Als Preußen zehn Tage aus dem Jahr 1612 strich
Der Papst verfügte 1582 die Einführung des Gregorianischen Kalenders, rechnerisch betrachtet eine Verbesserung gegenüber dem Julianischen. Protestantisch geprägte Regionen lehnten dankend ab - bis Preußen, von Polen derart angewiesen, nachgeben musste.
"Calendarium novum ut inducatum introducator ... omni studio et opera quam primo curare debebit."
("Es wird vereinbart, dass sich der Belehnte ... mit allem Fleiß und aller Mühe dafür einsetzen soll, dass der neue Kalender im Herzogtum eingeführt wird.")
So heißt es in einer Urkunde, mit der der polnische König Sigismund III. 1611 den brandenburgischen Kurfürsten fast gleichen Namens, Johann Sigismund, als Regenten des Herzogtums Preußen bestätigte. Der neue Kalender, den einzuführen sich Johann Sigismund dafür verpflichtete, war der Gregorianische. Am 2. September 1612 übernahm mit dem Herzogtum Preußen zum ersten Mal ein protestantisch geprägter Staat diese von Papst Gregor XIII. schon 1582 verfügte Zeitrechnung.
Bis dahin hatten sich alle protestantischen Länder geweigert, den Wechsel vom Julianischen zum weitaus genaueren Gregorianischen Kalender zu vollziehen, mit der Begründung, dies käme einer Unterwerfungsgeste gleich.
1612 war Preußen längst noch nicht so bedeutsam wie im 18. Jahrhundert unter Friedrich dem Großen. Sein Territorium entsprach in etwa dem späteren Ostpreußen mit der Hauptstadt Königsberg. Johann Sigismund, der gleichzeitig Kurfürst von Brandenburg war, führte die Staatsgeschäfte im Herzogtum Preußen stellvertretend. Das formale Staatsoberhaupt Albrecht Friedrich war wegen einer Geisteskrankheit regierungsunfähig. Weil Johann Sigismund vom polnischen König als vormundschaftlicher Regent eingesetzt worden war, unterstand er dessen Schutz, musste sich aber auch seinen Forderungen unterwerfen. Die waren der Bau einer katholischen Kirche in Königsberg und eben die Einführung des neuen Kalenders. Der katholische polnische König verfolgte mit der Durchsetzung der Kalenderreform nicht nur religiöse, sondern auch politische Ziele, erläutert der Direktor des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz, Jürgen Kloosterhuis.
"Es lag im Interesse des polnischen Königs, diesen Kalender im benachbarten Herzogtum Preußen durchzuführen und damit Gleichmäßigkeit in seinen Territorien Polen und Litauen und dem Herzogtum Preußen herbeizuführen. Ja, vielleicht auch schon im Herzogtum Preußen, das auf der lutherischen Konfessionsseite stand, eine gegenreformatorische Maßnahme in die Wege zu leiten."
Außerdem war eine einheitliche Kalenderregelung sinnvoll in einem Europa der Kleinstaaten, deren Bewohner sich jeweils nach dem religiösen Bekenntnis ihrer Herrscher richten mussten.
"Das ist nicht nur eine konfessionspolitische, sondern auch eine soziale und wirtschaftspolitische Frage, ob das eine Territorium Weihnachten feiert und das andere Territorium sich noch zwischen dem dritten und dem vierten Advent befindet. Es ist schon eine Frage, ob an einem Tage in einem Territorium nicht gearbeitet, sondern ein christlicher Feiertag begangen wird und im benachbarten Territorium munter Geschäfte getrieben werden. Ob der Bauer seine Kühe aufs Feld führen darf, um zu ackern, oder ob der Kaufmann Handel treiben kann und so weiter."
Durch seine Einführung in Preußen ebnete Kurfürst Johann Sigismund den Weg dafür, dass sich der Gregorianische Kalender schließlich in ganz Europa durchsetzen konnte. Fast 100 Jahre später entschlossen sich alle protestantischen deutschen Reichsstände, ab 1700 den päpstlichen Kalender einzuführen. Aber vorher musste Europa noch den 30-jährigen Krieg erleiden, in dem weder Protestanten noch Katholiken die Oberhand über den Kontinent gewannen.
"Es hat eine lange, lange Zeit gebraucht und vielleicht auch die Einsicht in die Ergebnislosigkeit der konfessionspolitischen Auseinandersetzungen des 30-jährigen Krieges, dass man mit diesem Kalenderproblem keine weiteren konfessions- oder machtpolitischen Interessen verknüpft hat, sondern doch zu einer administrativen Maßnahme gekommen ist."
