"Eine gute Entscheidung"
Die Schriftstellerin Maryse Condé aus Guadeloupe erhält den alternativen Nobelpreis für Literatur, der in diesem Jahr einmalig vergeben wird. Unsere Literaturkritiker loben die Preisvergabe, auch weil die Leser einbezogen wurden.
Maryse Condé habe in ihren Büchern respektvoll und präzise, aber auch mit Humor über die Verheerungen des Kolonialismus und die chaotische Zeit des Postkolonialismus geschrieben, schreibt die Initiative "Die neue Akademie", die den alternativen Literaturnobelpreis verleiht. Die Auszeichnung wird in diesem Jahr einmalig vergeben - anstelle des Literaturnobelpreises der wegen des Missbrauchsskandals in der Schwedischen Akademie abgesagt wurde.
Erste erfolgreiche schwarze Autorin Frankreichs
Es sei nur konsequent, dass eine engagierte Initiative wie dieser alternative Literaturnobelpreis eine politische Autorin auszeichne, sagt unsere Literaturredakteurin Wiebke Porombka. "Es ist auch wirklich eine gute Entscheidung, denn Maryse Condé ist eine Autorin, der man hierzulande und auch international viele Leserinnen und Leser wünscht." Condé sei wohl die erste schwarze, französische Schriftstellerin gewesen, "die Erfolg hat in ihrem Land", so Kolja Mensing. Heute trete die 81-Jährige allerdings kaum noch in Erscheinung. Sie sei schwer krank und lebe zurückgezogen im Süden Frankreichs.
Demokratisches Auswahlverfahren der Neuen Akademie
Positiv bewerten unsere Literaturredakteure auch das Auswahlverfahren der "Neuen Akademie". Zunächst sei eine Auswahlliste erstellt worden, erklärt Kolja Mensing - mit Hilfe von schwedischen Bibliothekaren, woraus eine Longlist entstanden sei, mit 47 Titeln. "Und die haben sie online gestellt und Leserinnen und Leser in der ganzen Welt konnten jetzt darüber abstimmen und auf diesem Weg ist eine Shortlist entstanden von vier Titeln - darunter war jetzt auch dann Maryse Condé - und darüber hat jetzt eine Fachjury abgestimmt."
Leser wurden in die Entscheidung einbezogen
In jeder Hinsicht ein Gegenmodell zu dem traditionellen Literaturnobelpreis, meint Wiebke Porombka. "Eigentlich ein Prinzip, das man sich mal grundsätzlich so abschauen könnte, auch bei uns." Die Einführung einer derartigen Praxis sei wünschenswert, "weil es natürlich auch auf ein Engagement von Leserinnen und Lesern baut, und das ist, glaube ich, für viele Leute ein Anreiz und das macht den Preis dann auch noch mal interessant. Also besser, als wenn dann so nebulös irgendeine Jury geheimnisvoll eine Entscheidung fällt."
(küf)