Die Ausstellung "Rembrandt, Vermeer und das Goldene Zeitalter der Niederlande" mit Meisterwerken der "Leiden Collection" und des Musée du Louvre im Louvre Abu Dhabi geht bis zum 19. Mai 2019
Rembrandt und Vermeer in der Wüste
Zwei Jahre nach einer großen Vermeer-Schau im Louvre Paris ist im Ableger in Abu Dhabi nun "Rembrandt, Vermeer und das Goldene Zeitalter der Niederlande" zu sehen. Beim Gang durch die Ausstellung ist unser Kunstkritiker auch auf eine kleine Sensation gestoßen.
Kein anderes Land in Europa hat im 17. Jahrhundert eine so lang andauernde wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit durchlebt wie die Niederlande. In rund einhundert Jahren arbeiteten hier mehr als 700 Maler, die – inspiriert vom Alltag und von Seemännern mitgebrachten Exotika aus aller Welt – mehr Gemälde fertigstellten als im Italien der Renaissance und in Frankreich zur Zeit des Impressionismus.
Verliebt in Rembrandt
Rembrandt van Rjin ist der wohl bedeutendste Vertreter diese Zeit. Vielleicht weil die Schiffe der Niederländer damals auch in den arabischen Golf segelten, sind im Louvre Abu Dhabi nun knapp 100 Gemälde, Zeichnungen und Objekte aus dem Goldenen Zeitalter zu sehen. Und das dank der philanthropischen Gunst des amerikanischen Unternehmers und Sammlers Thomas Kaplan:
"Ich habe mich in Rembrandt verliebt, als ich ein kleiner Junge war. Seit meinem sechsten Lebensjahr bin ich mit dem Künstler und seinem Werk verbunden. Als ich zum ersten Mal mit zehn Jahren nach Europa ging, fragten mich meine Eltern, wo ich hinwill und ich sagte: Amsterdam. Sie fragten, warum? Und ich antwortete: Weil Rembrandt dort lebte. Ich habe erst in meinen Vierzigern angefangen zu sammeln. Angesichts der vielen Werke, die wir haben, erscheint es ironisch, dass ich anfangs dachte, es gäbe keine niederländische Kunst. Ich dachte, die hängen schon alle in Museen. Als ich die Mittel und das Verständnis hatte, dass die Art von Kunst, die ich seit meiner Kindheit geliebt hatte, verfügbar war, begann eine Geschichte, die uns erlaubte, fünf Jahre lang ein Bild pro Woche zu erwerben. Deshalb haben wir diese Sammlung. Es gab einen Moment, in dem wir in der Lage waren, etwas zu erreichen, was man meiner Meinung nach heute nicht noch mal schafft."
"Ich habe mich in Rembrandt verliebt, als ich ein kleiner Junge war. Seit meinem sechsten Lebensjahr bin ich mit dem Künstler und seinem Werk verbunden. Als ich zum ersten Mal mit zehn Jahren nach Europa ging, fragten mich meine Eltern, wo ich hinwill und ich sagte: Amsterdam. Sie fragten, warum? Und ich antwortete: Weil Rembrandt dort lebte. Ich habe erst in meinen Vierzigern angefangen zu sammeln. Angesichts der vielen Werke, die wir haben, erscheint es ironisch, dass ich anfangs dachte, es gäbe keine niederländische Kunst. Ich dachte, die hängen schon alle in Museen. Als ich die Mittel und das Verständnis hatte, dass die Art von Kunst, die ich seit meiner Kindheit geliebt hatte, verfügbar war, begann eine Geschichte, die uns erlaubte, fünf Jahre lang ein Bild pro Woche zu erwerben. Deshalb haben wir diese Sammlung. Es gab einen Moment, in dem wir in der Lage waren, etwas zu erreichen, was man meiner Meinung nach heute nicht noch mal schafft."
Die größte Privatsammlung der Welt
1575 wurde in der niederländischen Kleinstadt Leiden die Universität gegründet und durch die Entwicklung von Geistes- und Naturwissenschaften entstand ein bedeutendes Zentrum des Wissens. Gut 30 Jahre später, im Jahre 1606, wurde in derselben Stadt Rembrandt van Rjin geboren. Als Hommage an die Rembrandt-Schule und die feine Malerei seiner Zeitgenossen in Leiden, wie etwa Jan Lievens oder Gerrit Dou, taufte Thomas Kaplan seine Kunstsammlung 2003 "The Leiden Collection". Mit mehr als 250 Gemälden und Zeichnungen ist es die weltweit größte Privatsammlung dieser Art.
Ein Freizeitrevolutionär im Selbstbildnis
In der aktuellen Ausstellung im Louvre Abu Dhabi treffen eine ausgezeichnete Auswahl an Werken Rembrandts auf Arbeiten anderer niederländischer Maler. Wobei vor allem Rembrandts Selbstporträts, in denen er sich stets anders darstellt, mit seiner Identität und verschiedenen Charakteren spielt, im Vordergrund stehen.
