"Als wenn's mein eigenes Leben ist"
Die Rolle eines Volkspolizisten in der Serie "Weissensee" lässt Florian Lukas über sein eigenes Leben in der DDR nachdenken. Der 40-Jährige steht seit dem Mauerfall auf der Bühne. Ein Regisseur verschafft ihm Zugang zum Fernsehfilm. Inzwischen ist er ein gefragter Schauspieler.
Florian Lukas: "Also wir sind jetzt hier im Bezirk Weißensee am Weißen See, gegenüber ist das Freibad Weißensee. Wir sitzen im Milchhäuschen, das ist ein Café, was es hier seit Jahrzehnten gibt. Ich war hier als Kind viel, auch spazieren natürlich und baden, weil ich nicht weit von hier aufgewachsen bin. Und jetzt scheint die Sonne durch die großen Fenster des Milchhäuschens."
Florian Lukas rührt in seinem Kaffee und schaut hinaus. Zuletzt war er in der Rolle des Martin Kupfer hier.
"In der zweiten Staffel von Weißensee ist die Eröffnungssequenz …, spielt die hier auf der Terrasse, direkt am See vom Milchhäuschen."
Ein junger Mann kommt zu der gut besuchten Caféterrasse und sieht sich suchend um. Mit einem Blumenstrauß in der Hand geht er zu einer attraktiven Frau an einem Tisch.
Filmszene:
Martin Kupfer: "Ich wollte Ihnen Gerbera mitbringen, aber es gab nur Margeriten."
Frau: "Wie schade. Ich liebe Gerbera, vor allem rote."
Florian Lukas: "'Ne ganz wichtige Szene, wie ich finde, weil sie doch plötzlich 'ne ganz andere, erstaunliche Eröffnung bietet, die man zuerst missversteht."
Filmszene:
Martin Kupfer: "Man hat mir gesagt ich kann Ihnen vertrauen."
Frau: "Ja, wenn Sie genau tun, was ich sage. Wenn Sie keine Fragen stellen und wenn Sie mit keinem Menschen über uns sprechen."
Florian Lukas: "Und im Laufe des Gesprächs… Man versteht, dass der Martin, den ich da spiele, nach sechs Jahren sich entschlossen hat, auszureisen aus der DDR. Warum, erfährt man dann im Laufe der Geschichte."
Auch Florian Lukas wuchs in der DDR auf. 1973 geboren, war er 16, als die Mauer fiel - zu jung, als dass er ähnliche Konflikte gehabt hätte.
"Ich war in den 80er-Jahren nicht erwachsen, ich hab' die Probleme nicht gehabt, die Erwachsene zu der Zeit hatten, junge Erwachsene auch, die sich arrangieren mussten, die sich entscheiden mussten auch, welche Position sie in diesem System finden, wie sie sich dazu verhalten. Andererseits muss ich auch sagen, dass Weißensee auch ein Teil meines Lebens geworden ist, dadurch dass ich das gespielt habe. Bin gestern an diesem Laden vorbeigefahren, wo Julia, also Hannah Herzsprung, ihren Kosmetikladen hat. Und es war so 'n bisschen so wie: 'Ach Mensch, hier haben wir uns kennengelernt'. Das war so ein bisschen, als wenn's mein eigenes Leben ist."
Nun aber weg von Martin Kupfer zu Florian Lukas. Privat gibt er in der Öffentlichkeit wenig von sich preis. Nur soviel sei gesagt: Er ist Vater von zwei jugendlichen Töchtern und wohnt in Berlin. Inzwischen ist der 40-Jährige ein gefragter und bekannter Filmschauspieler.
"Ich bin da irgendwie so reingekommen als Kind. Als Zwölfjähriger habe ich angefangen Hörspiele zu machen in der Nalepastraße. Da gab es ein Kinder-Sprecher-Ensemble und da war ich Mitglied. Meine Eltern haben mich da hingeschickt. Ich hab immer wahnsinnig gerne viel gelesen und auch sehr, sehr gerne vorgelesen. Und deshalb sagten sie, das wär vielleicht was für den kleinen Flori."
