Alte Fotos, virtuelle Partys und schöne Sekunden

Von Jörg Schieb |
Das Projekt "Historypin" sammelt historische Fotos und verknüpft sie auf Google Maps. Mit "DJ Party" können Musikliebhaber gemeinsam virtuelle Partys feiern und sich über Musik austauschen. Und über "The Beauty of a Second” sucht Wim Wenders Filme, die nur eine Sekunde lang sind.
www.historypin.com - Fotos in Raum und Zeit
Wie hat es hier eigentlich früher ausgesehen? Solche Fragen stellt man sich gelegentlich - nicht nur, wenn man eine fremde, aufregende Stadt besucht, sondern durchaus auch zu Hause, in der eigenen Stadt, in der eigenen Straße. Die Keller sind voll mit Fotos aus der Vergangenheit – und die sollen jetzt alle ins Web. Damit alle Welt sehen kann, wie es früher irgendwo ausgesehen hat.

Unter www.historypin.com ist ein wirklich spannendes Projekt gestartet. Hier kann man alte Fotos hochladen, auf denen Straßen oder Gebäude zu sehen sind – egal wie alt die Bilder sind. Die Bilder landen dann in einer Foto-Datenbank. Eine Fotografie vom Eiffelturm aus dem Jahr 1945? Der Neumarkt in Köln – als Aufnahme aus 1970? Das Brandenburger Tor vor der Wiedervereinigung? Kann man alles in der Foto-Datenbank von Historypin finden.

Historypin kombiniert historische und aktuelle Bilder aus aller Welt. Das ist richtig spannend: Dank Google Streetview bekommt man einen Eindruck davon, wie es irgendwo jetzt aussieht – und dank Historypin kann man sich anschauen, wie es früher dort ausgesehen hat.

Historypin ermöglicht erstaunliche Dinge. So lässt sich die üppige Foto-Datenbank nicht nur nach Adressen oder Orten durchforsten, sondern auch die Zeit bestimmen. Wer zum Beispiel wissen will, wie die Brooklyn Bridge 1899 ausgesehen hat, gibt "Brooklyn Bridge" ins Suchfeld ein und positioniert den Schiebregler für die Zeit auf 1899 – schon erscheinen passende Fotos, direkt in der Google Map.


www.djparty.fm - DJ Party: Virtueller Club öffnet seine Pforten
Das Internet bietet heute viele Möglichkeiten, sich mit anderen über Musik auszutauschen. Auch gemeinsam Musik anzuhören ist möglich. Jetzt gibt es einen neuen, weiteren Treffpunkt für Musikfans: DJ Party.fm, eine Art virtuelle Partymeile. Hier kann jeder online vorbeischauen und sich kostenlos Musik anhören, gemeinsam mit anderen.
Unter www.djparty.fm geht's los. Einfach anmelden, eine Spezial-Software laden – und schon landet man im wohl größten virtuellen Club der Welt. Hier kann jeder zum DJ werden, Musik auflegen – und alle anderen hören zu.
Auf dem Bildschirm erscheinen bunte Räume mit noch bunteren Avataren, Kunstfiguren. Jedes Mitglied gestaltet seinen eigenen Avatar und kann sich in den Clubräumen frei bewegen. Das Ganze sieht aus wie 3D-Chaträume, ein bisschen wie Second Life mit Schwerpunkt Musik.
In jedem Raum läuft andere Musik. Man erfährt gleich, welche Musik zu hören ist –die besten Songs lassen sich per Mausklick auf Merklisten setzen. Wer mag, kann aber auch selbst Songs abspielen, eigene Trackinglisten anlegen und vieles andere mehr.
Mit anderen ins Gespräch zu kommen ist leicht. Interessante Musikempfehlungen gibt es haufenweise, irgendwo werden garantiert Songs gespielt, die man noch nie gehört hat. Die Software dazu läuft derzeit nur auf Windows-Rechnern, und was auf dem Bildschirm passiert wirkt mitunter etwas hektisch. Aber eine interessante neue Möglichkeit, Musik gemeinsam mit anderen anzuhören und sich darüber auszutauschen ist DJ Party auf jeden Fall.


www.springhin.de/sekunde- Schönheit im Sekundentakt
Wie viel Schönheit steckt in einer Sekunde? Das herauszufinden ist das Ziel von "The Beauty of a Second”, ein Kurzfilmfestival im Web. Jeder Kurzfilm ist hier genau eine Sekunde lang. Eine Sekunde. Mehr nicht.
Wie viel Leben, wie viel Geschichte, was kann man in eine Sekunde reinpacken – und wie sieht das aus? Unter www.springhin.de/sekunde lässt sich das herausfinden. Filmemacher Wim Wenders fungiert als Schirmherr des Projekts – und erklärt, worum es geht.
Es gibt schöne Aufnahmen: das Aufleuchten einer Glühbirne, das Durchfahren einer Kurve einer Wasserrutsche, das Ziehen an einer Zigarette, ein Uhrwerk von Innen, der Sprung in einen See und vieles andere mehr. Manchmal in Echtzeit, manchmal als Zeitraffer, manchmal als Zeitlupe – alles dabei.
Wim Wenders will die schönsten Einsekünder finden – und die 60 allerbesten schneidet Wenders zu einem einminütigen Film zusammen, der im Januar auf der Berlinale gezeigt wird.
Profis, Amateure, Filmmacher, Fotografen – jeder ist eingeladen mitzumachen. Es kommt darauf an, ein waches Auge zu haben, originell zu sein, schöne Momente einzufangen. Auf der Webseite kann man sich bereits eingereichte Ultrakurzfilme anschauen. Weil die Clips aber so kurz sind, gibt es fertige Playlisten. Sich die anzuschauen ist ein echtes Erlebnis. Schönes Projekt.
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