Der wahre Roman der französischen Gesellschaft
Der Historiker Pierre Rosanvallon hat mit dem "Parlament der Unsichtbaren" allen Franzosen ein Forum geschaffen, ihr ganz gewöhnliches Leben zu erzählen - nach dem Vorbild des Sozialromans im 19. Jahrhundert.
Angesichts von Wirtschaftsmisere und Arbeitslosigkeit ist die Stimmung in Frankreich schlecht. Immer mehr Franzosen fühlen sich von den politischen Institutionen in Frankreich nicht mehr repräsentiert. Der Historiker Pierre Rosanvallon hat deshalb ein "Parlament der Unsichtbaren" ins Leben gerufen.
Unter diesem Titel veröffentlichte er Anfang des Jahres das Manifest des kollektiven Literatur-Projekts "raconter la vie". Ein Internetportal lädt seither Französinnen und Franzosen ein, aus ihrem Alltag, aus dem Arbeits- und sozialen Leben zu erzählen und so den "wahren Roman der Gesellschaft von heute" zu schreiben. Einige Geschichten erscheinen auch als Taschenbuch. So zum Beispiel der Bericht des 27-jährigen Schulabbrechers Anthony, der erzählt, wie er sich in Lyon als Lagerarbeiter durchschlägt.
Von der Finanzbeamtin bis zur Katzenzüchterin
Andere Texte berichten von einer Finanzbeamtin, die neben ihrem Job Katzen züchtet, von den Erfahrungen eines Pariser Metro-Fahrers oder vom Alltag im Supermarkt.
Eine "narrative Demokratie" will Ronsavallon mit seiner Initiative ins Leben rufen und anknüpfen an die enorme politische Bedeutung der Literatur in Frankreich, insbesondere des Sozialromans im 19. Jahrhundert erinnern.
Manuskript zur Sendung als PDF-Dokument oder im barrierefreien Textformat
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