Bis heute spricht Florian Lukas viel im Radio.
"Es hat einfach was unglaublich Kindliches, Hörspiel zu machen. In so einem Studio zu sitzen und sich vorzustellen, man wär jetzt ein großer Türsteher."
Eine Rolle, die sich bei seiner sportlich grazilen Statur sonst nicht unbedingt aufdrängt.
"Ich kann natürlich auch Sachen spielen, die kann ich im Film oder auf dem Theater überhaupt nicht machen. Also ich kann mit Frauen Liebespaare spielen, die zwei Köpfe größer sind als ich. Oder was auch immer. Man kann sich die verrücktesten Sachen ausdenken. Das ist wie, als wenn man im Kinderzimmer sitzt und sich seine Welt zusammenbaut."
Florian Lukas rührt in seinem Kaffee und schaut hinaus. Zuletzt war er in der Rolle des Martin Kupfer hier.
"In der zweiten Staffel von Weißensee ist die Eröffnungssequenz …, spielt die hier auf der Terrasse, direkt am See vom Milchhäuschen."
Ein junger Mann kommt zu der gut besuchten Caféterrasse und sieht sich suchend um. Mit einem Blumenstrauß in der Hand geht er zu einer attraktiven Frau an einem Tisch.
Filmszene:
Martin Kupfer: "Ich wollte Ihnen Gerbera mitbringen, aber es gab nur Margeriten."
Frau: "Wie schade. Ich liebe Gerbera, vor allem rote."
Florian Lukas: "'Ne ganz wichtige Szene, wie ich finde, weil sie doch plötzlich 'ne ganz andere, erstaunliche Eröffnung bietet, die man zuerst missversteht."
Filmszene:
Martin Kupfer: "Man hat mir gesagt ich kann Ihnen vertrauen."
Frau: "Ja, wenn Sie genau tun, was ich sage. Wenn Sie keine Fragen stellen und wenn Sie mit keinem Menschen über uns sprechen."
Florian Lukas: "Und im Laufe des Gesprächs… Man versteht, dass der Martin, den ich da spiele, nach sechs Jahren sich entschlossen hat, auszureisen aus der DDR. Warum, erfährt man dann im Laufe der Geschichte."
Auch Florian Lukas wuchs in der DDR auf. 1973 geboren, war er 16, als die Mauer fiel - zu jung, als dass er ähnliche Konflikte gehabt hätte.
"Ich war in den 80er-Jahren nicht erwachsen, ich hab' die Probleme nicht gehabt, die Erwachsene zu der Zeit hatten, junge Erwachsene auch, die sich arrangieren mussten, die sich entscheiden mussten auch, welche Position sie in diesem System finden, wie sie sich dazu verhalten. Andererseits muss ich auch sagen, dass Weißensee auch ein Teil meines Lebens geworden ist, dadurch dass ich das gespielt habe. Bin gestern an diesem Laden vorbeigefahren, wo Julia, also Hannah Herzsprung, ihren Kosmetikladen hat. Und es war so 'n bisschen so wie: 'Ach Mensch, hier haben wir uns kennengelernt'. Das war so ein bisschen, als wenn's mein eigenes Leben ist."
Nun aber weg von Martin Kupfer zu Florian Lukas. Privat gibt er in der Öffentlichkeit wenig von sich preis. Nur soviel sei gesagt: Er ist Vater von zwei jugendlichen Töchtern und wohnt in Berlin. Inzwischen ist der 40-Jährige ein gefragter und bekannter Filmschauspieler.
