"Hinter manchem Rückenleiden versteckt sich etwas ganz anderes"
Depression im Alter sollte besser erkannt und behandelt werden, sagt Eugen Brysch von der Stiftung Patientenschutz. Auch für die Versorgung von Sterbenden müsse die Bundesregierung mehr Geld ausgeben, sagte der Politologe anlässlich der bundesweiten "Woche für das Leben".
Der Politikwissenschaftler Eugen Brysch fordert Maßnahmen gegen die hohe Suizidquote von über 60-Jährigen sowie den Ausbau von Hospizen und palliativer Versorgung. Der Geschäftsführer der Stiftung Patientenschutz sagte anlässlich der bundesweiten "Woche für das Leben" in Deutschlandradio Kultur: "Hospizarbeit ist die richtige Antwort, nämlich zu fragen: Was können wir in den letzten Wochen und Monaten tun?. Das ist das eine. Aber das andere ist: Was machen wir mit Menschen, die in Altersdepression stecken, die darunter leiden, und welche Therapieangebote machen wir denen?"
Nur maximal sechs Prozent der Menschen in Behandlung seien Alte. Brysch forderte ein Programm, "das insbesondere Menschen in den Blick nimmt, die älter sind als 60, und dort die Depression auch als das ansehen, was es ist, nämlich den Menschen Mut machen, sich dazu zu bekennen, und den Medizinern die Möglichkeit geben und den Therapeuten zu erkennen, dass wir eine Depression haben, unter der diese Menschen leiden. Hinter manchem Rückenleiden versteckt sich etwas ganz anderes."
Gesundheitsminister Gröhe habe einen Entwurf vorgelegt, "um die Hospizarbeit und Palliativversorgung zu verändern, und zwar radikal, sagte Brysch. Wir wissen, dass fast 900.000 Menschen jedes Jahr sterben, aber vielleicht 80.000, also zehn Prozent, eine Versorgung bekommen. Und insbesondere in der Pflege kommt 'Hospiz' und 'Palliative Therapie' kaum an."
Brysch sagte, 360.000 Menschen stürben jedes Jahr in einem Pflegeheim – "genau diese Menschen haben keine Chance, in ein Hospiz zu kommen, weil der Gesetzgeber hier keinen Übergang vorgesehen hat. Also was ist sinnvoll? Wir bringen das Konzept Hospiz dorthin, wo gestorben wird, in ein Pflegeheim. Hier muss die Bundesregierung rund 600 Millionen Euro in die Hand nehmen."
Er forderte eine offene Diskussion im Bundestag, "wie wir die geschäftsmäßige Suizidvermittlung in Deutschland in die Grenzen weisen wollen". Dafür müsste der Fraktionszwang fallen gelassen werden, wie auch für eine Debatte: "Was ist zu tun, wo gibt es die Defizite und was wollen wir tatsächlich in Deutschland erreichen bei einer guten Versorgung von alten sterbenden Menschen?"