Als Großfamilie in der Stadtwohnung

Mit einem 12-Personen-Haushalt durch die Coronakrise

05:06 Minuten
Gewaschene Kippahs hängen zum trocknen auf einer Leine.
Elf Kinder sind sie insgesamt bei den Schtroks, zwischen acht und 24 Jahren, und im Moment wohnen alle wieder zuhause bei den Eltern. © picture alliance / NurPhoto / Artur Widak
Von Elin Hinrichsen |
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Die großen Kinder sind eigentlich schon ausgezogen. Doch die Coronazeit bringt die Großfamilie Schtroks wieder unter einem Dach zusammen. Mit zehn Kindern in einer Stadtwohnung - wie funktioniert das?
Gabriel Avremel, Ovadia, Levi, Schnell, Fanni, Blumi, Dvorri, Scholober…
Elf Kinder sind sie insgesamt. Sie sind zwischen acht und 24 Jahren alt.

Bis auf den ältesten Sohn, der seine eigene Familie gegründet hat, sind alle rechtzeitig zum Pessachfest mal wieder nach Hause gekommen. Sie wollten eigentlich nur zwei Wochen bleiben.
Denn die Großen studieren eigentlich schon, teils im Ausland. Die Mittleren gehen auf eine jüdische Schule in Antwerpen, wohnen dort im Internat. Und die Kleinen besuchen die jüdische Grundschule in Köln.

Aber jetzt sind eben alle bis auf den einen zuhause, schon in der achten Woche!

Betten über den Schränken

Die Mädchen schlafen wie früher zu viert im Mädchenzimmer, gemütlich in Betten über den Schränken. Die Jungs zu fünft in Hochbetten: einem Dreier- und einem Zweierhochbett. Und wenn ihnen langweilig ist, dann klettern sie einfach die Bettleitern hoch und runter.

"Das machen wir sehr oft. Was richtig Spaß macht. Wir gehen ganz nach oben zu Scholombers Bett und springen runter zu Ovadias Bett, das ist ein Zweierhochbett. Das bringt richtig Spaß."

Oder Kissenschlachten machen. Oder Rummicub spielen oder Schachmatt. Und, na klar, die Schularbeiten. Kein Durchblick in Mathe? Kein Problem, irgendeiner ist immer da zum Fragen.

Feriengefühl im vollen Haus

Es sind irgendwie Ferien, sagen die Schtroks. Coronaferien.

Ungefähr um neun Uhr stehen die ersten Kinder auf, um zehn Uhr sind in der Wohnung schon viele Leute.

Dann gibt es Frühstück und später Mittagessen, meistens in der Küche. Die ist riesig. Die Schtroks wohnen auf einer ganzen Etage.

"Wir haben so einen großen Tisch, aber wir sitzen fast nie alle zwölf zusammen. Also manche kommen später, manche früher, manche essen halt schnell."

Sitzplätze im Wohnzimmer sind rar

Schnell sein ist immer gut bei so vielen Leuten. Wer darf wo sitzen? Im Wohnzimmer gibt es zwei Sofas – ein Dreier und ein Zweier – sowie zwei gemütliche Sessel. Macht zusammen sieben Plätze.

"Wir sind zwölf. Sieben und zwölf, nicht alle können gleichzeitig auf das Sofa sitzen. Und manchmal liegt man auch auf dem Sofa."

Dann geht es hoch her und auch sonst zwischendurch, der ganz normale Familienwahnsinn.

Zoff unter den Kleineren. Und ein großes Privileg für den zweitältesten Sohn. Er hat im Moment das kleine Zimmer am Ende des Flurs für die beiden großen Brüder ganz für sich allein.

"Er kommt nur, wenn man ihn ruft. Und mein Vater kommt auch nur, wenn man ihn ruft. Die anderen kommen von allein."

Die Mutter kocht, die Mädchen helfen. Und die Jungs lassen sich bedienen?

"Nein! Wir müssen den Tisch decken. Einfache Sachen können wir auch, so wie Makkaroni oder Couscous."

Großeinkauf ist Sache des Vaters

Zwölf Personen, eine Wohnung und viel Logistik. Den Großeinkauf für das koschere Essen macht einmal in der Woche nach wie vor der Vater, Mendel Schtroks. Für kleinere Sachen gehen auch schon mal die Mädchen los. Seit Beginn der Coronazeit vorbildlich mit Mundschutz und Handschuhen.
Und beim Großaufräumen einmal die Woche, freitags – Corona hin oder her – müssen alle zusammen ran. Ganz vorne weg Ljuba Schtroks, die Mutter.

Es sind trubelige Tage für sie, die alles dirigiert. Zumal sie zwischendurch immer wieder ihre Freundinnen beraten muss: Was die denn wohl mit ihren ein oder zwei Kindern machen könnten in dieser schul- und spielplatzlosen Zeit. Die Mutter von elf kann da nur müde lächeln. Ihre Kinder beschäftigen sich allein.

"Wir haben keine Eile. Wir genießen die Zeit zusammen."
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