Am besten eine CO2-Diät
Bald werde es zu einer Verteuerung von Energie und Energienutzung kommen, sagt der stellvertretende Geschäftsführer des Freiburger Öko-Instituts, Rainer Grießhammer, voraus. Den Verbrauchern empfiehlt er zum Beispiel, Niedrigverbrauch-Autos zu kaufen.
Katrin Heise: Die CO2-Emissionen, also der Ausstoß von Kohlendioxid, ist der große Klimakiller und muss reduziert werden. Bisher macht sich aber jeder Einzelne von uns eigentlich ziemlich wenig Gedanken darüber, wie viel Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangt – zum Beispiel bei der Herstellung eines Computers oder aber eines saftigen Steaks. Um Ihnen und mir vor Augen zu führen, welche Verantwortung wir eigentlich haben, schlagen wir in Ökotopia vor: Jeder Bürger auf der Welt hat die gleiche CO2-Menge, die er im Jahr verbrauchen darf. Was wäre dann eigentlich? Dirk Asendorpf hat uns erklärt, wie es in Ökotopia aussehen könnte, wenn jeder Weltbürger eine CO2-Quote bekäme. Und jetzt begrüße ich Rainer Grießhammer, den stellvertretenden Geschäftsführer des Öko-Instituts Freiburg. Von ihm stammen die Bücher "Öko-Knigge" und "Klima-Knigge". Schönen guten Tag, Herr Grießhammer!
Rainer Grießhammer: Guten Morgen, Frau Heise!
Heise: Sie haben in unserem Ökotopia hier im Radiofeuilleton die Aufgabe, uns allen zu erklären, wie wir denn nun mit unserer CO2-Quote auskommen sollen. Beginnen wir mal mit dem Verkehr. Wie sollen wir uns fortbewegen, wenn es keine Privatautos mehr gibt?
Grießhammer: Es wird tatsächlich erhebliche Änderungen geben müssen, natürlich in einem langen Übergangszeitraum von 15, 20, 25 Jahren. Man wird dann einen sehr gut ausgebauten, öffentlichen Nahverkehr haben. Es wird viele Elektroautos geben, leichte Elektroautos, leichte Elektroräder, und der Strom für die Elektroautos wird regenerativ erzeugt, also aus Windkraft, Solarenergie. Und es wird vermutlich eine große Carsharing-Flotte geben, sodass man auf eigene Autos weitgehend verzichten kann, sicherlich nicht überall auf dem Land, aber in den großen Städten auf jeden Fall.
Heise: Wie sieht es mit dem Flugverkehr aus? Ich meine, da kann ich jetzt nicht einfach auf eine andere Energiequelle umsteigen. Was mache ich da?
Grießhammer: Flugverkehr ist tatsächlich schwierig, der wird sicherlich abnehmen. Innerdeutsch wird man kaum noch fliegen, sondern mit Hochgeschwindigkeitszügen fahren, die ja heute auch schon fast schneller sind, wenn man tatsächlich von Innenstadt zu Innenstadt rechnet. Problem beim Flugverkehr ist, dass man keine Elektroflugzeuge haben wird, weil dort die Akkus zu schwer sind und man zu viele bräuchte. Dort wird man wahrscheinlich die Biotreibstoffe, die man noch erzeugen kann, einsetzen, das heißt, alle Biotreibstoffe werden in den Flugverkehr gehen.
Heise: Jetzt hatte Herr Asendorpf angeregt, wenn man trotzdem zum Beispiel nach Kalifornien fliegen möchte, dann sollte man sich drei nepalesische Bauern suchen und mit denen Abkommen treffen.
Grießhammer: Ja, die Idee von so einer CO2-Quote ist ja nicht neu, das gibt es heute schon im Prinzip bei den internationalen Vereinbarungen zwischen den Ländern und beim sogenannten Emissionshandel, wo die großen Unternehmen einbezogen sind. Auf die Privatverbraucher wird es vermutlich nie übertragen werden, weil das einfach ein zu bürokratisches System wäre. Natürlich könnte man sagen: Jeder kauft nur noch mit einer Kreditkarte ein, und dort wird dann automatisch bei jedem Einkauf die CO2-Menge gebucht. Aber das ist wahrscheinlich viel einfacher, dass es dann entsprechend über Besteuerung von Heizenergie, von Benzin und Strom umgelegt wird. Das heißt, so bürokratisch wird es nicht werden und man kann da im einzelnen Fall gut damit umgehen.
