Antony Penrose: "Als Miró die Tiere neu erfand"
Übersetzt von Sarah Pasquay
Knesebeck Verlag, München 2016
48 Seiten, 14,95 Euro
Antony Penrose veröffentlicht Kinderbuch
Antony Penroses stellt in seinem Kinderbuch "Als Miró die Tiere neu erfand" den spanischen Maler Jean Miró vor. Viele der Bilder stammen aus dem Familienarchiv des Sohnes der Fotografin Lee Miller und des Künstlers Roland Penrose.
Auf diesem Bild tummeln sich die drolligsten Wesen: zwei kunterbunte, katzenartige Tierchen, die auf ihren Hinterbeinen stehen, spielen im Vordergrund mit einem Faden. Hinter ihnen klettert ein insektenähnliches Gebilde herum, daneben schwebt ein Fisch über einem Tisch und zwischendrin huschen weitere fantastische Geschöpfe.
Ein typisches Bild von Jean Miró, der Tiere und gänzlich seiner Einbildungskraft entsprungene Kreaturen immer wieder in Szene setzte. Besonders virtuos gelang dies dem 1893 in Barcelona geborenen Maler in "Karneval des Harlekin", das als zentrales Werk seiner surrealistischen Periode gilt.
So wundert es nicht, dass das Gemälde einen zentralen Platz einnimmt in Antony Penroses originellem Kinderbuch "Als Miró die Tiere neu erfand".
Die Kraft der Fantasie und die Liebe zur Kunst
Bereits als Kind war Antony Penrose, Sohn der berühmten Fotografin Lee Miller und des Künstlers Roland Penrose, dem Maler und Freund seiner Eltern begegnet. Miró besuchte in den 1960er-Jahren die Familienfarm in Sussex, gemeinsame Ausflüge führten unter anderem in den Londoner Zoo. Aus dieser Zeit stammen einige den Miller/Penroses gewidmete Zeichnungen des Künstlers und hinreißende Porträtfotografien Lee Millers von Miró.
"Als Miró die Tiere neu erfand" kombiniert diese Bilder aus dem Familienarchiv mit wichtigen Werken Mirós und zusätzlich mit Zeichnungen von Kindern, die von der Fantasie des spanischen Magiers angeregt, eigene Fabelwesen gemalt haben. Entstanden ist so ein ganz eigenes Werk, eine Hommage an Miró, die die Kraft der Fantasie und die Liebe zur Kunst feiert.
"Surrealisten machen Bilder von Träumen", schreibt Penrose auf der ersten Seite und lässt diesem Statement frühe noch realistisch gehaltene Gemälde und Zeichnungen Mirós folgen, wie etwa "Gemüsegarten mit Esel" (1918). Doch schon bald blitzt die surrealistische Seite des Künstlers auf: Hähne, Pferde, Kaninchen und Katzen werden zu farbenfrohen, freien, schließlich fantastischen Gebilden.
Inspirierend für Kinder
Man glaubt kaum, dass der freundliche ältere Herr im Anzug, den Lee Miller mal Tee trinkend, mal schreibend im Bild festhielt, diese Fantasiewelten erschuf. Bis man auf die Fotografien stößt, die sie im Londoner Zoo von dem Malerfreund gemacht hat. Selten sah man Miró so vor Freude strahlen wie beim Füttern eines Hornraben oder mit einem Riesenpython im Arm.
Herrlich sind diese Porträts anzuschauen, die Penrose im Wechsel mit den Gemälden, kurzen Texten und biografischen Stichworten über das ganze Buch hinweg verteilt. So erfahren die Leser eindringlich von Mirós Ehrfurcht gegenüber der Natur, seiner Fähigkeit zu Schauen und seiner Begeisterung für magische Welten bis ins hohe Alter.
Wie inspirierend seine Kunst tatsächlich auch für Kinder ist, zeigen schließlich die Zeichnungen der Acht- bis Elfjährigen, die Antony Penrose unmittelbar neben die Werke des Meisters setzt. Zitternde Vögel, aufrecht stehende Geschöpfe mit übergroßen Fühlern oder die Zunge herausstreckende reptilienähnliche Wesen. Miró hätte sicher seine Freude an ihnen gehabt.