Jeder Experte ist erst mal verdächtig
Die Ära Trump beginnt mit einem Streit zwischen dem US-Präsidenten und den Medien: Eine Beraterin verteidigt falsche Angaben des Präsidialamts und spricht von "alternativen Fakten". Der Germanist Ekkehard Felder glaubt nicht, dass Trump auf lange Sicht mit dieser Strategie Erfolg haben kann.
Der Ausgangspunkt einer weiteren Trump-Posse ist ein Streit über die Anzahl der Teilnehmer bei der Vereidigung von Donald Trump. Luftbilder zeigen, dass die Menschenmenge am Freitag kleiner war als die bei der Vereidigung von Barack Obama 2009.
Doch der Präsidialamtssprecher Sean Spicer verkündete, es sei das größte Publikum gewesen, "das je bei einer Vereidigung dabei war. Punkt." Und warf den Medien falsche Berichterstattung vor.
Die überraschenden Erkenntnisse Spicers bezeichnete Trumps Beraterin Kellyanne Conway dann auch noch als "alternative Fakten".
Der Sprachwissenschaftler Ekkehard Felder von der Universität Heidelberg sagt, Trumps Prinzip sei die "Erschütterung" jedweden Expertentums, "alles wird in den Dunstkreis des Verdächtigen gezogen".
Grundsätzlich glaubt Felder aber nicht, dass Trump damit auf lange Sicht Erfolg haben wird.
Wir werden Trump nur noch begrenzt ernst nehmen
"Das ist einerseits gefährlich, andererseits gewöhnen wir uns als Rezipienten an diese Strategie. Zwischen Gesagtem und Gemeintem gibt es immer Divergenzen, wir stellen uns dann darauf ein und nehmen ihn dann auch nur noch begrenzt ernst. Das hat natürlich auch wieder seine Tücken, weil er ein mächtiger Mensch ist. Dennoch ist er eingebunden in institutionelle Prozesse."
Grundsätzlich plädiert Felder dafür, zwischen Daten und Fakten zu trennen. Viele Fakten in der Politik seien nicht eindeutig.
Wer "alternative Fakten" mit echten Fakten entkräften wolle, müsse sich fragen lassen, welche echte Fakten es denn beispielsweise in Bezug auf die Finanzkrise oder das Migrationsproblem gebe. Daten seien unstrittige Beweise wie Zahlen und Fotos, Fakten schon deren Interpretation, betonte Felder. (ahe)