Heise: Das heißt, man würde die Verschmutzung sozusagen immer gleich schon in den Preis mit einrechnen, anders als das heute tatsächlich der Fall ist. Das würde aber auch bedeuten, bestimmte Dinge – bleiben wir mal bei dem Flug nach Kalifornien – der würde wahnsinnig teuer werden, das heißt, das können sich eigentlich nur noch Reiche leisten, die Umwelt zu verschmutzen. Ist das gerecht?
Grießhammer: Das ist sicherlich nicht gerecht, so wie heute die Verteilung von Reichtum und Armut sowohl zwischen den Ländern wie auch innerhalb von den Ländern ja nicht besonders gerecht ist. Da wird man mit einer CO2-Besteuerung vermutlich auch nicht viel ändern können. Aber für mich ist einfach wichtig, dass man sich als Konsument eben darauf einstellen muss, dass es in den nächsten Jahren auf jeden Fall zu einer Verteuerung von Energie oder Energienutzung kommen wird, und da ist es gut, schon heute sich drauf vorzubereiten. Also, wenn man ein Auto kauft, sollte man sich ein Niedrigverbrauchsauto kaufen, dann hat man schon gegen hohe Benzinpreise gegengesteuert und man kann es auch in ein paar Jahren dann noch zu einem vernünftigen Preis verkaufen.
Heise: Die CO2-Quote ist unser Thema im Deutschlandradio Kultur mit dem stellvertretenden Geschäftsführer des Freiburger Öko-Instituts Rainer Grießhammer. Herr Grießhammer, die Weltwährung der Zukunft heißt CO2, das vermutet Dirk Asendorpf im Beitrag eben, den wir gehört haben. Glauben Sie das auch?
Grießhammer: Ja, die wird auf jeden Fall dadurch zur Währung werden, dass die Energiepreise sehr massiv ansteigen werden, das war ja schon vor anderthalb Jahren abzusehen, und dass es eine Reihe von Auflagen zum Klimaschutz geben wird, die sich an CO2 orientieren. Und egal, ob das jetzt tatsächlich eine Währung ist, die man ganz konkret abrechnet, wird dieses Zusammenwirken von hohen Energiepreisen und CO2-Auflagen dazu führen, dass sich Wirtschaft aber indirekt auch Verbraucher an CO2 orientieren.
Heise: Sie haben ja den Emissionshandel, der zwischen den Ländern existiert, schon erwähnt, also, Industrieländer, die viel CO2 emittieren, können bei Entwicklungsländern Quoten kaufen. Das heißt ja auch, dass das Geld dann in zum Beispiel Umweltschutzprojekte geht, das ist ja so eine Art neue Entwicklungshilfe. Könnte das eine Umverteilung zugunsten ärmerer Länder werden?
Grießhammer: Ja, das wird sicherlich zum Teil zur Umverteilung führen. Auf der anderen Seite ist es so, dass wenn Entwicklungsländer und vor allem auch die großen Schwellenländer, die bevölkerungsreichen wie China und Indien, wenn die sich wirtschaftlich entwickeln – und da sind sie ja sehr stark dabei –, dann werden sie sehr schnell auch in Richtung von diesen zwei Tonnen pro Kopf kommen. Und das heißt, dann wird es irgendwann mit der sozusagen weltweiten Verrechnung – wir können hier mehr konsumieren, aber können das über Einsparprojekte in China oder Indien kompensieren – sehr schnell Schluss ein.
Heise: Also das heißt, dann läuft das auch so nicht mehr, dann ist wieder vielleicht jeder Einzelne gefragt. Da geht ja die Stadt Freiburg ziemlich weit mit sehr konkreten Tipps für jeden Einzelnen bis hin zur CO2-Diät.
Grießhammer: Ja, man kann als Einzelner tatsächlich sehr viel tun. Man kann heute schon bis zu 40 Prozent CO2 sparen, und zwar wohlgemerkt, ohne dafür mehr Geld zu zahlen, im Gegenteil, man spart sogar noch dabei. Ich will jetzt einfach mal ein konkretes Beispiel geben: Ich wohne im Zwei-Personen-Haushalt, der braucht normal 3000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Wir brauchen nur 1500 Kilowattstunden. Dadurch sparen wir 300 Euro pro Jahr an Stromkosten und wir haben jetzt nicht so einen Haushalt, wo dann nur die Kerze an ist, sondern wir haben einen völlig normal eingerichteten Haushalt mit Wäschetrockner, Spülmaschine, Computer, Festplattenrekorder und so weiter.
Heise: Das heißt, Sie setzen auch darauf, den Leuten jetzt nicht Angst zu machen und nur Verzicht, Verzicht, Verzicht zu predigen, sondern das geht auch mit einem angenehmen Lebensstil?