Im Herzogtum Preußen sah diese administrative Maßnahme so aus, dass im Jahr 1612 zehn Tage gestrichen wurden und auf den 22. August der 2. September folgte.
("Es wird vereinbart, dass sich der Belehnte ... mit allem Fleiß und aller Mühe dafür einsetzen soll, dass der neue Kalender im Herzogtum eingeführt wird.")
So heißt es in einer Urkunde, mit der der polnische König Sigismund III. 1611 den brandenburgischen Kurfürsten fast gleichen Namens, Johann Sigismund, als Regenten des Herzogtums Preußen bestätigte. Der neue Kalender, den einzuführen sich Johann Sigismund dafür verpflichtete, war der Gregorianische. Am 2. September 1612 übernahm mit dem Herzogtum Preußen zum ersten Mal ein protestantisch geprägter Staat diese von Papst Gregor XIII. schon 1582 verfügte Zeitrechnung.
Bis dahin hatten sich alle protestantischen Länder geweigert, den Wechsel vom Julianischen zum weitaus genaueren Gregorianischen Kalender zu vollziehen, mit der Begründung, dies käme einer Unterwerfungsgeste gleich.
1612 war Preußen längst noch nicht so bedeutsam wie im 18. Jahrhundert unter Friedrich dem Großen. Sein Territorium entsprach in etwa dem späteren Ostpreußen mit der Hauptstadt Königsberg. Johann Sigismund, der gleichzeitig Kurfürst von Brandenburg war, führte die Staatsgeschäfte im Herzogtum Preußen stellvertretend. Das formale Staatsoberhaupt Albrecht Friedrich war wegen einer Geisteskrankheit regierungsunfähig. Weil Johann Sigismund vom polnischen König als vormundschaftlicher Regent eingesetzt worden war, unterstand er dessen Schutz, musste sich aber auch seinen Forderungen unterwerfen. Die waren der Bau einer katholischen Kirche in Königsberg und eben die Einführung des neuen Kalenders. Der katholische polnische König verfolgte mit der Durchsetzung der Kalenderreform nicht nur religiöse, sondern auch politische Ziele, erläutert der Direktor des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz, Jürgen Kloosterhuis.
"Es lag im Interesse des polnischen Königs, diesen Kalender im benachbarten Herzogtum Preußen durchzuführen und damit Gleichmäßigkeit in seinen Territorien Polen und Litauen und dem Herzogtum Preußen herbeizuführen. Ja, vielleicht auch schon im Herzogtum Preußen, das auf der lutherischen Konfessionsseite stand, eine gegenreformatorische Maßnahme in die Wege zu leiten."
Außerdem war eine einheitliche Kalenderregelung sinnvoll in einem Europa der Kleinstaaten, deren Bewohner sich jeweils nach dem religiösen Bekenntnis ihrer Herrscher richten mussten.
"Das ist nicht nur eine konfessionspolitische, sondern auch eine soziale und wirtschaftspolitische Frage, ob das eine Territorium Weihnachten feiert und das andere Territorium sich noch zwischen dem dritten und dem vierten Advent befindet. Es ist schon eine Frage, ob an einem Tage in einem Territorium nicht gearbeitet, sondern ein christlicher Feiertag begangen wird und im benachbarten Territorium munter Geschäfte getrieben werden. Ob der Bauer seine Kühe aufs Feld führen darf, um zu ackern, oder ob der Kaufmann Handel treiben kann und so weiter."
Durch seine Einführung in Preußen ebnete Kurfürst Johann Sigismund den Weg dafür, dass sich der Gregorianische Kalender schließlich in ganz Europa durchsetzen konnte. Fast 100 Jahre später entschlossen sich alle protestantischen deutschen Reichsstände, ab 1700 den päpstlichen Kalender einzuführen. Aber vorher musste Europa noch den 30-jährigen Krieg erleiden, in dem weder Protestanten noch Katholiken die Oberhand über den Kontinent gewannen.
"Es hat eine lange, lange Zeit gebraucht und vielleicht auch die Einsicht in die Ergebnislosigkeit der konfessionspolitischen Auseinandersetzungen des 30-jährigen Krieges, dass man mit diesem Kalenderproblem keine weiteren konfessions- oder machtpolitischen Interessen verknüpft hat, sondern doch zu einer administrativen Maßnahme gekommen ist."
Im Herzogtum Preußen sah diese administrative Maßnahme so aus, dass im Jahr 1612 zehn Tage gestrichen wurden und auf den 22. August der 2. September folgte.