Altes Rom war nicht "reinrassig"
Das antike Rom war multikulturell, eine Vorstellung von menschlichen Rassen, wie es sie heute gibt, existierte nicht. Diese Botschaft will eine Ausstellung in der italienischen Hauptstadt vermitteln, die mit den Theorien der Duce-Zeit aufräumt.
Mord und Todschlag im Kolosseum, tödliche Intrigen im Senat, blutige Schlachten im ganzen Reich und die rassistische Herabsetzung alles Fremden und Unbekannten: so wird das antike Rom immer wieder dargestellt. Prunkvoll, aber grausam, beherrscht von machtsüchtigen Politikern und Kaisern. Auch die erst vor kurzem im deutsch-französischen Fernsehkanal Arte ausgestrahlte britische Fernsehserie "Rome" zeichnet dieses Bild des Römischen Reiches.
Doch Rom war auch anders. Die antike Metropole mit rund einer Million Bürgern war ein Ort multikultureller Realitäten, erklärt der Althistoriker Andrea Giardina:
"Skrupellose Kaiser, Unterdrückung, Krieg... Sicherlich existierte all das, aber das authentische Rom bot auch anderes."
Andrea Giardina lehrt an der römischen Hochschule La Sapienza und ist Kurator der Ausstellung "Caput Mundi" in den gigantischen und nahezu komplett erhaltenen Sälen im ersten Rang des Kolosseums. Sicherlich einer der eindrucksvollsten Ausstellungsorte Roms.
Hier sind ab kommenden Mittwoch mehr als 100 antike Skulpturen, Büsten, Mosaiken, Wandmalereien und Relieffragmente zu sehen. Sie stammen aus italienischen Museen und Privatsammlungen. Zu sehen gibt es auch Poster aus der Zeit des italienischen Faschismus - als der heute immer noch nachwirkende Mythos einer ganz bestimmten Vorstellung von der römischen Antike geschaffen wurde.
Es handelt sich um faschistische Propaganda, die den Italienern weismachen sollte, dass das antike Rom rassisch, wie es damals hieß, "einwandfrei" und "rein" war. Eine Ideologie, die das Duce-Regime vor allem nach 1938 propagierte, nach der Begründung der Achse Rom-Berlin. Doch das antike Rom war alles andere als 'rassisch rein' oder sonstwie homogen, sagt der Historiker Giardina:
"Wir haben es mit einem anderen Rom zu tun. In Wirklichkeit war die Hauptstadt das perfekte Spiegelbild eines multikulturellen Reiches. Menschen verschiedenster Völker, Kulturen, Religionen und Traditionen lebten hier zusammen, beherrscht von einem Senat und später von einem Kaiser, die nur eines wollten: den innenpolitischen Frieden und Steuern zahlende Bürger."
Die Ausstellung im Kolosseum will den in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts entstandenen rassistisch durchwirkten Mythos Roms zerstören. Ein Mythos, davon sind die Ausstellungsmacher überzeugt, der Einfluss auf nahezu das gesamte Filmschaffen und viele Romanautoren ausübte und ausübt. Immer wieder ist die Rede von den alten Römern als überhebliches Volk, dass sich rassisch höher fühlte als andere. Und das, so Andrea Giardina, obwohl in der Antike die pseudowissenschaftliche Vorstellung menschlicher Rassen gar nicht existierte.
Die Ausstellung zeigt anhand antiker Gegenstände den Einfluss, den zum Beispiel nichtreligiöse Kulte auf die Kunstszene hatten, auf die Literatur und die Philosophie. Da sind Schriftrollen aus einer Privatbibliothek in Pompeji zu sehen, die Gebräuche und Kulte ferner Völker thematisieren. Nicht abschätzig, sondern fast schon modern deskriptiv.
Gezeigt wird unter den hohen und mit den Jahrhunderten fast schwarz gewordenen Gewölbedecken des Kolosseums auch eine Büste Plutarchs. Der griechische Biograph und Philosoph, er starb im zweiten nachchristlichen Jahrhundert, wurde im antiken Rom hoch verehrt. In einem seiner Hauptwerke "Das Leben des Romulus" schreibt er über einen Brauch der frühen Römer, Menschen auf der Flucht an einem bestimmten Ort, Asylum genannt, aufzunehmen.
"Diese Sätze Plutarchs gehören zu den wichtigsten, um das antike Rom zu verstehen. Wenn Sie auf der Straße die Leute fragen, ob die Römer Rassisten waren, dann werden ihnen die meisten mit 'Ja' antworten. Die alten Römer selbst beschrieben hingegen ihre Vorfahren alles andere als reinrassig und göttergleich, sondern als unsympathische Gesellen, als Diebe und Kriminelle, Bastarde, ohne präzise ethnische Herkunft. So eine Vorstellung des eigenen Ursprungs ist schon einmalig unter antiken Völkern."