Grießhammer: Ja, man kann da mit ganz kühlem Kopf anfangen, Energiesparlampen, den unnützen hohen Standby-Strom abstellen und vor allem immer, wenn man neue Geräte kauft, neue Elektrogeräte, ein neues Auto, dort eben die wirklich energiesparenden Geräte oder Produkte kaufen. Und dann ist man schon auf einem sehr sicheren Weg, auch wenn die Energiepreise steigen und auch wenn CO2-Auflagen kommen.
Heise: Sagt Rainer Grießhammer, Autor der Bücher "Öko-Knigge" und "Klima-Knigge" und stellvertretender Geschäftsführer des Freiburger Öko-Instituts. Ich danke Ihnen, Herr Grießhammer, für das Gespräch!
Grießhammer: Gerne!
Rainer Grießhammer: Guten Morgen, Frau Heise!
Heise: Sie haben in unserem Ökotopia hier im Radiofeuilleton die Aufgabe, uns allen zu erklären, wie wir denn nun mit unserer CO2-Quote auskommen sollen. Beginnen wir mal mit dem Verkehr. Wie sollen wir uns fortbewegen, wenn es keine Privatautos mehr gibt?
Grießhammer: Es wird tatsächlich erhebliche Änderungen geben müssen, natürlich in einem langen Übergangszeitraum von 15, 20, 25 Jahren. Man wird dann einen sehr gut ausgebauten, öffentlichen Nahverkehr haben. Es wird viele Elektroautos geben, leichte Elektroautos, leichte Elektroräder, und der Strom für die Elektroautos wird regenerativ erzeugt, also aus Windkraft, Solarenergie. Und es wird vermutlich eine große Carsharing-Flotte geben, sodass man auf eigene Autos weitgehend verzichten kann, sicherlich nicht überall auf dem Land, aber in den großen Städten auf jeden Fall.
Heise: Wie sieht es mit dem Flugverkehr aus? Ich meine, da kann ich jetzt nicht einfach auf eine andere Energiequelle umsteigen. Was mache ich da?
Grießhammer: Flugverkehr ist tatsächlich schwierig, der wird sicherlich abnehmen. Innerdeutsch wird man kaum noch fliegen, sondern mit Hochgeschwindigkeitszügen fahren, die ja heute auch schon fast schneller sind, wenn man tatsächlich von Innenstadt zu Innenstadt rechnet. Problem beim Flugverkehr ist, dass man keine Elektroflugzeuge haben wird, weil dort die Akkus zu schwer sind und man zu viele bräuchte. Dort wird man wahrscheinlich die Biotreibstoffe, die man noch erzeugen kann, einsetzen, das heißt, alle Biotreibstoffe werden in den Flugverkehr gehen.
Heise: Jetzt hatte Herr Asendorpf angeregt, wenn man trotzdem zum Beispiel nach Kalifornien fliegen möchte, dann sollte man sich drei nepalesische Bauern suchen und mit denen Abkommen treffen.
Grießhammer: Ja, die Idee von so einer CO2-Quote ist ja nicht neu, das gibt es heute schon im Prinzip bei den internationalen Vereinbarungen zwischen den Ländern und beim sogenannten Emissionshandel, wo die großen Unternehmen einbezogen sind. Auf die Privatverbraucher wird es vermutlich nie übertragen werden, weil das einfach ein zu bürokratisches System wäre. Natürlich könnte man sagen: Jeder kauft nur noch mit einer Kreditkarte ein, und dort wird dann automatisch bei jedem Einkauf die CO2-Menge gebucht. Aber das ist wahrscheinlich viel einfacher, dass es dann entsprechend über Besteuerung von Heizenergie, von Benzin und Strom umgelegt wird. Das heißt, so bürokratisch wird es nicht werden und man kann da im einzelnen Fall gut damit umgehen.
Heise: Das heißt, man würde die Verschmutzung sozusagen immer gleich schon in den Preis mit einrechnen, anders als das heute tatsächlich der Fall ist. Das würde aber auch bedeuten, bestimmte Dinge – bleiben wir mal bei dem Flug nach Kalifornien – der würde wahnsinnig teuer werden, das heißt, das können sich eigentlich nur noch Reiche leisten, die Umwelt zu verschmutzen. Ist das gerecht?
Grießhammer: Das ist sicherlich nicht gerecht, so wie heute die Verteilung von Reichtum und Armut sowohl zwischen den Ländern wie auch innerhalb von den Ländern ja nicht besonders gerecht ist. Da wird man mit einer CO2-Besteuerung vermutlich auch nicht viel ändern können. Aber für mich ist einfach wichtig, dass man sich als Konsument eben darauf einstellen muss, dass es in den nächsten Jahren auf jeden Fall zu einer Verteuerung von Energie oder Energienutzung kommen wird, und da ist es gut, schon heute sich drauf vorzubereiten. Also, wenn man ein Auto kauft, sollte man sich ein Niedrigverbrauchsauto kaufen, dann hat man schon gegen hohe Benzinpreise gegengesteuert und man kann es auch in ein paar Jahren dann noch zu einem vernünftigen Preis verkaufen.
