„Einem Literaturforum die politische Selbstbezeichnung schwarz voranzustellen bedeutet, nicht-weiße Literatur ohne die weiße Linse zu präsentieren – und dann vielleicht wieder ins Gespräch zu gehen.“
Alternative Buchmesse für schwarze Autoren
Prominente Stimme der deutschsprachigen schwarzen Literatur: Die in London geborene Autorin Sharon Dodua Otoo wurde 2016 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. © picture alliance/dpa
Die Facetten der Community sichtbar machen
06:46 Minuten
Das Forum „Schwarz bewegt(e) Literatur“ in Berlin will schwarze Literatur in Deutschland in ihrer Vielfalt zeigen. Um sie durch die "nicht-weiße" Brille zu präsentieren, sei auch eine Buchmesse angedacht, sagt Mitinitiatorin Achan Malonda.
„Schwarz bewegt(e) Literatur“ heißt ein neues Forum, das die Interessen schwarzer Autorinnen und Autoren vertreten und beleuchten will. Dass ähnliche Veranstaltungen vergangene Woche nicht nur in Berlin, sondern auch in Frankfurt und Köln stattgefunden haben, zeige, wie groß der „Bedarf unserer Communitys“ sei, sich selbst Räume zu schaffen, sagt Achan Malonda. Die Sängerin und Moderatorin hat die Veranstaltung mitorganisiert.
„Wir schreiben nicht nur. Wir schreiben uns so auch in die Geschichte dieses Landes ein“, sagt Malonda. Schwarze Literatur gebe es seit dem 18. Jahrhundert in Deutschland. Die bisherigen „eurozentrischen Literatur-Begrifflichkeiten“ seien allerdings so designt, „dass wir durchs Raster fallen.“
Schwarze Literatur definieren
Aktuell gehe vorrangig darum, neue Standards zu entwickeln, um schwarze Literatur definieren und bewerten zu können. Seit Jahren sei man dabei, ein neues Genre mit schwarzer deutscher Literatur zu etablieren. „Mit einer eigenen Buchmesse würden wir das dann ja auch institutionalisieren“, sagt Malonda.
Das Genre beinhalte mehr als das gebundene Buch: „Dazu gehört genauso Poetry, die eng mit dem Spoken Word – und damit auch mit dem Hip-Hop – verbunden ist, dann auch Theater- und Online-Publikationen, die seit Jahrzehnten innerhalb der schwarzen deutschen Bewegung eigenständige Formen des Community Buildings sind.“
Was bewegt die Community?
Im aktuellen Prozess gehe es weniger darum, sich auf die Außenwirkung des Anliegens zu fokussieren, sondern herauszufinden, was für die Gruppen und Communitys und ihre „marginalisierten Mitglieder“ am wichtigsten sei, so Malonda.
Erkenntnisse würden sich auch durch Lesungen von Autoren ergeben. Etwa Olaolu Fajembola zur Erziehung mit Rassismuserfahrungen – oder aus Büchern zum Umgang mit Wut und deren Kraft für Veränderung. Besonders Ausschnitte aus „Schwarz wird großgeschrieben“ von Evein Obulor hätten Vergangenheit und Zukunft schwarzer Literatur besonders gut verbunden, seien „empowernd“ gewesen.
Im Forum solle es aber nicht nur um Werke gehen, die von Schwarzen verfasst wurden, es stehe auch anderen Autorinnen und Autoren of Colour offen.