Amanda Gorman

Wie Frauen den Machtwechsel in den USA prägen

07:29 Minuten
Amanda Gorman, gekleidet in einen leuchtend gelben Mantel, steht am Pult mit Mikrofon und hat beide Hände erhoben, während sie ein Gedicht rezitiert
Amanda Gorman rezitiert ihr Gedicht "The Hill We Climb“ ("Der Hügel, den wir erklimmen"): einer der Höhepunkte bei der Inauguration Joe Bidens. © picture alliance / Consolidated News Photos / Patrick Semansky
Elisabeth Ruge im Gespräch mit Anke Schaefer |
Audio herunterladen
Ihr Auftritt machte Eindruck: Amanda Gorman trug bei der Amtseinführung Joe Bidens als US-Präsident ein Gedicht vor. Sie ist nicht die einzige Frau, von der sich die Literaturagentin Elisabeth Ruge eine Zeitenwende in den USA verspricht.
Es ist ein Gedicht, das die 22 Jahre alte US-amerikanische Lyrikerin und Aktivistin Amanda Gorman für den Tag der Amtseinführung Joe Bidens als Präsident verfasst hatte: "The Hill We Climb", zu Deutsch: "Der Hügel, den wir erklimmen". Darin beschwört sie ein geeintes Land, das sich "allen Kulturen, Farben, Charakteren" verpflichtet fühle. Weiter heißt es: "Richten wir die Blicke nicht auf das, was zwischen uns steht, sondern auf das, was vor uns steht."
Amanda Gorman könne zur "Ikone" werden, glaubt die Literaturagentin Elisabeth Ruge. "Ich fand so gut an diesem Gedicht, dass dieses 'Gemeinschaft bauen, Demokratie erhalten, stärken', dass das immer ein 'Work in progress' ist", sagt Ruge. "Wir kommen nie ans Ziel, es muss immer weiter gehen, aber dieses Ziel müssen wir vor Augen haben."

Ein beeindruckendes Bekenntnis zu Fragilität

Beeindruckt zeigt sich Ruge auch von Gormans Bekenntnis, sie habe ihr Gedicht wegen eines Sprachfehlers und aus "Angst zu stolpern" immer wieder geübt. "Diese Fragilität, diese Schwäche ganz bewusst einzuräumen, das verbindet sie eventuell auch mit Biden."
Vizepräsidentin Kamala Harris und ihr Mann Doug Emhoff winken
Statement in Lila: Mit dem Mantel wollte Vize-Präsidentin Kamala Harris an die erste schwarze Abgeordnete des US-Kongresses erinnern, deren Markenzeichen Lila und Gold waren.© imago images / MediaPunch
Darüber hinaus beobachtete Ruge bei Frauen auf der Tribüne vor dem Kapitol "bedeutsame" Statements, die diese auch über die Wahl ihrer Kleidung signalisierten. So sei der Mantel von Vizepräsidentin Kamala Harris lila gewesen - ein Hinweis auf die erste schwarze Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus, Shirley Chisholm. "Das war nicht ein Defilieren auf dem Laufsteg", betont Ruge.
Frauen könnten aus ihrer Sicht in naher Zukunft auch das Präsidentenamt übernehmen. Als Beispiele für den Fortschritt nennt sie Sonya Sotomayor, die erste Latina im Amt einer Richterin am Supreme Court, außerdem Bidens Pressesprecherin Jen Psaki und seine Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines. Neben Kamala Harris habe sie bei der Inauguration "viele große starke Frauen" gesehen, sagt Ruge.
(bth)

Elisabeth Ruge ist Literaturagentin in Berlin. Nach Jahren als Lektorin und Verlegerin kehrte sie 2014 der Berliner Dependance des Hanser Verlages den Rücken und gründete ihre eigene Literaturagentur. Ruge vertritt zahlreiche renommierte Schriftsteller und hat unter anderem den Literatur-Nobelpreis für die belarussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch mitgewonnen, die sie ins Deutsche übersetzen ließ.

Mehr zum Thema