Heise: Die CO2-Quote ist unser Thema im Deutschlandradio Kultur mit dem stellvertretenden Geschäftsführer des Freiburger Öko-Instituts Rainer Grießhammer. Herr Grießhammer, die Weltwährung der Zukunft heißt CO2, das vermutet Dirk Asendorpf im Beitrag eben, den wir gehört haben. Glauben Sie das auch?
Grießhammer: Ja, die wird auf jeden Fall dadurch zur Währung werden, dass die Energiepreise sehr massiv ansteigen werden, das war ja schon vor anderthalb Jahren abzusehen, und dass es eine Reihe von Auflagen zum Klimaschutz geben wird, die sich an CO2 orientieren. Und egal, ob das jetzt tatsächlich eine Währung ist, die man ganz konkret abrechnet, wird dieses Zusammenwirken von hohen Energiepreisen und CO2-Auflagen dazu führen, dass sich Wirtschaft aber indirekt auch Verbraucher an CO2 orientieren.
Heise: Sie haben ja den Emissionshandel, der zwischen den Ländern existiert, schon erwähnt, also, Industrieländer, die viel CO2 emittieren, können bei Entwicklungsländern Quoten kaufen. Das heißt ja auch, dass das Geld dann in zum Beispiel Umweltschutzprojekte geht, das ist ja so eine Art neue Entwicklungshilfe. Könnte das eine Umverteilung zugunsten ärmerer Länder werden?
Grießhammer: Ja, das wird sicherlich zum Teil zur Umverteilung führen. Auf der anderen Seite ist es so, dass wenn Entwicklungsländer und vor allem auch die großen Schwellenländer, die bevölkerungsreichen wie China und Indien, wenn die sich wirtschaftlich entwickeln – und da sind sie ja sehr stark dabei –, dann werden sie sehr schnell auch in Richtung von diesen zwei Tonnen pro Kopf kommen. Und das heißt, dann wird es irgendwann mit der sozusagen weltweiten Verrechnung – wir können hier mehr konsumieren, aber können das über Einsparprojekte in China oder Indien kompensieren – sehr schnell Schluss ein.
Heise: Also das heißt, dann läuft das auch so nicht mehr, dann ist wieder vielleicht jeder Einzelne gefragt. Da geht ja die Stadt Freiburg ziemlich weit mit sehr konkreten Tipps für jeden Einzelnen bis hin zur CO2-Diät.
Grießhammer: Ja, man kann als Einzelner tatsächlich sehr viel tun. Man kann heute schon bis zu 40 Prozent CO2 sparen, und zwar wohlgemerkt, ohne dafür mehr Geld zu zahlen, im Gegenteil, man spart sogar noch dabei. Ich will jetzt einfach mal ein konkretes Beispiel geben: Ich wohne im Zwei-Personen-Haushalt, der braucht normal 3000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Wir brauchen nur 1500 Kilowattstunden. Dadurch sparen wir 300 Euro pro Jahr an Stromkosten und wir haben jetzt nicht so einen Haushalt, wo dann nur die Kerze an ist, sondern wir haben einen völlig normal eingerichteten Haushalt mit Wäschetrockner, Spülmaschine, Computer, Festplattenrekorder und so weiter.
Heise: Das heißt, Sie setzen auch darauf, den Leuten jetzt nicht Angst zu machen und nur Verzicht, Verzicht, Verzicht zu predigen, sondern das geht auch mit einem angenehmen Lebensstil?
Grießhammer: Ja, man kann da mit ganz kühlem Kopf anfangen, Energiesparlampen, den unnützen hohen Standby-Strom abstellen und vor allem immer, wenn man neue Geräte kauft, neue Elektrogeräte, ein neues Auto, dort eben die wirklich energiesparenden Geräte oder Produkte kaufen. Und dann ist man schon auf einem sehr sicheren Weg, auch wenn die Energiepreise steigen und auch wenn CO2-Auflagen kommen.
Heise: Sagt Rainer Grießhammer, Autor der Bücher "Öko-Knigge" und "Klima-Knigge" und stellvertretender Geschäftsführer des Freiburger Öko-Instituts. Ich danke Ihnen, Herr Grießhammer, für das Gespräch!
Grießhammer: Gerne!