"Ich bin da irgendwie so reingekommen als Kind. Als Zwölfjähriger habe ich angefangen Hörspiele zu machen in der Nalepastraße. Da gab es ein Kinder-Sprecher-Ensemble und da war ich Mitglied. Meine Eltern haben mich da hingeschickt. Ich hab immer wahnsinnig gerne viel gelesen und auch sehr, sehr gerne vorgelesen. Und deshalb sagten sie, das wär vielleicht was für den kleinen Flori."
Bis heute spricht Florian Lukas viel im Radio.
"Es hat einfach was unglaublich Kindliches, Hörspiel zu machen. In so einem Studio zu sitzen und sich vorzustellen, man wär jetzt ein großer Türsteher."
Eine Rolle, die sich bei seiner sportlich grazilen Statur sonst nicht unbedingt aufdrängt.
"Ich kann natürlich auch Sachen spielen, die kann ich im Film oder auf dem Theater überhaupt nicht machen. Also ich kann mit Frauen Liebespaare spielen, die zwei Köpfe größer sind als ich. Oder was auch immer. Man kann sich die verrücktesten Sachen ausdenken. Das ist wie, als wenn man im Kinderzimmer sitzt und sich seine Welt zusammenbaut."
"Ich muss mir immer so einen Mittelscheitel machen an der Oberlippe"
Nach seinen ersten Schritten im Kinderhörspiel traut er sich auch auf die Bühne, Ende der 80er-Jahre, kurz nach dem Fall der Mauer.
"Das war ne ganz tolle Zeit für mich, wo plötzlich wahnsinnig viel möglich schien. Und dann hab ich irgendwie den Mut gefasst zu sagen, ey, ich versuch mal in einer Theatergruppe zu spielen, ich hab' da irgendwie Lust drauf. Allerdings - für mich war das immer eine wahnsinnige Qual, also im Mittelpunkt zu stehen, so … auch vor größeren Mengen. Ich musste mich da unglaublich überwinden, immer so..."
Auf der Bühne fällt er einem jungen Filmregisseur auf.
"Und dann hab ich meinen ersten Film 1990 gemacht, gleich nach der Währungsunion mein erstes Westgeld verdient, das hat so'n Spaß gemacht, also diesen Film zu drehen. Das war noch ein alter DEFA-Film, 'Banale Tage' hieß der."
… und ist für ihn die Eintrittskarte in die Filmwelt. Florian Lukas ist damals 17 Jahre alt.
"Und dann habe ich noch zwei Jahre qualvoll das Abitur vor mir gehabt, hab' das auch abgeschlossen, hab' mich umgedreht und bin weggegangen. Und wollte wirklich nichts mehr mit Schule zu tun haben. Auch nicht mit Universität und so. Und wollte eigentlich arbeiten gehen, und hab dann Zivildienst gemacht, anderthalb Jahre, hab' währenddessen auch gedreht, hab' dann plötzlich als Gast am Berliner Ensemble spielen dürfen, mit ganz tollen Schauspielern."
Doch das Theaterspielen ist am Ende nicht das, was ihn wirklich erfüllt. Auch ein Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam bricht er gleich nach Beginn wieder ab.
"Und ich hatte zu der Zeit auch schon einen Filmvertrag unterschrieben, von dem ich wusste, der ist sehr, sehr wichtig, der Film. Der hieß 'Ex'. Ich wusste, dieser Film, der wird Aufmerksamkeit bekommen, der wird wichtig sein, das war auch so."
Film ist ganz und gar sein Medium. Florian Lukas dreht unentwegt für Kino und Fernsehen, ist beispielsweise zu sehen in "Absolute Giganten", "Der Eisbär", "Goodbye Lenin", "Nordwand", "Die Fremde" – und vor kurzem in der norwegischen Co-Produktion "Into the White".
"Was ich am Film einfach wahnsinnig toll finde, dass man sehr, sehr intensiv, irgendwie aber auf eine begrenzte Zeit arbeitet, und dass man reisen kann. Also dieses Reisen an Orte, aber durch Zeiten, das ist etwas, das mich nach wie vor unglaublich fasziniert."
