Wie wollen wir leben? - Alternative Wohnprojekte für Jung und Alt

85:46 Minuten
Eine jüngere und eine ältere Frau sitzen nebeneinander auf einem Sofa und lachen sich an.
In Deutschland gibt es verschiedenste, auch Generationen übergreifende Wohnprojekte. © imago / Westend61 / imago stock&people
Moderation: Katrin Heise |
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Wie wollen wir wohnen? Diese Frage beschäftigt immer mehr Menschen, auch angesichts steigender Mieten und der Single-Gesellschaft. Alternative Modelle sind im Kommen: Gemeinschaftsprojekte, Mehrgenerationen-Häuser, WGs für Jung und Alt.
Wohnen wird immer mehr zur sozialen Frage: Steigende Mieten und Energiekosten lassen viele zweifeln, ob sie auf Dauer in ihren vier Wänden bleiben können. So mancher, der noch in einer großen Wohnung oder einem eigenen Haus lebt, würde sich gern verkleinern, vielleicht andere mit dazu nehmen. Ältere suchen Alternativen zum Seniorenheim. Und manch Single ist das Alleinleben leid und sucht Gemeinschaft. Was gibt es an alternativen Wohnformen?

Frühzeitig über das Wohnen nachdenken

„Wie wir wohnen, hat eine wesentliche Bedeutung dafür, wie wir leben“, sagt Afra Höck, Leiterin der Landesberatungsstelle Gemeinschaftliches Wohnen in Hessen. Sie berät Interessierte, die ein gemeinsames Wohnprojekt auf die Beine stellen wollen.
„Die Bandbreite ist sehr groß: Schwerpunkt ist Wohnen im Alter. Andere wollen mehr Trubel im Haus, sie haben lieber ein Mehrfamilienhaus, die nächsten planen ein soziales Projekt mit bezahlbaren Mieten.“ Es gibt Unterschiede bei der Rechtsform, auch bei der Finanzierung – da sei viel zu beachten, so Afra Höck. Wichtig auch: „Was will man? Wieviel Nähe, wie viel Distanz? Gießt man das in vertragliche Regelungen?“

Ihr Rat: „Frühzeitig über das Wohnen nachzudenken.“ Nicht erst in der Umbruchphase zwischen Arbeit und Rente, sondern sich ganz unbefangen vorher zu befragen. „Das macht Spaß und kann auch befreiend sein.“

Gemeinsames Bauen und Wohnen als Abenteuer

„Singles beschäftigt die Frage: Wie will ich eigentlich im Alter leben?“, sagt der Journalist Lennart Herberhold; er lebt seit 15 Jahren allein. „Das ist ein Thema, was sich mit den Jahren so aufbaut. Und die große Frage ist, verpasst man den Punkt, dass man sich einer Gemeinschaft anschließt? “
Aus der Frage wurde ein Buch über alternative Wohnformen: „Zusammen! Wie Deutschland neues Wohnen ausprobiert“. Darin portraitiert er unter anderem ein solidarisches Dorf im niedersächsischen Wendland und eine Hausgemeinschaft in Mannheim, die sich der Gentrifizierung ihres Stadtteils entgegengestellt hat. Dort haben die Mieter ihr Haus selbst gekauft. „Das sind Idealisten, Pioniere!“ Seine Erfahrung: „Gemeinschaftliches Bauen und Wohnen ist ein Abenteuer, eine Lebensaufgabe.“

Wie wollen wir wohnen? Alternative Projekte für Jung und Alt
Darüber spricht Katrin Heise am 26. November von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit dem Journalisten Lennart Herberhold und mit Afra Höck von der Landesberatungsstelle Gemeinschaftliches Wohnen in Hessen. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de

Liste der Anlaufstellen:
Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen e.V.:  
Ziel ist die Umsetzung innovativer und gemeinwohlorientierter Wohnformen durch Bildungs-und Vernetzungsarbeit in Frankfurt am Main und der Rhein-Main-Region.
gemeinschaftliches-wohnen.de
Landesberatungsstelle gemeinschaftliches Wohnen in Hessen:
Angegliedert an das Netzwerk in Frankfurt am Main gibt es hier Informationen über innovative Wohnformen in ganz Hessen.
wohnprojekte-hessen.de
Stattbau München, Berlin, Hamburg:
Beraten und unterstützen im Auftrag der jeweiligen Kommunen gemeinwohlorientierte Wohnprojekte.
stattbau-hamburg.de
stattbau.de
stattbau-muenchen.de
Stadt Bodenstiftung Berlin:
Ein zivilgesellschaftlicher Bodenfond für Berlin.
stadtbodenstiftung.de
Netzwerk Immovielien:
Bundesweites Netzwerk von Wohnprojekten und Expert*innen zum Thema.
netzwerk-immovielien.de
Mietshäuser-Syndikat:
Das Mietshäuser-Syndikat berät bundesweit Projekte, die jenseits des renditeorientierten Wohnungsmarktes bauen und wohnen wollen.
syndikat.org
Stiftung Trias:
Unterstützt Gemeinschaften, vor allem bei der Suche nach geeigneten Grundstücken.
stiftung-trias.de
Wohnprojekte-Portal der Stiftung Trias:
Wie gründe ich ein Wohnprojekt? Gibt es bereits ähnliche Projekte wie meines? Gibt es Mit-Macher*innen, Projekte im Aufbau oder eine gerade leer gewordene Wohnung in meiner Nähe? Wo kann ich mich erkundigen? Wer hilft mir?
wohnprojekte-portal.de
Wir sind Stadt:
Netzwerk von Wohnprojekten und Initiativen im Raum Bonn.
wir-sind-stadt.net
GIMA Frankfurt:
Die Genossenschaftliche Immobilienagentur Frankfurt am Main eG (GIMA Frankfurt) ist eine Anlaufstelle für sozialverträgliche und gemeinwohlorientierte Hausverkäufe.
gima-frankfurt.de
Literaturhinweis:

Lennart Herberhold,
„Zusammen! Wie Deutschland neues Wohnen ausprobiert“, erschienen im Büchner-Verlag, 2022
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