Was sich Patienten nach dem Koma wünschen
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Nach teilweise wochenlangem künstlichen Koma müssen Covid-19-Patienten zuerst lernen, sich zu orientieren. Die Psychologin Laurence Erdur hilft ihnen bei ihrem Weg zurück ins Leben. Und kommt dabei selbst an Grenzen.
Als Psychologin arbeitet Laurence Erdur auf der Intensivstation 43 der Charité in Berlin. Dort sind alle 16 Betten mit Covid-19-Patienten belegt. Sie liegen teilweise über mehrere Wochen im künstlichen Koma, wie Erdur berichtet.
Dann gehe es oft erst einmal darum, mit ihnen in Kontakt zu treten und ihnen zu erklären, was um sie herum passiert. Vieles hänge von dem Zustand ab, in dem sie auf der Intensivstation gelandet seien:
"Manche Patienten wissen zum Beispiel gar nicht, dass sie das Coronavirus haben oder hatten. Sie wachen auf und haben in der Zwischenzeit im künstlichen Koma einen Luftröhrenschnitt bekommen, das heißt, der Körper ist natürlich auch stark verändert."
Häufig würden Patienten nach ihren Angehörigen fragen und sich wünschen, sie zu sehen. Manchmal wollten sie ein Foto oder ihr Lieblingsessen. Eine Patientin habe nach ihren Lieblingslollis verlangt, berichtet die Psychologin.
Eine kräftezehrende Arbeit in voller Schutzkleidung
Erdur, die in voller Schutzkleidung arbeitet, beobachtet im Krankenhaus eine Veränderung im Vergleich zur ersten Coronawelle. Damals sei noch alles neu gewesen und es habe ein gewisser "Enthusiasmus" geherrscht:
"Ich finde, dass es doch sehr an den Kräften zehrt mittlerweile, nicht nur an meinen, sondern insgesamt an den Mitarbeitern, weil es doch eine anhaltende Überlastung letzten Endes ist."
Was sie Angehörigen rate, sollte sie vielleicht auch sich selbst manchmal raten, meint sie: "Es ist ganz wichtig, dass man sich seine Kräfte gut einteilt und versucht, außerhalb der Arbeitszeit Kraft zu tanken im privaten Umfeld." Sie nehme auch Supervision in Anspruch, bei der sie schwierige Situationen besprechen und so Abstand gewinnen könne.
(bth)