"Alt Right" auf dem US-Buchmarkt

Feldman: Boykott ist keine Lösung

Die Schriftstellerin Deborah Feldman im Studio von Deutschlandradio Kultur
Die Schriftstellerin Deborah Feldman im Studio von Deutschlandradio Kultur © Deutschlandradio / Manfred Hilling
Deborah Feldman im Gespräch mit Andrea Gerk |
Was tun gegen die wachsende Zahl von "extrem konservativen" Veröffentlichungen auf dem US-Buchmarkt? Die Schriftstellerin Deborah Feldman ist gegen einen Verlagsboykott. Vielmehr solle auch die andere Seite ihre Stimme erheben.
Milo Yiannopoulos ist schwul, katholisch, provoziert gern mit rassistischen Tweets - und hat sich als Autor der rechten "Breitbart News" einen Namen gemacht. Jetzt soll im renommierten Verlag Simon & Schuster ein autobiografisches Buch von Yiannopoulos erscheinen.
Dass Simon & Schuster einem Mitglied der "Alt-Right"-Bewegung ein publizistisches Forum bietet, stößt in den USA auf heftige Kritik. Sofort wurden Boykott-Forderungen laut. Die "Chicago Review of Books" beispielsweise teilte per Twitter mit, man werde in diesem Fall 2017 kein einziges Buch von Simon & Schuster rezensieren.
Die in Berlin lebende US-Schriftstellerin Deborah Feldman hält nichts von solchen Boykott-Forderungen. "Das ist nie die Antwort", sagt sie im Deutschlandradio Kultur. "Das ist sehr autoritär zu sagen, wir stimmen nicht zu, wir verbieten, dass das Buch veröffentlicht wird oder wir versuchen, Druck zu machen auf den Verlag, dass er das nicht veröffentlicht."

Die amerikanische Linke hat "keine klare Botschaft"

Die Lösung sei, "die Stimme der anderen Seite zu erheben", betont Feldman. Das Problem dabei sei jedoch, dass die Linke in den USA keine klare Botschaft anzubieten hätte. "Die sind chaotisch, die haben keine klaren gemeinsamen Ziele. Und das muss natürlich geändert werden."
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"Breitbart"-Autor Milo Yiannopoulus am 10.4.2016 bei einem Vortrag in der Trinity-Universität im texanischen San Antonio© imago/ZUMA Press
Grundsätzlich sei es jedoch nichts Neues, dass amerikanische Verlage "extrem konservative" Bücher herausgäben, so Feldman weiter. Das gebe es bereits seit zehn Jahren. Aber letztlich gehe es den Verlagen dabei um Geld und nicht um Politik: "Das ist eine Kapitalisierung des Diskurses. Man muss verstehen, dass in Amerika Diskurs ein Produkt geworden ist. Es ist etwas geworden, was man verkauft und wovon man profitiert."

Geht es Yiannopoulos nur ums Geld?

Ähnlich stuft Feldman auch das "Alt-Right"-Engagement von Milo Yiannopoulos ein. Dieser sei 2012 noch "ein ganz normaler Typ" gewesen, der in Artikeln für mehr Mitgefühl zwischen Menschen im Internet plädiert habe.
"Und jetzt ist er der, der im Internet andere Personen krass beleidigt. Der hat sich geändert, nicht weil er sich persönlich geändert hat, sondern weil er bemerkt hat, so kriegt er Aufmerksamkeit", sagt Feldman. "Er hat herausgekriegt, dass wenn er ein Troll ist, wenn er ein Provokateur wird, dann kann er Geld verdienen. Und dass ein Publikum dafür da ist, hat er natürlich erkannt, und er sagt selber: Also, ich bin nicht verantwortlich für das, was mein Publikum unternimmt. Aber das stimmt nicht.", so Feldman.
Die 30-jährige Autorin wuchs in einer strengen jüdisch-orthodoxen Community auf. Wie sie sich davon befreite, erzählt sie in ihrem Buch "Unorthodox".
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