"Dies zeigt die Kraft von Rembrandt. Das zeigt uns, dass Rembrandt ein Künstler ist, der die Seele berührt. Auf eine Weise, die wirklich einzigartig ist. Und der Grund, warum er einzigartig ist, ist nicht nur, dass er in seiner Freizeit ein Revolutionär war, sondern auch wegen der Auswirkungen, die er auf wirklich alle Künstler hatte, die ihm folgten. Indem er eine andere Auffassung von Schönheit und Wahrheit entfesselte, befreite er die Künstler, sich auszudrücken und sich von den klassischen Konventionen zu lösen. Aus diesem Grund ist Rembrandt heute so chinesisch, russisch oder arabisch, wie er Niederländer ist. Und was diese Ausstellung so spannend macht, ist, dass wir den gemeinsamen Humanismus der Menschheit aus der Sicht eines europäischen Künstlers feiern können."
In den ins milde Licht getauchten Galerien erfährt man unterschiedliche Zeiten und Schaffensphasen des Künstlers und die seiner Zeitgenossen. Etwa, dass Rembrandt und seine Schüler auch großartige Zeichner waren. Neben wertvollen Werken aus der Leiden Collection und der Sammlung des Pariser Louvre hängt in prominenter Lage der Neuankauf des Louvre Abu Dhabi.
"Dies zeigt die Kraft von Rembrandt. Das zeigt uns, dass Rembrandt ein Künstler ist, der die Seele berührt. Auf eine Weise, die wirklich einzigartig ist. Und der Grund, warum er einzigartig ist, ist nicht nur, dass er in seiner Freizeit ein Revolutionär war, sondern auch wegen der Auswirkungen, die er auf wirklich alle Künstler hatte, die ihm folgten. Indem er eine andere Auffassung von Schönheit und Wahrheit entfesselte, befreite er die Künstler, sich auszudrücken und sich von den klassischen Konventionen zu lösen. Aus diesem Grund ist Rembrandt heute so chinesisch, russisch oder arabisch, wie er Niederländer ist. Und was diese Ausstellung so spannend macht, ist, dass wir den gemeinsamen Humanismus der Menschheit aus der Sicht eines europäischen Künstlers feiern können."
In den ins milde Licht getauchten Galerien erfährt man unterschiedliche Zeiten und Schaffensphasen des Künstlers und die seiner Zeitgenossen. Etwa, dass Rembrandt und seine Schüler auch großartige Zeichner waren. Neben wertvollen Werken aus der Leiden Collection und der Sammlung des Pariser Louvre hängt in prominenter Lage der Neuankauf des Louvre Abu Dhabi.
Sammler der Superlative
In der Ölmalerei "Ein Christus nach dem Leben", entstanden um 1648, stellte Rembrandt Jesus nach dem Vorbild eines jüdischen Modells dar. Kosten: Etwa 12 Millionen Dollar, erworben bei Sotheby's im Dezember 2018. So etwas schafft heute kaum noch ein Museum. Aber das Museum und auch Thomas Kaplan sind Sammler der Superlative.
"Wir haben jetzt 15 Rembrandts, es gibt vielleicht 35 in privaten Händen. Es ist offensichtlich schwieriger geworden, Rembrandt zu erwerben. Wir haben in den letzten Jahren Käufe gemacht, aber es wird natürlich schwieriger werden, das sehen wir an dem Kauf durch den Louvre Abu Dhabi selbst. Was Vermeer betrifft, so haben wir das große Glück, den einzigen Vermeer der späten Schaffensphase in Privatbesitz zu haben. Und die Tatsache, dass es sich um ein Gemälde handelt, das buchstäblich mit dem Gemälde des Louvre Paris verbunden ist, bereitet uns eine ganz besondere Freude. Die Gemälde hängen nun das erste Mal seit über 300 Jahren nebeneinander, sind sie aus dem gleichen Stück Leinwand entstanden. Diese Art außergewöhnlicher Verbindungen verdeutlichen, wie sehr ich Freude daran habe, diese Werke zu erwerben und zu teilen."
Alltagsgeschichten aus dem 17. Jahrhundert
Dass am Ende der Ausstellung tatsächlich die beiden raren Vermeer-Gemälde "Die Spitzenklöpplerin" und "Eine junge Frau, am Virginal sitzend" nebeneinander hängen, ist eine kleine Sensation. Denn als das Louvre Paris und die Leiden Collection ihre beiden Gemälde verglichen, wurde deutlich, dass es sich hierbei um zwei Werke aus derselben Zeit um 1670 und aus demselben Stück Leinwand handelt. Und dennoch stiehlt bei dieser Ausstellung im Louvre Abu Dhabi Jan Vermeer hier nicht Rembrandt van Rjin die Show.
Rembrandts Motive des Alltags, der präzise Einsatz von Licht und Schatten und die Vielfalt seiner Selbstporträts haben ihn zum Geschichtenerzähler und Vermittler des Humanismus gemacht, der jetzt an einem neuen Ort der Welt seine Genialität weiterträgt.
Rembrandts Motive des Alltags, der präzise Einsatz von Licht und Schatten und die Vielfalt seiner Selbstporträts haben ihn zum Geschichtenerzähler und Vermittler des Humanismus gemacht, der jetzt an einem neuen Ort der Welt seine Genialität weiterträgt.