Florian Lukas nimmt einen letzten Schluck Kaffee. Zum wiederholten Mal fährt er sich über seinen Schnurrbart.
"Ich muss mir immer so einen Mittelscheitel machen an der Oberlippe, weil ich immer Haare im Mund habe für einen amerikanischen Film. Wes Anderson macht da Regie, und bei dem hab' ich jetzt fünf Drehtage als Häftling in einem finsteren Gefängnis. Und dann drehe ich jetzt noch in so einer Pinocchio Verfilmung fürs Fernsehen, ein Zweiteiler, da spiel ich da den Räuber Kater."
"Das war ne ganz tolle Zeit für mich, wo plötzlich wahnsinnig viel möglich schien. Und dann hab ich irgendwie den Mut gefasst zu sagen, ey, ich versuch mal in einer Theatergruppe zu spielen, ich hab' da irgendwie Lust drauf. Allerdings - für mich war das immer eine wahnsinnige Qual, also im Mittelpunkt zu stehen, so … auch vor größeren Mengen. Ich musste mich da unglaublich überwinden, immer so..."
Auf der Bühne fällt er einem jungen Filmregisseur auf.
"Und dann hab ich meinen ersten Film 1990 gemacht, gleich nach der Währungsunion mein erstes Westgeld verdient, das hat so'n Spaß gemacht, also diesen Film zu drehen. Das war noch ein alter DEFA-Film, 'Banale Tage' hieß der."
… und ist für ihn die Eintrittskarte in die Filmwelt. Florian Lukas ist damals 17 Jahre alt.
"Und dann habe ich noch zwei Jahre qualvoll das Abitur vor mir gehabt, hab' das auch abgeschlossen, hab' mich umgedreht und bin weggegangen. Und wollte wirklich nichts mehr mit Schule zu tun haben. Auch nicht mit Universität und so. Und wollte eigentlich arbeiten gehen, und hab dann Zivildienst gemacht, anderthalb Jahre, hab' währenddessen auch gedreht, hab' dann plötzlich als Gast am Berliner Ensemble spielen dürfen, mit ganz tollen Schauspielern."
Doch das Theaterspielen ist am Ende nicht das, was ihn wirklich erfüllt. Auch ein Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam bricht er gleich nach Beginn wieder ab.
"Und ich hatte zu der Zeit auch schon einen Filmvertrag unterschrieben, von dem ich wusste, der ist sehr, sehr wichtig, der Film. Der hieß 'Ex'. Ich wusste, dieser Film, der wird Aufmerksamkeit bekommen, der wird wichtig sein, das war auch so."
Film ist ganz und gar sein Medium. Florian Lukas dreht unentwegt für Kino und Fernsehen, ist beispielsweise zu sehen in "Absolute Giganten", "Der Eisbär", "Goodbye Lenin", "Nordwand", "Die Fremde" – und vor kurzem in der norwegischen Co-Produktion "Into the White".
"Was ich am Film einfach wahnsinnig toll finde, dass man sehr, sehr intensiv, irgendwie aber auf eine begrenzte Zeit arbeitet, und dass man reisen kann. Also dieses Reisen an Orte, aber durch Zeiten, das ist etwas, das mich nach wie vor unglaublich fasziniert."
Florian Lukas nimmt einen letzten Schluck Kaffee. Zum wiederholten Mal fährt er sich über seinen Schnurrbart.
"Ich muss mir immer so einen Mittelscheitel machen an der Oberlippe, weil ich immer Haare im Mund habe für einen amerikanischen Film. Wes Anderson macht da Regie, und bei dem hab' ich jetzt fünf Drehtage als Häftling in einem finsteren Gefängnis. Und dann drehe ich jetzt noch in so einer Pinocchio Verfilmung fürs Fernsehen, ein Zweiteiler, da spiel ich da den Räuber Kater."