Althea Gibson
Für Serena Williams ist Althea Gibson die wichtigste Pionierin des Tennis. © picture-alliance / dpa
Die erste schwarze Wimbledon-Siegerin
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Lange Zeit blieb schwarzen Spielerinnen und Spielern der Zugang zum weißen Sport Tennis verwehrt. Es war Althea Gibson, die die Diskriminierung beendete und 1957 in Wimbledon siegte.
Wimbledon 1957. Im Finale stehen sich zwei US-Amerikanerinnen gegenüber: Darlene Hard und Althea Gibson. Das Endspiel dominiert die 29-jährige Gibson. Sie gewinnt 6:3 und 6:2.
Trotz des deutlichen Erfolgs ist ihr Sieg eine Sensation: Gibson ist die erste schwarze Spielerin, die in Wimbledon gewinnt. Im Jahr zuvor war sie bereits bei den French Open erfolgreich.
Gibson holte elf Grand-Slam-Titel
Genauso wichtig wie ihre Erfolge war ihr unermüdlicher Einsatz, überhaupt an den großen Turnieren teilnehmen zu dürfen. Tennis, der weiße Sport, war nämlich lange tatsächlich ein sehr weißer Sport, zu dem schwarze Spielerinnen und Spieler nicht zugelassen waren.
Althea Gibson wurde 1927 geboren. Sie wuchs im New Yorker Stadtbezirk Manhattan auf und lernte das Tennisspielen auf der Straße. Im Teenageralter begann sie, Turniere für Schwarze zu spielen. Die Teilnahme an landesweiten oder gar internationalen Wettkämpfen blieb ihr jedoch lange untersagt. Erst nachdem 1950 die ehemalige Wimbledon-Siegerin Alice Marble in einem Artikel den Ausschluss schwarzer Spielerinnen und Spieler verurteilte, ließ der US-Tennisverband die 23-jährige Gibson antreten.
Althea Gibson gewann insgesamt elf Grand-Slam-Titel, fünf im Einzel, sechs im Doppel. Nach dem Sprinter Jesse Owens war sie die zweite schwarze US-Sportlerin, die nach ihrem Sieg bei den US Open 1958 mit einer Konfettiparty in New York gefeiert wurde. "Es gibt kein besseres Gefühl, als im eigenen Land, in der eigenen Stadt zu gewinnen und die erste Schwarze zu sein, die das geschafft hat", sagte sie.
Gibson war eine große, schlanke Athletin, die ein offensives und zugleich gefühlvolles Tennis spielte – mit einer wunderschönen einhändigen Rückhand. „Mein Spielstil war", so Gibson, "aggressiv und dynamisch. Und natürlich kämpfte ich darum, als erste schwarze Spielerin, die gegen Weltklasse-Champions antritt, bekannt zu werden.“
Gibson erlebte Diskriminierung
Nach 56 Einzel- und Doppeltiteln beendete Althea Gibson ihre Tenniskarriere und schlug eine zweite sportliche Laufbahn als Golfspielerin ein. Auch hier war sie ab 1964 die erste schwarze Athletin, die an großen Turnieren teilnahm.
Sie erfuhr jedoch weiterhin rassistische Diskriminierung: Sie wurde teilweise aus Hotels und Golfclubs geworfen und musste im Auto übernachten. Ihre Autobiografie, die sie 1964 veröffentlichte, trägt den vielsagenden Titel: „I always wanted to be somebody“.
Auch heute noch wird der Tennissport von weißen Spielerinnen und Spielern dominiert. Nach Gibsons erstem Grand-Slam-Titel 1956 dauerte es 43 Jahre, bis eine weitere schwarze Spielerin ein Grand-Slam-Turnier gewinnen sollte: 1999 holte Serena Williams ihren ersten von sechs US-Open-Titeln. Für sie und ihre Schwester Venus, aber auch für Athletinnen wie Naomi Osaka und Coco Gauff ist Althea Gibson eine Wegbereiterin.
"Althea Gibson war, oh mein Gott, eine der wichtigsten, wahrscheinlich für mich sogar die wichtigste Pionierin des Tennis", sagt Serena Williams. "Sie war schwarz, sie sah aus wie ich und sie hat so viele Türen geöffnet für alle Spielerinnen, die nach ihr kamen."
Zu Unrecht war die Kämpferin für die Rechte schwarzer Menschen und großartige Sportlerin lange Zeit in Vergessenheit geraten. 2019 wurde eine Statue neben dem Arthur-Ashe-Stadion in New York in Anwesenheit der Williams-Schwestern aufgestellt.
Gibson war auch Jazzsängerin
Althea Gibson starb 2003 im Alter von 76 Jahren, sie war völlig mittellos. Es war das traurige Ende einer großartigen Athletin, die erfolgreich für Gleichberechtigung im Sport kämpfte.
Und es gibt noch eine schöne Anekdote zum Schluss: Althea Gibson war nicht nur ein sportliches Multitalent, sie nahm auch als Jazzsängerin eine Schallplatte auf.