nicht nur so, dass die einzelnen Oppositionsgruppen schwach sind. Die hassen sich untereinander auch noch wie die Pest."
Die Hardliner im Iran als Gewinner?
Möglicherweise sind am Ende nur die Hardliner die Gewinner. Ihr Einfluss im Land wächst auf jeden Fall durch Trumps massiven Druck. Für Shadi Tabibzadeh, die junge Sängerin aus Teheran, könnte das noch mehr Probleme bedeuten, noch strengere Vorschriften bei Auftritten mit ihrer Band. Dabei ist es jetzt schon schwer genug:
"Die normalsten Sachen können hier zum Risiko werden. Ich habe den anderen sogar vorgeschlagen, dass ich nur noch als Background-Sängerin singe oder die Band ganz verlasse, damit sie eine Lizenz bekommt."
Eines kommt für sie und die beiden anderen in der Band allerdings nicht in Frage: auswandern. Mohammad-Reza Hariri erklärt, warum:
"Unsere Musik ist ein Produkt dieses Landes. Wir können nicht in ein anderes fröhliches Land ziehen und dann über das harte Leben in Teheran singen."