Mehr dazu hören Sie am Freitagabend ab 23:07 Uhr in der Sendung "Fazit".
Regisseur sagt Inszenierung ab - wegen Flüchtlingshilfe
Alvis Hermanis hat eine für April 2016 angekündigte Inszenierung am Hamburger Thalia Theater abgesagt – weil sich das Haus für Flüchtlinge engagiert. Die deutsche Willkommenskultur sei extrem gefährlich für ganz Europa, sagte der Regisseur zur Begründung.
Der lettische Regisseur Alvis Hermanis hat seine für April 2016 geplante Inszenierung "Russland.Endspiele" nach Dostojewskij, Tolstoi und Gorki am Thalia Theater in Hamburg abgesagt. Nach Angaben des Theaters begründete er den Schritt mit dem humanitären Engagement des Hauses für Flüchtlinge. Damit wolle er nicht in Verbindung gebracht werden.
Alvis Hermanis: Zeiten der Political Correctness sind vorbei
Die deutsche Begeisterung, die Grenzen für Flüchtlinge zu öffnen, sei extrem gefährlich für ganz Europa, weil unter ihnen Terroristen seien, sagte Hermanis demnach. Die Anschläge von Paris zeigten, dass wir mitten im Krieg seien. In jedem Krieg müsse man sich für eine Seite entscheiden, er und das Thalia Theater stünden auf entgegengesetzten. Die Zeiten der Political Correctness seien vorbei.
Thalia-Intendant: Zeigt aufs Neue, wie tief Europa gespalten ist
Für Thalia-Intendant Joachim Lux zeigt der Vorfall "über den Einzelfall hinaus aufs Neue, wie tief Europa derzeit gespalten ist". Er habe es nie für möglich gehalten, dass humanitäres Engagement zur Aufkündigung der Zusammenarbeit führen könnte, so Lux. Das Thalia verstehe sich als Ort des offenen gesellschaftlichen Diskurses und gebe in zahlreichen Debatten dem größtmöglichen politischen Spektrum Raum.
Ebenfalls in der Regie von Alvis Hermanis läuft am Thalia derzeit des Stück "Späte Nachbarn" nach Isaac B. Singer. Dieses soll nach Angaben des Theaters im Spielplan bleiben.