Weshalb der Kurator der Ausstellung "Caput Mundi" Wert darauf legt, dass Schulklassen durch die Säle im Kolosseum geführt werden. Die jungen Leute sollen begreifen, dass die politisch Ultrarechten, wenn sie sich auf eine reine Rasse und deren Verteidigung berufen, sicherlich nicht das alte Rom als Blaupause benutzen können.
Doch Rom war auch anders. Die antike Metropole mit rund einer Million Bürgern war ein Ort multikultureller Realitäten, erklärt der Althistoriker Andrea Giardina:
"Skrupellose Kaiser, Unterdrückung, Krieg... Sicherlich existierte all das, aber das authentische Rom bot auch anderes."
Andrea Giardina lehrt an der römischen Hochschule La Sapienza und ist Kurator der Ausstellung "Caput Mundi" in den gigantischen und nahezu komplett erhaltenen Sälen im ersten Rang des Kolosseums. Sicherlich einer der eindrucksvollsten Ausstellungsorte Roms.
Hier sind ab kommenden Mittwoch mehr als 100 antike Skulpturen, Büsten, Mosaiken, Wandmalereien und Relieffragmente zu sehen. Sie stammen aus italienischen Museen und Privatsammlungen. Zu sehen gibt es auch Poster aus der Zeit des italienischen Faschismus - als der heute immer noch nachwirkende Mythos einer ganz bestimmten Vorstellung von der römischen Antike geschaffen wurde.
Es handelt sich um faschistische Propaganda, die den Italienern weismachen sollte, dass das antike Rom rassisch, wie es damals hieß, "einwandfrei" und "rein" war. Eine Ideologie, die das Duce-Regime vor allem nach 1938 propagierte, nach der Begründung der Achse Rom-Berlin. Doch das antike Rom war alles andere als 'rassisch rein' oder sonstwie homogen, sagt der Historiker Giardina:
"Wir haben es mit einem anderen Rom zu tun. In Wirklichkeit war die Hauptstadt das perfekte Spiegelbild eines multikulturellen Reiches. Menschen verschiedenster Völker, Kulturen, Religionen und Traditionen lebten hier zusammen, beherrscht von einem Senat und später von einem Kaiser, die nur eines wollten: den innenpolitischen Frieden und Steuern zahlende Bürger."
Die Ausstellung im Kolosseum will den in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts entstandenen rassistisch durchwirkten Mythos Roms zerstören. Ein Mythos, davon sind die Ausstellungsmacher überzeugt, der Einfluss auf nahezu das gesamte Filmschaffen und viele Romanautoren ausübte und ausübt. Immer wieder ist die Rede von den alten Römern als überhebliches Volk, dass sich rassisch höher fühlte als andere. Und das, so Andrea Giardina, obwohl in der Antike die pseudowissenschaftliche Vorstellung menschlicher Rassen gar nicht existierte.
Die Ausstellung zeigt anhand antiker Gegenstände den Einfluss, den zum Beispiel nichtreligiöse Kulte auf die Kunstszene hatten, auf die Literatur und die Philosophie. Da sind Schriftrollen aus einer Privatbibliothek in Pompeji zu sehen, die Gebräuche und Kulte ferner Völker thematisieren. Nicht abschätzig, sondern fast schon modern deskriptiv.
Gezeigt wird unter den hohen und mit den Jahrhunderten fast schwarz gewordenen Gewölbedecken des Kolosseums auch eine Büste Plutarchs. Der griechische Biograph und Philosoph, er starb im zweiten nachchristlichen Jahrhundert, wurde im antiken Rom hoch verehrt. In einem seiner Hauptwerke "Das Leben des Romulus" schreibt er über einen Brauch der frühen Römer, Menschen auf der Flucht an einem bestimmten Ort, Asylum genannt, aufzunehmen.
"Diese Sätze Plutarchs gehören zu den wichtigsten, um das antike Rom zu verstehen. Wenn Sie auf der Straße die Leute fragen, ob die Römer Rassisten waren, dann werden ihnen die meisten mit 'Ja' antworten. Die alten Römer selbst beschrieben hingegen ihre Vorfahren alles andere als reinrassig und göttergleich, sondern als unsympathische Gesellen, als Diebe und Kriminelle, Bastarde, ohne präzise ethnische Herkunft. So eine Vorstellung des eigenen Ursprungs ist schon einmalig unter antiken Völkern."
Weshalb der Kurator der Ausstellung "Caput Mundi" Wert darauf legt, dass Schulklassen durch die Säle im Kolosseum geführt werden. Die jungen Leute sollen begreifen, dass die politisch Ultrarechten, wenn sie sich auf eine reine Rasse und deren Verteidigung berufen, sicherlich nicht das alte Rom als Blaupause benutzen können.