Als Rettung bleibt nur das Theater
Häppchenweise informieren Experten aus Wissenschaft und Religion im Stück der israelischen Theatermacherin Yael Ronen über drängende Zukunftsfragen - die Lösung des religiösen Welträtsels finden sie dabei nicht.
Für das Jahr 2018 bis 2020 veranschlagt ein Zukunftsforscher den nächsten religiös fundierten Weltkrieg. Er hat sich mit den Entwicklungen der Vergangenheit auseinandergesetzt und festgestellt, dass in einem Rhythmus von 200 bis 300 Jahren säkulare und religiöse Zeitalter einander ablösen. Allerdings wird sein Vortrag dadurch erschwert, dass sein Computer die Grafiken mit den neuesten chinesischen Entwicklungen nicht ausspucken will und der Flipchart, den ihn ein Helfer daraufhin umständlich herbeischafft, erst wackelt und dann zusammenklappt, woraufhin der genervte Referent seinen Vortrag abbricht.
So bleibt uns Rotem Keinan, Wissenschaftler von der Hebrew University in Jerusalem, die ersehnte Antwort auf drängende Fragen schuldig. Dieses Prinzip hält Yeal Ronen in ihrer neuen Arbeit konsequent durch: Alle Diskurse und Konzepte brechen irgendwann wieder ab: Christen, Muslime, Juden, Agnostiker, Ärzte und Hirnforscher dürfen also ihr Puzzlestück zum Thema Religion in zum Teil kabarettistischen Soli vorführen, aber zur Lösung des religiösen Welträtsels werden die versammelten Gedankenbruchstücke nicht zusammenfinden.
Dem Konsumenten im Zuschauerraum wird in einer Verkaufsaktion die für seine Neurosen passende Religion angeboten, vorher hatte man das Publikum aufgefordert hatte, mit gegenseitigem Händchenhalten den Individualismus zu überwinden und ein großes Wir-Gefühl zu erleben. So etwas kann schnell blöde und peinlich werden, aber Yael Ronen hat nicht nur das Talent, mit ihrer erfrischenden Energie auf alle Tabus loszugehen, sondern auch solche theatralischen Untiefen unbeschadet zu durchqueren.
Ihr Ensemble hat in einem monatelangen Workshop in kollektiver Recherche Themenaspekte und Spielmöglichkeiten erprobt und lässt nun in atemberaubendem Tempo die alten Klischees und Fundamentalismen aufeinander los.
Nur eine Figur scheint eine wirkliche Geschichte durchzumachen: Niels Borman, erst Faktotum mit Jesusfrisur, stirbt an einem Stromschlag, wird als Prophet wiedergeboren, um dann am Ende von einem dänischen Terroristen umgebracht zu werden. Er habe sich auf eine andere Bühne verirrt, erklärt der Schauspieler, wo ihn Hamlet mit Polonius verwechselt und erstochen habe.
Am Ende sieht Yael Ronen also als Rettung nur das Theater. Das löst zwar die Probleme im Nahen Osten auch nicht, kann aber Menschen sterben und wieder auferstehen lassen wie es Gott, der Autor, will. In Berlin ist das milde unterhaltend, am Habima-Theater in Tel Aviv dürfte "The day before the last day" eine explosivere Wirkung entfalten.
So bleibt uns Rotem Keinan, Wissenschaftler von der Hebrew University in Jerusalem, die ersehnte Antwort auf drängende Fragen schuldig. Dieses Prinzip hält Yeal Ronen in ihrer neuen Arbeit konsequent durch: Alle Diskurse und Konzepte brechen irgendwann wieder ab: Christen, Muslime, Juden, Agnostiker, Ärzte und Hirnforscher dürfen also ihr Puzzlestück zum Thema Religion in zum Teil kabarettistischen Soli vorführen, aber zur Lösung des religiösen Welträtsels werden die versammelten Gedankenbruchstücke nicht zusammenfinden.
Dem Konsumenten im Zuschauerraum wird in einer Verkaufsaktion die für seine Neurosen passende Religion angeboten, vorher hatte man das Publikum aufgefordert hatte, mit gegenseitigem Händchenhalten den Individualismus zu überwinden und ein großes Wir-Gefühl zu erleben. So etwas kann schnell blöde und peinlich werden, aber Yael Ronen hat nicht nur das Talent, mit ihrer erfrischenden Energie auf alle Tabus loszugehen, sondern auch solche theatralischen Untiefen unbeschadet zu durchqueren.
Ihr Ensemble hat in einem monatelangen Workshop in kollektiver Recherche Themenaspekte und Spielmöglichkeiten erprobt und lässt nun in atemberaubendem Tempo die alten Klischees und Fundamentalismen aufeinander los.
Nur eine Figur scheint eine wirkliche Geschichte durchzumachen: Niels Borman, erst Faktotum mit Jesusfrisur, stirbt an einem Stromschlag, wird als Prophet wiedergeboren, um dann am Ende von einem dänischen Terroristen umgebracht zu werden. Er habe sich auf eine andere Bühne verirrt, erklärt der Schauspieler, wo ihn Hamlet mit Polonius verwechselt und erstochen habe.
Am Ende sieht Yael Ronen also als Rettung nur das Theater. Das löst zwar die Probleme im Nahen Osten auch nicht, kann aber Menschen sterben und wieder auferstehen lassen wie es Gott, der Autor, will. In Berlin ist das milde unterhaltend, am Habima-Theater in Tel Aviv dürfte "The day before the last day" eine explosivere Wirkung entfalten.